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Axel Plünnecke IW-Kurzbericht Nr. 83 31. Oktober 2021 Inder haben die höchsten Medianlöhne in Deutschland

Seit 2012 hat die qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten stark zur Fachkräftesicherung in den akademischen Berufen beigetragen. In der Folge ist zu beobachten, dass der Medianmonatslohn von allen in Vollzeit sozialversicherungspflichtig beschäftigten Indern in Deutschland mit 4.824 Euro fast 1.300 Euro über dem entsprechenden Medianwert der Deutschen in Höhe von 3.541 Euro liegt. In akademischen MINT-Berufen liegen die Medianlöhne von Indern im Alter zwischen 25 und unter 45 Jahren mit 5.276 Euro etwa auf dem Niveau der Deutschen mit 5.207 Euro.

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Inder haben die höchsten Medianlöhne in Deutschland
Axel Plünnecke IW-Kurzbericht Nr. 83 31. Oktober 2021

Inder haben die höchsten Medianlöhne in Deutschland

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Seit 2012 hat die qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten stark zur Fachkräftesicherung in den akademischen Berufen beigetragen. In der Folge ist zu beobachten, dass der Medianmonatslohn von allen in Vollzeit sozialversicherungspflichtig beschäftigten Indern in Deutschland mit 4.824 Euro fast 1.300 Euro über dem entsprechenden Medianwert der Deutschen in Höhe von 3.541 Euro liegt. In akademischen MINT-Berufen liegen die Medianlöhne von Indern im Alter zwischen 25 und unter 45 Jahren mit 5.276 Euro etwa auf dem Niveau der Deutschen mit 5.207 Euro.

Seit dem Jahr 2012 wirbt die Bundesregierung um qualifizierte Zuwanderer aus Drittstaaten mit Schwerpunkt auf akademische MINT-Berufe. Diese Strategie ist umso wichtiger, da für die Herausforderungen von Digitalisierung und Dekarbonisierung in den kommenden Jahren ein hoher und steigender Bedarf in den akademischen MINT-Berufen besteht und zugleich der demografische Wandel dazu führt, dass in steigendem Maße ältere MINT-Akademiker in den kommenden Jahren den Arbeitsmarkt verlassen werden (Anger et al., 2021; Demary et al., 2021).

Bereits in den letzten Jahren hat die Zuwanderung aus Drittstaaten stark zur Fachkräftesicherung in den akademischen MINT-Berufen beigetragen. So waren Ende 2012 rund 30.298 Personen mit einer Staatsangehörigkeit aus Drittstaaten (ohne die Hauptherkunftsländer der Geflüchteten Syrien, Irak, Afghanistan und Eritrea) in akademischen MINT-Berufen beschäftigt. Bis Ende März 2021 stieg diese Anzahl um 196 Prozent auf 89.730 an (ohne UK). Besonders stark war dabei der Zuwachs von Indern in akademischen MINT-Berufen. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Inder nahm in diesen Berufen im gleichen Zeitraum von 3.750 auf 18.602 und damit um 396 Prozent zu (Aktualisierung der Daten zu Anger et al., 2021).

Die in den letzten Jahren beobachtbare hohe Zuwanderung von Personen aus Drittstaaten in akademischen MINT-Berufen wirkt sich auch auf die Beschäftigungsstruktur der vollzeitbeschäftigten Personen im Alter zwischen 25 und 44 aus. So sind in dieser Altersgruppe in Deutschland insgesamt 6,9 Prozent aller vollzeitbeschäftigten Personen in akademischen MINT-Berufen tätig. Unter Deutschen beträgt der Anteil 7,0 Prozent und unter Ausländern 6,7 Prozent. Am stärksten prägen die akademischen MINT-Berufe die Beschäftigung von Indern – 36,2 Prozent aller vollzeitbeschäftigten Personen im Alter zwischen 25 und 44 sind hier in akademischen MINT-Berufen tätig. Bei Chinesen beträgt der entsprechende Anteil 25,7 Prozent, bei Brasilianern 23,3 Prozent und bei Personen aus dem sonstigen Mittel- und Südamerika 17,2 Prozent. Unter den 25- bis 44-jährigen Personen mit EU-Staatsangehörigkeit ist der Beschäftigtenanteil in akademischen MINT-Berufen vor allem hoch unter Spaniern mit 17,2 Prozent und Franzosen mit 16,9 Prozent (BA, 2021).

Die Entgeltstatistik als Bestandteil der Beschäftigungsstatistik liefert ein differenziertes Bild über die sozialversicherungspflichtigen Bruttomonatsentgelte inklusive Sonderzahlungen und fußt auf Entgeltinformationen der Arbeitgebermeldungen zur Sozialversicherung und stellt damit eine Vollerhebung der Beschäftigten dar. Als Stichtag wird der 31. Dezember 2020 gewählt, wobei alle Angaben auf einen monatlichen Zeitraum normiert und auf sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte einer Kerngruppe bezogen werden. 

Betrachtet man die Medianlöhne aller in Vollzeit beschäftigten Personen, so ist zunächst ein Alterseffekt feststellbar – der Medianlohn von Personen im Alter von 45 Jahren und älter liegt mit 3.652 Euro über dem Medianlohn von Personen im Alter von 25 bis unter 45 Jahren mit 3.385 Euro. Insgesamt beträgt der Medianlohn 3.427 Euro und liegt unter Deutschen mit 3.541 Euro über dem Medianlohn der Ausländer mit 2.638 Euro. Betrachtet man die Regionen mit den höchsten Medianlöhnen der entsprechenden Staatsangehörigkeiten, so liegen die Inder mit einen Medianmonatslohn von 4.824 Euro an der ersten Stelle unter den Vollzeitbeschäftigten in Deutschland. Dies ist auf der einen Seite überraschend, da von knapp 50.000 vollzeitbeschäftigten Indern nur knapp 3.500 im Alter von 45 Jahren oder älter sind. Auf der anderen Seite sind aber wie genannt allein 36,2 Prozent der vollzeitbeschäftigten Inder in akademischen MINT-Berufen tätig – unter den 25- bis 44-Jährigen beträgt dieser Anteil sogar 37,4 Prozent.

