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Susanne Seyda / Paula Risius IW-Kurzbericht Nr. 86 20. Oktober 2022 Auszubildende haben großen Aufholbedarf in Sachen Datenschutz

Ausbilderinnen und Ausbilder beurteilen die digitalen Vorkenntnisse, mit denen junge Menschen die Ausbildung beginnen, weitestgehend als gut. Nachholbedarf besteht vor allem beim Datenschutz: Viele Unternehmen erachten diese Kompetenz als wichtig für Fachkräfte. Aber nur 16,4 Prozent der Ausbilderinnen und Ausbilder meinen, dass Auszubildende gute Vorkenntnisse mitbringen.

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Auszubildende haben großen Aufholbedarf in Sachen Datenschutz
Susanne Seyda / Paula Risius IW-Kurzbericht Nr. 86 20. Oktober 2022

Auszubildende haben großen Aufholbedarf in Sachen Datenschutz

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Ausbilderinnen und Ausbilder beurteilen die digitalen Vorkenntnisse, mit denen junge Menschen die Ausbildung beginnen, weitestgehend als gut. Nachholbedarf besteht vor allem beim Datenschutz: Viele Unternehmen erachten diese Kompetenz als wichtig für Fachkräfte. Aber nur 16,4 Prozent der Ausbilderinnen und Ausbilder meinen, dass Auszubildende gute Vorkenntnisse mitbringen.

Digitale Kompetenzen gewinnen nach wie vor an Bedeutung: In repräsentativen Befragungen mit dem IW-Personalpanel benannten Unternehmen 2020 durchschnittlich 4,8 und 2022 bereits 5,5 von neun digitalen Kompetenzen als wichtig bzw. eher wichtig für Fachkräfte.  Auch in der Ausbildung vermitteln immer mehr Betriebe digitale Kompetenzen (Risius, 2022). Dabei stehen Berufsschullehrkräfte und Ausbilderinnen und Ausbilder – bei dieser Gruppe sind hier auch Ausbildungsbeauftragte mitgemeint – gleichermaßen vor der Herausforderung, dass die Vorkenntnisse der Auszubildenden sehr heterogen sind (Flake et al., 2022; Jörke & Neuburg, 2021).

Doch nicht nur in den Betrieben nimmt die digitale Bildung, also die Vorbereitung auf das Leben, Lernen und Arbeiten in einer digitalen Welt, an Fahrt auf. Auch die Schulen räumen in den Lehrplänen mehr Zeit dafür ein, digitale Vorkenntnisse zu vermitteln: In Niedersachsen wird Informatik ab dem neuen Schuljahr an 50 Schulen zum Pflichtfach; in Schleswig-Holstein und Thüringen ist dies ebenfalls geplant. Die Länder folgen dabei Mecklenburg-Vorpommern, wo das Fach Informatik ab der 5. Jahrgangsstufe Pflicht ist. In Hessen wird das Schulfach „Digitale Welt“ als Pilotprojekt eingeführt, das die Durchdringung aller Lebensbereiche mit digitalen Technologien thematisiert.

In einer nicht-repräsentativen Befragung unter 674 Ausbilderinnen und Ausbildern, die im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts NETZWERK Q 4.0 durchgeführt wurde, wurde erfragt, als wie gut bzw. schlecht Ausbilderinnen und Ausbilder die digitalen Vorkenntnisse ihrer Auszubildenden in verschiedenen Bereichen einstufen. Diese Ergebnisse werden mit den Antworten des IW-Personalpanel aus dem Sommer 2021 zur Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Ausbildung sowie mit den Antworten des IW-Personalpanel von Frühjahr 2022 zur Relevanz digitaler Kompetenzen kontrastiert. Beide Panelbefragungen sind repräsentativ für die Gesamtheit der Unternehmen in Deutschland.

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Weitestgehend hohe Passung zwischen relevanten und vermittelten Kompetenzen

Die wichtigsten drei digitalen Kompetenzen aus Unternehmenssicht sind Kenntnisse zum Datenschutz und zur Datensicherheit, die Anwendung von berufs-/fachspezifischer Software und die Fähigkeit, angemessen digital zu kommunizieren. Etwa acht von zehn Unternehmen geben an, dass diese Kompetenzen sehr wichtig seien.

