Die deutsche Politik und hiesige Unternehmen dürfen sich nicht auf ihren Erfolgen ausruhen, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in seinem ersten Strukturbericht. Denn es ist abzusehen, dass die Weltwirtschaft in Zukunft nicht im gleichen Tempo weiterwachsen wird – und darauf müssen sich Firmen und Politik vorbereiten.

Offenheit siegt
Länder, die Handelsbarrieren abbauen, Bildung und Forschung fördern, sich digitalisieren und untereinander vernetzen, wachsen stärker als Länder, die das nicht tun. Das ist ein zentrales Ergebnis des ersten IW-Strukturberichts, in dem die Forscher Deutschland mit 22 anderen Wirtschaftsnationen verglichen haben. Anders als in den meisten anderen Staaten hat die Industrie in Deutschland einen großen Stellenwert. Die Daten zeigen allerdings, dass es keine per se überlegene Wirtschaftsstruktur gibt. IW-Ökonomin Vera Demary: „Es kommt nicht darauf an, was man produziert, sondern wie man produziert.“
International kann Deutschland vor allem mit seiner Offenheit gegenüber dem Welthandel punkten, auch bei der Vernetzung und im Bereich Bildung hat sich Deutschland seit 1995 verbessert. Potenziale gibt es noch beim Thema Industrie 4.0: Mehr als vier von fünf Unternehmen haben sich noch nicht ernsthaft damit beschäftigt – auch wegen des stockenden Breitbandausbaus.
Um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben – insbesondere, wenn die Weltwirtschaft künftig langsamer wächst – sind Politik und Unternehmen gleichermaßen gefragt, mahnt IW-Forscherin Demary: „Die Politik muss die Märkte weiter öffnen und Freihandelsverträge, insbesondere TTIP, vorantreiben.“ Zugleich müssen Firmen innovative Mitarbeiter stärker unterstützen. Die Politik sollte zudem über zusätzliche steuerliche Innovationsanreize nachdenken. Außerdem müsse sie die Infrastruktur viel engagierter ausbauen, gerade mit Blick auf die Verfügbarkeit von schnellem Internet.

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Die aktuelle Debatte zur Industriepolitik schwankt zwischen den Extrempositionen einer Orthodoxie der Ablehnung staatlichen Handels und dem naiven Glauben an die Steuerungsfähigkeit des Strukturwandels durch den Staat.
IW
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