Die empirische Evidenz spricht dafür, dass Unternehmen den Einsatz von Silver Workern als personalpolitisches Instrument erkannt haben. Mit Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen und Minijobs fördern sie den Wissenstransfer zwischen den Generationen im Betrieb, mit einer Weiterbeschäftigung in Vollzeit wenden sie hingegen eher eine drohende Fachkräftelücke im Betrieb ab. Arbeits- und sozialrechtliche Hemmnisse sind vor allem für die Fälle zu vermuten, in denen mit dem Übergang zum Rentenbezug auch eine kündigungsschutzrechtlich relevante Änderung des Arbeitsvertrags einhergeht. Dies betrifft insbesondere das Befristungsverbot bei einer Weiterbeschäftigung, die erst nach dem Ausscheiden vereinbart wird. Mehr als ein Drittel der Unternehmen mit Erfahrungen bei der Beschäftigung von Silver Workern berichtet jedoch auch, dass ihr Bedarf auf kein Interesse bei den betroffenen Beschäftigten stößt. Zweifel bestehen, ob mit einer Ausweitung rentenrechtlicher Anreize diese Zurückhaltung überwunden werden kann. Denn ob verspätete Inanspruchnahme oder zusätzliche Beitragszahlung, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Ruhestandsalter wirkt sich bereits im Status quo positiv auf die spätere Rentenhöhe aus.
Silver Worker Beschäftigung jenseits der Regelaltersgrenze aus Arbeitnehmer- und Arbeitgeberperspektive
Die Beschäftigung jenseits der Regelaltersgrenze kann ein Mittel sein, um die Herausforderungen des demografischen Wandels für das Rentensystem und die Fachkräftesicherung zu bewältigen. Eine empirische Analyse auf Basis des IW-Personalpanels zeigt, dass in vier von zehn hiesigen Unternehmen Personen beschäftigt sind, die eine Rente beziehen oder das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht haben – die sogenannten Silver Worker.
- Jochen Pimpertz / Oliver Stettes ·
- IW-Trends Nr. 2 ·
- 21. Juni 2020

