1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Steuerrabatte für Ausländer: Jährliche Kosten von 600 Millionen Euro
Zeige Bild in Lightbox Studentischer Ingenieur montiert Roboterarm mit Computer in der Technologiewerkstatt. Servicetechniker, der die Robotersteuerung hält und die Schweißhardware des Roboterarms überprüft.
In vielen Branchen fehlen Fachkräfte. Ausländische Fachkräfte mit Steuerrabatten zu locken, ist jedoch der falsche Weg. (© Gettyimages/NewSaetiew)
Martin Beznoska IW-Nachricht 23. Juli 2024

Steuerrabatte für Ausländer: Jährliche Kosten von 600 Millionen Euro

Die Debatte um Steuervergünstigungen für ausländische Fachkräfte erhitzt weiter die Gemüter. Die Steuergeschenke würden nach neuen Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bis zu 600 Millionen Euro kosten – und dabei wenig bringen.

Die deutsche Wirtschaft leidet unter dem Fachkräftemangel. So fehlen derzeit etwa 573.000 qualifizierte Arbeitskräfte (IW-Studie: Fachkräftemangel). Um diese Fachkräftelücke zu schließen, will die Ampel ausländische Fachkräfte mit Steuerrabatten nach Deutschland locken. Die Idee: Für ausländische Fachkräfte sollen im ersten Jahr 30 Prozent des Bruttolohnes steuerfrei sein, im zweiten Jahr 20 Prozent und im dritten Jahr zehn Prozent. Diese Regelung würde etwa 70.000 Personen aus Nicht-EU-Ländern betreffen, die zum ersten Mal eine Aufenthaltserlaubnis für Arbeitszwecke erhalten haben.  

600 Millionen Euro Kosten 

Im ersten Jahr würde der Staat für diese Steuergeschenke auf 300 Millionen Euro verzichten. Nach drei Jahren – wenn der erste Jahrgang nur noch zehn Prozent Rabatt bekäme und neue Fachkräfte dazugekommen wären, würden die Kosten auf bis zu 600 Millionen Euro im Jahr ansteigen. Die Kosten könnten noch höher ausfallen – je nachdem, wie gut ausländische Fachkräfte ausgebildet sind und wie viel sie verdienen. Sie könnten niedriger liegen, wenn Fachkräfte in den drei Jahren wieder zurückwandern oder niedriger Qualifizierte kommen.  

Würde der 30-Prozent-Steuerrabatt dagegen für die gesamte Bevölkerung gelten, lägen die Steuerausfälle etwa bei 160 Milliarden Euro. Das sind fast 40 Prozent der gesamten Steuereinnahmen aus der Einkommensteuer. Selbst wenn zehn Prozent Steuern erlassen werden, müsste der Staat immer noch mit einem Verlust von 60 Milliarden Euro rechnen, was 14 Prozent der Einnahmen entspricht. 

Steuerrabatte falscher Hebel  

Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben, ist richtig und sinnvoll – Steuererleichterungen sind jedoch der falsche Weg dafür. „Steuerrabatte für eine spezielle Gruppe sind diskriminierend im Sinne der Steuergerechtigkeit, besser wäre es, die Abgabenlast für alle zu senken“, sagt IW-Steuerexperte Martin Beznoska. Zudem bleibt fraglich, ob das Instrument überhaupt zusätzliche Fachkräfte anlockt, wenn es nach drei Jahren wegfällt. Weniger Bürokratie und kürzere Visumverfahren wären besser und wirksamer.   

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Ökologische Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Weiterbildung
Sabine Köhne-Finster / Susanne Seyda IW-Trends Nr. 4 5. Dezember 2024

IW-Weiterbildungserhebung 2023: Ökologische Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Weiterbildung

Die IW-Weiterbildungserhebung 2023 zeigt, dass sich viele Unternehmen intensiv mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Bei der Umsetzung und Planung ökologisch nachhaltiger Maßnahmen zeigt sich hingegen erst eine moderate Aktivität.

IW

Artikel lesen
Paula Risius / Franziska Arndt / Philip Herzer Gutachten 4. Dezember 2024

KOFA-Kompakt 11/2024: Anreize setzen: Wie Unternehmen Teilzeitkräfte für mehr Stunden gewinnen

Fast jede:r dritte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland arbeitet in Teilzeit – mit steigender Tendenz. Teilzeit bietet vielen Beschäftigten erst die Möglichkeit, trotz weiterer Verpflichtungen oder Einschränkungen, erwerbstätig zu sein.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880