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Auf den weiteren Rängen folgen Personen mit einer Staatsangehörigkeit aus Nordeuropa mit 4.656 Euro, Österreicher mit 4.582 Euro, US-Amerikaner mit 4.468 Euro. Auch Briten/Iren, Chinesen, Schweizer, Brasilianer und Staatsangehörige der Benelux-Länder liegen beim Medianlohn der Vollzeitbeschäftigten über der Marke von 4.000 Euro. Franzosen liegen mit 3.952 über dem Medianlohn der Deutschen, Spanier mit 3.492 Euro leicht darunter (BA, 2021). Vergleichsweise geringe Medianmonatslöhne weisen Vollzeitbeschäftigte mit einer Staatsangehörigkeit aus Syrien mit 2.195 Euro, Rumänien 2.157 Euro, Bulgarien mit 2.072 Euro auf. Auch für die Sammelregion restliches Afrika (ohne Nordafrika mit 2.763 Euro) liegt der Medianlohn mit 2.150 Euro auf ähnlichem Niveau. Bei diesen Personengruppen liegt der Grund der vergleichsweise geringen Medianlöhne darin, dass über die Hälfte der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einer Staatsangehörigkeit aus Rumänien, Bulgarien und der Region sonstiges Afrika in Helfertätigkeiten beschäftigten sind. Bei Syrern liegt der Anteil knapp unter der Hälfte. Der Medianlohn beschreibt damit in der Regel hier die Vergütung in einer Helfertätigkeit.

Die hohen Medianlöhne der Inder sind hingegen auf den mit über einem Drittel hohen Anteil der Inder in akademischen MINT-Berufen zurückzuführen. Dazu kommen noch zahlreiche Tätigkeiten in anderen akademischen Berufen, sodass der Medianmonatslohn von Indern in Deutschland eine akademische Tätigkeit charakterisiert.

Für die Beurteilung des Erfolgs der qualifizierten Zuwanderung aus Drittstaaten ist neben dem Blick auf die Beschäftigungsstruktur auch ein Blick auf die Medianlöhne in den für die qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten besonders relevanten akademischen MINT-Berufen lohnenswert. Da die hohe Zuwanderungsdynamik erst nach 2012 eingetreten ist, werden dabei nur Personen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren betrachtet. In der Altersgruppe von 45 Jahren und älter gibt es nur sehr wenige Personen aus Drittstaaten, die in akademischen MINT-Berufen tätig sind. Dazu hat in dieser Altersgruppe auch ein großer Teil der am Arbeitsmarkt erfolgreichen Zuwanderer die deutsche Staatsangehörigkeit erworben, so dass der Blick auf die Staatsangehörigkeit die Arbeitsmarkterfolge in dieser Gruppe unterschätzen würde.

Vollzeitbeschäftigte Personen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren erreichen in akademischen MINT-Berufen einen Medianlohn von 5.185 Euro. Größere Unterschiede zwischen Deutschen mit 5.207 Euro und Ausländern mit 5.065 Euro gibt es nicht. Der Medianlohn der Inder liegt mit 5.276 Euro in diesen Berufen leicht oberhalb der Medianlöhne der Deutschen. Mit 16.349 Beschäftigten in dieser Alters- und Berufsgruppe ist der Medianlohn der Inder auch aussagekräftig. Auch der Medianlohn der Drittstaatsangehörigen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren aus den USA mit 5.788 Euro und Brasilien mit 5.485 Euro liegt in akademischen MINT-Berufen in Deutschland über dem Niveau der Deutschen, bei Chinesen mit 4.850 Euro leicht darunter.

Den höchsten Medianlohn in dieser Alters- und Berufsgruppe erreichen die Österreicher mit 6.188 Euro (2.721 Personen) vor den Franzosen mit 6.017 Euro (4.967 Personen). Aber auch unter Slowaken mit 5.448 Euro, Tschechen mit 5.409 Euro oder Rumänen mit 5.295 Euro erreichen Personengruppen aus der EU im Alter zwischen 25 und 45 Jahren in akademischen MINT-Berufen hohe Medianlöhne, bei denen die Gesamtmedianlöhne über alle Personengruppen in allen Berufen vergleichsweise niedrig sind. Vergleichsweise niedrig sind die Löhne von Syrern im Alter zwischen 25 und 45 Jahren in akademischen MINT-Berufen in Höhe von 3.741 Euro. Diese Personengruppe ist vergleichsweise klein, sehr jung und ist im Unterschied zu Indern, US-Amerikanern oder Brasilianern häufig auch durch Fluchtmigration nach Deutschland zugewandert und nicht primär über Zuwanderungswege der qualifizierten Zuwanderung.

Eine Differenzierung der Medianlöhne von Deutschen und Ausländern in der Altersgruppe der Personen von 45 Jahren und älter ist nicht möglich, da der Medianlohn der Deutschen und Ausländer in akademischen MINT-Berufen im Jahr 2020 jeweils über der Schwelle der Sozialversicherung von 6.450 Euro liegt und die Meldungen an die Sozialversicherung bei dieser Größe gekappt werden.

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