Im Vergleich zur einer IW-Erhebung aus dem Jahr 2020 hat die Bedeutung des Datenschutzes und der Datensicherheit stark zugenommen, die Bedeutung digitaler Kommunikation und die Relevanz berufs- und fachspezifischer Software ist unverändert hoch geblieben. Im Vergleich weniger relevant wurde die Kompetenz eingestuft, Probleme bei der Anwendung digitaler Tools selbstständig lösen zu können. An letzter Stelle nennen die Unternehmen die Relevanz der Fähigkeit, digitale Programme oder Anwendungen erstellen zu können. Diese deckt sich mit anderen Erhebungen, die auch zeigen, dass die Anwenderkompetenzen (Software anwenden können) eine große Bedeutung für die allermeisten Unternehmen haben, IT-Spezialwissen wie die Programmierung hingegen eher für kleinere Gruppen an Mitarbeitenden relevant ist (Seyda et al., 2021).

Ähnlich wie in der Vergangenheit passen die Bedeutung der Kompetenzen für die Unternehmen und die Intensität, mit der diese Kompetenzen in der Ausbildung vermittelt werden, in der Regel gut zusammen (ebd.). Lediglich bei den Kenntnissen zu Datenschutz und Datensicherheit sollte geprüft werden, ob sie nicht noch intensiver in der Ausbildung vermittelt werden müssen. Schließlich hat die Bedeutung in den Unternehmen stark zugenommen, die sich in der Intensität der Vermittlung in der Ausbildung noch nicht so deutlich widerspiegelt.

Wird die Sicht der Ausbilderinnen und Ausbilder hinzugenommen, so schätzen diese die Vorkenntnisse der Auszubildenen differenziert ein: Drei Viertel der Ausbilderinnen und Ausbilder attestieren den Jugendlichen, dass sie sehr gut in der Lage sind, alltägliche Probleme bei der Nutzung digitaler Technologien mit Hilfe (z.B. Suchmaschinen, andere Personen fragen) lösen können. Gute Grundkenntnisse der Informatik hingegen sehen nur 28 Prozent der Ausbilderinnen und Ausbilder bei den Jugendlichen. Am schlechtesten schneiden die Jugendlichen bei Vorkenntnissen in Sachen Datenschutz und Datensicherheit ab – nur gut 16 Prozent der Befragten beurteilen diese Vorkenntnisse als gut. Alle anderen abgefragten Kompetenzen werden von der Mehrzahl der Befragten als gut eingeschätzt.

Datenschutz-Vorkenntnisse: Mangelhaft

In vielen Fällen passen Vorkenntnisse, Vermittlung in der Ausbildung und Relevanz der digitalen Kompetenzen für Fachkräfte gut zusammen. Wichtige Kompetenzen werden intensiv vermittelt. Die Vorkenntnisse sind dabei zumeist etwas geringer als die Vermittlungsintensität. Eine Ausnahme stellt die Problemlösefähigkeit dar: Da die Jugendlichen sie in hohem Maße bereits mitbringen, wird sie etwas weniger intensiv vermittelt; auch weil sie aus Sicht der Unternehmen weniger wichtig ist als anderen Fähigkeiten. Die sehr gute Bewertung der Vorkenntnisse erklärt sich zu einem Teil auch daraus, dass die Frage zu Vorkenntnissen etwas niedrigschwelliger formuliert ist: Die Befragten beurteilten hier nicht das selbstständige Lösen von Problemen, sondern das Lösen mit Hilfestellung. Dies ist eine mögliche Erklärung für die Diskrepanz der Werte. Dennoch stellt die Problemlösefähigkeit eine der Kompetenzen dar, die insbesondere in digital fortgeschrittenen Ausbildungsunternehmen relevant ist (Risius, 2022).

Auch nach unten gibt es bei den Vorkenntnissen einen Ausreißer: Während etwa acht von zehn Unternehmen Datenschutzkenntnisse als wichtig erachten und über 70 Prozent der Unternehmen diese intensiv an die Auszubildenden vermitteln, liegt der Anteil der Ausbilderinnen und Ausbilder, die ihren Auszubildenden gute Vorkenntnisse in diesem Bereich attestieren, bei lediglich 16,4 Prozent.

Insbesondere beim Arbeiten im Homeoffice stellte die Cybersicherheit während der Corona-Pandemie ein hohes Risiko für die Betriebe dar. Für das Jahr 2020 ließen sich etwa 52,5 Milliarden Euro Schaden durch Cyberangriffe auf Angriffe im Homeoffice zurückführen (Engels, 2021). Das entspricht etwa 23,5 Prozent des gesamten Schadens durch Cyberangriffe in diesem Jahr. Diese Schadenssumme zeigt in Verbindung mit den geringen Vorkenntnissen den aus betrieblicher Perspektive drängenden Handlungsbedarf, der bei der Vermittlung von Datensicherheitskenntnissen besteht. Bereits in der Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass Jugendliche Datensicherheit im privaten Bereich zwar als wichtig erachten, ihr Nutzungsverhalten bei Apps allerdings nicht entsprechend anpassen bzw. einschränken (Engels, 2018).  

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