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Alexander Burstedde / Paula Risius / Jurek Tiedemann / Dirk Werner IW-Report Nr. 56 2. November 2023 Weiterbildungsbedarfe der Automobilbranche in der Transformation

Aufgrund des ökologischen und digitalen Wandels befinden sich weite Teile der deutschen Wirtschaft mit dem Schwerpunkt auf der Industrie derzeit in einer Transformation. So auch die Automobilindustrie, welche eine zentrale Rolle in der deutschen Volkswirtschaft einnimmt.

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Weiterbildungsbedarfe der Automobilbranche in der Transformation
Alexander Burstedde / Paula Risius / Jurek Tiedemann / Dirk Werner IW-Report Nr. 56 2. November 2023

Weiterbildungsbedarfe der Automobilbranche in der Transformation

Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für den Expertenkreis Transformati-on der Automobilwirtschaft (ETA)

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Aufgrund des ökologischen und digitalen Wandels befinden sich weite Teile der deutschen Wirtschaft mit dem Schwerpunkt auf der Industrie derzeit in einer Transformation. So auch die Automobilindustrie, welche eine zentrale Rolle in der deutschen Volkswirtschaft einnimmt.

Der Qualifizierung von Beschäftigten kommt daher sowohl innerhalb der Branche als auch im Hinblick auf Transformationspfade hin zu neuen Tätigkeiten eine zentrale Bedeutung zu. Wie sich der fortschreitende Strukturwandel aktuell auf die Weiterbildungsbedarfe und Weiterbildungsaktivitäten von Unternehmen auswirkt, welche Hemmnisse und individuelle Unterstützungswünsche bestehen, kann mit den Ergebnissen der 44. Befragungswelle des IW-Zukunftspanels aus dem Jahr 2023 beschrieben werden. Dazu wurden Entscheider in Unternehmensleitung, Geschäftsführung sowie Strategieleitung aus insgesamt 914 Unternehmen, daraus 170 Unternehmen der Automobilbranche, befragt.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Automobilbranche mit einer überdurchschnittlichen Intensität und bereits seit längerer Zeit im Vergleich zu anderen Branchen vom ökologischen und digitalen Wandel betroffen ist: Denn Unternehmen der Automobilbranche geben insgesamt zu 71,5 Prozent an, bereits seit Jahren (60,6 Prozent) oder zumindest seit kurzem (10,9 Prozent) von der Transformation betroffen zu sein. Im Durchschnitt aller Branchen geben hingegen nur 62,5 Prozent der Unternehmen an, bereits seit Jahren (48,5 Prozent) oder seit kurzem (14,0 Prozent) von der Transformation betroffen zu sein.

Durch die deutliche und intensive Betroffenheit der Automobilbranche entstehen Weiterbildungsbedarfe bei Beschäftigten, um diese dabei effektiv zu unterstützen, den Transformationsprozess erfolgreich zu bewerkstelligen. Die Bedarfe umfassen sowohl den Bereich der Selbst- und Sozialkompetenzen (Soft Skills) als auch der Fachkompetenzen (Hard Skills). Dabei geben 80,3 Prozent der Unternehmen der Automobilbranche an, Weiterbildungsbedarfe im Bereich der Soft Skills zu haben. Bei Unternehmen aus anderen Branchen ist dies mit 68,9 Prozent etwas seltener der Fall. Bezogen auf die Größe von Unternehmen gilt, dass kleine und mittlere Unternehmen deutlich seltener Weiterbildungsbedarfe im Bereich der Soft Skills sehen, als dies Großunternehmen tun. Weiterbildungsbedarfe im Bereich der fachlichen Kompetenzen sind in deutlich mehr Unternehmen vorhanden, unterscheiden sich aber nicht signifikant nach der Zugehörigkeit zur Branche oder Unternehmensgröße. 81,9 Prozent der Unternehmen der Automobilbranche und 80,5 Prozent der Unternehmen aus anderen Branchen sehen große oder mittlere Weiterbildungsbedarfe bei fachlichen Kompetenzen durch den ökologischen und digitalen Wandel. Damit ist ersichtlich, dass sich in Unternehmen der Automobilbranche aufgrund des höheren Grads der Betroffenheit ein größerer Bedarf an Weiterbildungen ergibt, insbesondere bei Soft Skills.

Obwohl sich Unternehmen über die Dringlichkeit von Weiterbildungen bewusst sind, um damit die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und zu stärken, werden viele sinnvolle Weiterbildungen nicht absolviert oder angeboten. Denn Unternehmen sehen sich mit diversen Hemmnissen konfrontiert, welche die Durchführung von Weiterbildungen erschweren oder sie gar an der Durchführung hindern. Ein zentrales Hemmnis sind limitierte zeitliche Kapazitäten und Personalengpässe. Mehr als 80 Prozent aller vom digitalen und ökologischen Wandel betroffenen Unternehmen geben dies als großes oder mittleres Hemmnis an. Dabei gibt es keine systematischen Unterschiede zwischen Unternehmen der Automobilbranche und Unternehmen aus anderen Branchen. Als weiteres Hemmnis sehen mehr als 55 Prozent der vom Strukturwandel betroffenen Unternehmen die fehlende Eigenmotivation von Mitarbeitenden. Kosten für Weiterbildungen stellen für Unternehmen der Automobilbranche mit knapp 28 Prozent deutlich seltener ein zentrales Hemmnis dar als für Unternehmen anderer Branchen (37 Prozent).

Unternehmen haben jedoch detaillierte Vorstellungen, welche Maßnahmen sie bei der Überwindung von Weiterbildungshemmnissen unterstützen können. Die Bedarfe von knapp 60 Prozent der befragten Unternehmen lassen sich mit Vernetzungstreffen mit anderen Unternehmen und der finanziellen Förderung von Weiterbildungsteilnahmen abdecken. Auch der Austausch mit Multiplikatoren kann Weiterbildungshemmnisse reduzieren und bei der Gestaltung von Weiterbildungsmaßnahmen unterstützen, etwa durch eine gezielte Beratung. Unternehmen der Automobilbranche stehen dabei deutlich häufiger in Kontakt mit Wirtschaftsförderungen (35,3 Prozent) und der Bundesagentur für Arbeit (23,7 Prozent) als Unternehmen anderer Branchen (21,6 bzw. 8,5 Prozent). Somit sollten branchenspezifisch über diverse Akteure gezielt Informationen an Unternehmen weitergegeben werden, welche sie bei der Bewältigung von Weiterbildungshemmnissen und der Realisierung ihrer individuellen Weiterbildungsbedarfe unterstützen.

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Alexander Burstedde / Paula Risius / Jurek Tiedemann / Dirk Werner IW-Report Nr. 56 2. November 2023

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