Die vorliegende Studie untersucht die Ausbildungsstrategien deutscher Unternehmen in Schwellenländern. Anhand teilstrukturierter Interviews wird exemplarisch auf die Erfahrungen von 16 Unternehmen in sechs Ländern eingegangen, um daraus ableitend Handlungsempfehlungen für die Ausbildung und Fachkräftesicherung im Ausland zu formulieren.
Fachkräftesicherung deutscher Unternehmen im Ausland: Erfahrungen bei der Übertragung dualer Ausbildungselemente
Gutachten für die Robert-Bosch-Stiftung
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Die vorliegende Studie untersucht die Ausbildungsstrategien deutscher Unternehmen in Schwellenländern. Anhand teilstrukturierter Interviews wird exemplarisch auf die Erfahrungen von 16 Unternehmen in sechs Ländern eingegangen, um daraus ableitend Handlungsempfehlungen für die Ausbildung und Fachkräftesicherung im Ausland zu formulieren.
Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1) Eine für alle Länder, Branchen oder Unternehmensgrößen gleichermaßen erfolgversprechende Ausbildungsstrategie gibt es nicht. Vielmehr führen eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen die befragten Unternehmen an ihr Ziel, in ausreichendem Maße adäquat ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen.
2) Wenn eine Ausbildung nach deutschem Standard angestrebt wird, setzen Unternehmen oftmals auf eine Kooperation mit den lokalen Auslandshandelskammern. Andere Unternehmen implementieren eigene duale Ausbildungsgänge, die mehr oder weniger eng mit dem lokalen Berufsbildungssystem verwoben sind. Schließlich gibt es eine Reihe von Unternehmen, bei denen die Ausbildung keinem festen Curriculum folgt, sondern bei denen die fallweise, projektbezogene und individuelle Qualifizierung der Mitarbeiter im Vordergrund steht.
3) Obgleich eine Fülle unterschiedlicher Ansätze im Bereich der Ausbildung existiert, gibt es dennoch eine Reihe von Erfolgsfaktoren, die vor dem Hintergrund unterschiedlicher institutioneller und kultureller Rahmenbedingungen den Ausbildungserfolg der Unternehmen unterstützen.
- Auch wenn es keine eindeutigen länderspezifischen Strategien gibt, so gilt es für Unternehmen insbesondere, Rücksicht auf die lokale Kultur und Mentalität zu nehmen. Oft ist eine duale Ausbildung nach deutschem Vorbild nicht bekannt, sodass bei Jugendlichen für diese Art der Berufsbildung erst das Interesse geweckt werden muss.
- Auch lohnt es sich, den Kontakt zu anderen deutschen Unternehmen zu suchen, um sich gemeinsam über Ausbildungsbelange vor Ort auszutauschen – so können wertvolle Kooperationen entstehen.
- Sich frühzeitig mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen ist ebenso wichtig wie erfolgsfördernd. Darüber hinaus sollten sich Unternehmen das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen und aktiv Präsenz zeigen, um die eigenen Positionen und Interessen standhaft zu vertreten.
4) Neben den genannten Erfolgsfaktoren stießen die befragten Unternehmen bei der Implementierung ihrer Ausbildungsstrategien auch auf eine Reihe von Hindernissen.
- Insbesondere die geringe schulische Vorbildung der potenziellen Nachwuchskräfte und das auf reines Theoriewissen ausgelegte (Berufs-)Schulsystem wurden hierbei an erster Stelle genannt.
- Auch die Kooperation mit den dualen Partnern und Behörden laufen nicht immer problemlos – vielfach klaffen zwischen Worten und Taten große Lücken, die mühsam geschlossen werden müssen.
Die Ausbildung im Ausland ist in jedem Fall eine komplexe Aufgabe, die von Unternehmen flexible und pragmatische Lösungsansätze einfordert. Obgleich es nicht „die“ Lösung bzw. Strategie gibt, so können Unternehmen doch voneinander lernen, um so ihren Fachkräftenachwuchs langfristig erfolgreich zu decken.
Markus Körbel / Sarah Pierenkemper / Michael Zibrowius: Fachkräftesicherung deutscher Unternehmen im Ausland – Erfahrungen bei der Übertragung dualer Ausbildungselemente
Gutachten für die Robert-Bosch-Stiftung
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

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