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Große Ansiedelungen ziehen die ganze Wirtschaft mit, zeigt auch das Beispiel Tesla in Brandenburg (© Gettyimages / Sean Gallup)
Klaus-Heiner Röhl / Matthias Diermeier / Holger Schäfer / Wido Geis-Thöne / Axel Plünnecke / Oliver Koppel IW-Nachricht 1. Oktober 2024

Tag der deutschen Einheit: Wo der Osten besonders punktet

Abgehängter Osten? Das war mal! 34 Jahre nach der Wiedervereinigung haben die neuen Bundesländer sich als Wirtschaftsstandort etabliert – und den Westen in manchen Dingen übertrumpft. Fünf Dinge, in denen der Osten spitze ist.

34 Jahre Einheit – eigentlich ein Grund zum Feiern. Doch die Stimmung in den neuen Bundesländern war schon mal besser. Komplizierte Mehrheitsverhältnisse und Konflikte wie im thüringischen Landtag bestimmen die Schlagzeilen. Die Landtagswahlen haben gezeigt: Die Menschen im Osten sind unzufrieden mit der Lage – und sorgen sich um die Zukunft. Dabei gibt es auch Grund zum Optimismus. 

In welchen Bereichen es im Osten besonders gut läuft:  

  1. Im Osten geht die Sonne auf: In den neuen Bundesländern wird heute schon ein Viertel der deutschen Solarenergie erzeugt. Bei der Windkraft sieht es sogar noch besser aus: Mitte 2024 stand mehr als jedes dritte aller 30.000 deutschen Onshore-Windkraftanlagen im Osten. Weil die Verfügbarkeit von grüner Energie immer wichtiger wird, ist das ein entscheidender Standortfaktor (IW-Studie: Breite Zustimmung zum Ausbau der Erneuerbaren – Widerstände im ländlichen Ostdeutschland).
     
  2. Der Osten ist für ausländische Unternehmen attraktiv: In Thüringen und Sachsen sind die Investitionen in vergangenen zehn Jahren dank Ansiedlungen wie die des taiwanesischen Chiphersteller TSMC um 25 Prozent gestiegen. Große Ansiedelungen ziehen die ganze Wirtschaft mit, zeigt auch das Beispiel Tesla: Im Jahr der Eröffnung der Werkseröffnung stiegen die Unternehmensinvestitionen in Brandenburg um 85 Prozent zum Vorjahr– das BIP des Landes sogar um zwei Prozent. 
     
  3. Steigende Frauenerwerbsquoten sind ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Der Osten macht es vor: Dort sind zwischen 74 und 76 Prozent der Frauen erwerbstätig. Spitzenreiter unter den fünf ostdeutschen Bundesländern ist Sachsen mit 76,3 Prozent. Zum Vergleich: In NRW sind es 70 Prozent. Bundesweit betrachtet ist nur in Bayern die Frauenerwerbsquote noch höher.
     
  4. Bei den Kitaplätzen schneidet Ostdeutschland besser ab: So besuchen im Osten 55,2 Prozent der unter Dreijährigen eine institutionelle Betreuung; in Westdeutschland sind es nur 33,9 Prozent.
     
  5. Auch bei der Bildung ist der Osten spitze. Laut dem INSM-Bildungsmonitor hat der Freistaat Sachsen etwa das derzeit beste Bildungssystem des Landes. Und auch die ostdeutschen Hochschulen sind besonders innovativ: Hochschulen in Sachsen und Thüringen melden gemessen an ihrer Größe im bundesweiten Vergleich die meisten Patente an. Auf je 1.000 Studenten kamen im Zeitraum von 2017 bis 2021 in Sachsen und Thüringen jeweils mehr als fünf Patentanmeldungen – im Bundesschnitt sind es gerade einmal zwei (IW-Studie: Patentanmeldungen der Hochschulen). 
     

„34 Jahre nach dem Fall der Mauer zeigt sich: Der Aufbau Ost ist alles andere als gescheitert“, sagt IW-Ostexperte Klaus-Heiner Röhl. „Ostdeutschland etabliert sich vielmehr als vielversprechender Wirtschaftsstandort. Dennoch bleibt die Demografie eine Herausforderung.“ Daher brauche es – insbesondere in den ländlichen Regionen – angemessene Bildungsangebote, Offenheit für Zuwanderung, einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr und schnelles Internet.

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