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Maike Haag / Enno Kohlisch / Oliver Koppel IW-Report Nr. 53 19. Oktober 2023 China auf dem Weg zur führenden Technologienation

China ist aus eigener Forschungskraft („Make“) auf dem Weg in die Weltspitze der technologischen Innovatoren und bereits heute einer der wichtigsten Konkurrenten für Deutschland. In einzelnen Technologiebereichen (z.B. Kfz) besteht sogar die akute Gefahr eines Leapfroggings.

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China auf dem Weg zur führenden Technologienation
Maike Haag / Enno Kohlisch / Oliver Koppel IW-Report Nr. 53 19. Oktober 2023

China auf dem Weg zur führenden Technologienation

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

China ist aus eigener Forschungskraft („Make“) auf dem Weg in die Weltspitze der technologischen Innovatoren und bereits heute einer der wichtigsten Konkurrenten für Deutschland. In einzelnen Technologiebereichen (z.B. Kfz) besteht sogar die akute Gefahr eines Leapfroggings.

Daneben erwirbt China über verschiedene Kanäle Patente und damit exklusives technologisches Wissen aus Deutschland („Buy“). Diese Patentstrategie des „Make and Buy“ repräsentiert eines der wichtigsten Elemente für die Umsetzung des aktuellen 14. Fünfjahresplans. Letzterer identifiziert Schlüsseltechnologien und -branchen, in denen die Volksrepublik in den kommenden Jahren besondere Forschungs- und Innovationsanstrengungen unternehmen wird. Das Ziel besteht darin, Abhängigkeiten vom Ausland zu reduzieren sowie die Innovationskraft der heimischen Wirtschaft in besonders relevanten Bereichen zu stärken. Die vorliegende Studie analysiert die Patentaktivität Chinas in drei dieser Bereiche, konkret der Digitalisierungstechnologie, der Biotechnologie sowie der Elektrifizierung der Kfz-Industrie. Damit misst sie die Ausgangssituation und ermittelt zusätzlich diejenigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die maßgeblich für die Patentanmeldungen in diesen Bereichen verantwortlich zeichnen. Es zeigt sich, dass China in allen drei analysierten Technologiebereichen des aktuellen Fünfjahresplans de facto bereits vor dessen Einsetzen sehr große Fortschritte erzielt hat.

Anders als in Deutschland, wo der Großteil der Digitalisierungspatente von der Kfz-Industrie hervorgebracht wird, stammen 84 Prozent der chinesischen Digitalisierungspatente aus der Elektroindustrie. In nahezu sämtlichen Facetten der Digitalisierungstechnologie weist China in Folge einer immensen Patentdynamik inzwischen ein sehr gutes Fundament auf, um im internationalen Technologiewettbewerb erfolgreich zu bestehen. Einzig im Bereich der Halbleitertechnologie zeigen sich noch komparative Schwächen. So entfallen auf sie lediglich 6,1 Prozent aller chinesischen Digitalisierungspatente, während Taiwan einen internationalen Spitzenwert von 32,8 Prozent aufweist. Diese Patentdaten illustrieren auch die in der entsprechenden Importstatistik abzulesende Abhängigkeit Chinas von Taiwan bei Halbleitern. Im Bereich der Biotechnologie haben sich die Patentanmeldungen aus China in den letzten zehn Jahren mehr als versiebenfacht, ihr Anteil an allen chinesischen Patentanmeldungen hat sich verdoppelt. Auch hier sind im Betrachtungszeitraum zahlreiche neue chinesische Unternehmen entstanden, die an der Schwelle stehen, in die Weltspitze vorzudringen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird China Deutschland noch vor dem Ende des laufenden Fünfjahresplans im Jahr 2025 in der Biotechnologie deutlich überholt haben. In der Kfz-Industrie schließlich, deren Patentleistung sich in den letzten Jahren verzehnfacht hat, und insbesondere im Bereich des elektrifizierten Kfz-Antriebsstrangs hat China bereits sehr große Fortschritte erzielt. Konkret gilt dies – nicht zuletzt dank Unternehmen wie CATL und BYD – für die Batterie- und Akkumulatortechnik. Anders als beispielsweise Deutschland hat China in den letzten Jahren keine nennenswerte Patentaktivität im Bereich des konventionellen (Verbrenner-)Antriebsstrangs mehr zu verzeichnen und in der Folge auch keinerlei Lasten eines Strukturwandels zu tragen.

Um ein Verständnis der Patentströme zwischen China und Deutschland erlangen zu können, sollte eine vollständige Patentbilanz zwischen den beiden Ländern erstellt werden. Zentrale Fragen dabei lauten: Unter Berücksichtigung sämtlicher Wirkungskanäle (Aufkauf deutscher Unternehmen, Aufkauf von deutschen Unternehmen hervorgebrachter Patentanmeldungen, Betrieb deutscher Tochtergesellschaften chinesischer Unternehmen, Ko-Anmeldungen chinesischer und deutscher Unternehmen bzw. Forschungseinrichtungen), in welchem Umfang fließen deutsche Patentanmeldungen nach China ab? Und welche Branchen und Regionen in Deutschland sind von diesen Entwicklungen besonders betroffen?

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