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Thomas Puls / Jan Wendt IW-Report Nr. 54 25. Oktober 2022 Hohe Spritpreise: Autofahrer gehen vom Gas

Im Jahr 2022 wurde der Verkehr in Deutschland von einem Energiepreisschock getroffen. Trotz Tankrabatt lagen die Zapfsäulenpreise für Diesel zwischen Mitte Mai und Ende August 2022 im Durchschnitt um 42 beziehungsweise 18 Prozent über den Werten des Vorjahres.

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Autofahrer gehen vom Gas
Thomas Puls / Jan Wendt IW-Report Nr. 54 25. Oktober 2022

Hohe Spritpreise: Autofahrer gehen vom Gas

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Im Jahr 2022 wurde der Verkehr in Deutschland von einem Energiepreisschock getroffen. Trotz Tankrabatt lagen die Zapfsäulenpreise für Diesel zwischen Mitte Mai und Ende August 2022 im Durchschnitt um 42 beziehungsweise 18 Prozent über den Werten des Vorjahres.

Für das vorliegende Papier wurde für den genannten Zeitraum der Pkw-Verkehr auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen erfasst, welche keinem dauerhaften Tempolimit unterlagen. Diese Daten wurden dann mit einem äquivalenten Datensatz aus dem Jahr 2021 verglichen. Auf diese Weise wird ein Verhaltensvergleich möglich, dessen Ergebnis stark von dem drastischen Anstieg der Kraftstoffpreise geprägt worden ist.

Es stellt sich heraus, dass die deutlichsten Veränderungen im Nutzerverhalten erst dann zu Tage treten, wenn man die Ebene der einfachen Durchschnittsbetrachtungen verlässt. Oberflächlich gesehen hat sich der Pkw-Verkehr auf dem untersuchten Teilnetz wenig verändert. Die Gesamtzahl der erfassten Pkw lag im Jahr 2022 um 0,59 Prozent höher als im Vorjahr. Diesem leichten Anstieg steht eine Senkung der gemessenen Durchschnittsgeschwindigkeit gegenüber. Diese sank von 116,47 km/h im Jahr 2021 auf 115,15 km/h. Das entspricht einem Rückgang um 1,13 Prozent. Damit liegen die Anpassungen deutlich unter den Erwartungen, welche auf gängigen Annahmen zur Preiselastizität des Pkw-Verkehrs fußen.

Betrachtet man die Veränderungen des Pkw-Verkehrs differenzierter so treten deutlichere Veränderungen zu Tage. Geclustert nach gefahrenen Geschwindigkeiten zeigt sich, dass der Anteil der Pkw, welche langsamer als die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h fuhren, um fast 4 Prozentpunkte auf über 81 Prozent angestiegen ist. Diese Gruppe wuchs auch in absoluten Zahlen, während die schneller fahrenden Kohorten deutlich schrumpften. Zudem gab es Verschiebungen im Verkehrsaufkommen im Tagesablauf. In den frühen Morgenstunden wurden deutlich mehr Pkw erfasst als im Vorjahr. Dafür ging das Verkehrsaufkommen in den Abendstunden ebenso deutlich zurück. Dies deutet auf eine Zunahme des Pendlerverkehrs bei gleichzeitiger Reduktion des Freizeitverkehrs hin. Bemerkenswert ist zudem, dass es gerade in diesen eher verkehrsarmen Randstunden des Abends, in denen nur etwas mehr als halb so viele Pkw unterwegs waren wie in der Peak-Stunde, deutlich weniger Pkw erfasst wurden, die schneller als Richtgeschwindigkeit unterwegs waren. In den Morgenstunden war der Mengeneffekt nicht zu beobachten, dafür sank die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit spürbar. All dies deutet auf eine freiwillige Beschränkung von Seiten der Fahrer hin.

Zusammengefasst lassen sich die vorliegenden Daten so interpretieren, dass es einander entgegenlaufende Effekte gab. Bedingt durch im Jahresvergleich höhere Präsenzanforderungen kam es zu mehr Pendlerverkehr auf den betrachteten Autobahnen. Gleichzeitig schrumpfte der Freizeitverkehr und die meisten Autofahrer gingen vom Gas, um Sprit zu sparen.

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