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Christina Anger / Dominik Enste IW-Kurzbericht Nr. 24 21. März 2022 Haushaltsnahe Dienstleistungen (noch?) überwiegend schwarz

Nur etwa jeder zehnte Haushalt nutzt bisher die Unterstützung durch eine Haushaltshilfe, darunter nur wenige Haushalte mit Kindern im Haushalt. Der Bedarf ist jedoch insbesondere für Familien in den letzten zwei Jahren durch den zeitweiligen Ausfall von Kindergärten und Schulen und dem damit erhöhten Betreuungsaufwand für Kinder gestiegen. Durch finanzielle Unterstützung in Form von Gutscheinen plant die Bundesregierung nun, hier Abhilfe zu schaffen und gleich mehrere Ziele zu erreichen:

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Haushaltsnahe Dienstleistungen (noch?) überwiegend schwarz
Christina Anger / Dominik Enste IW-Kurzbericht Nr. 24 21. März 2022

Haushaltsnahe Dienstleistungen (noch?) überwiegend schwarz

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Nur etwa jeder zehnte Haushalt nutzt bisher die Unterstützung durch eine Haushaltshilfe, darunter nur wenige Haushalte mit Kindern im Haushalt. Der Bedarf ist jedoch insbesondere für Familien in den letzten zwei Jahren durch den zeitweiligen Ausfall von Kindergärten und Schulen und dem damit erhöhten Betreuungsaufwand für Kinder gestiegen. Durch finanzielle Unterstützung in Form von Gutscheinen plant die Bundesregierung nun, hier Abhilfe zu schaffen und gleich mehrere Ziele zu erreichen:

Frauenerwerbstätigkeit erleichtern / Fachkräfteengpass entschärfen

Die Aufgaben im Haushalt sind zwischen Männern und Frauen weiterhin „traditionell“ verteilt. In knapp drei Vierteln der Paarhaushalte übernimmt der Mann weniger als die Hälfte der im Haushalt anfallenden Sorgearbeit. Zudem übernimmt die Hälfte der Männer maximal ein Drittel der Hausarbeit. Nur etwa 15 Prozent der Paa-re leben ein egalitäres Modell (Müller/Samtleben, 2022). Dies behindert die Ausweitung der Frauenerwerbstätigkeit. Wenn Haushaltstätigkeiten an Dienstleister oder Haushaltshilfen ausgelagert werden, sorgt dies nicht nur für mehr Lebenszufriedenheit der Paare und Familien (Enste, 2019), sondern steigert auch die Erwerbstätigkeit sowohl von Männern als auch von Frauen. Frauen profitieren jedoch deutlich mehr (Müller/Samtleben, 2022). Für die großen Herausforderungen in den nächsten Jahren (Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie) ist es jedoch von besonderer Bedeutung, dass ausreichend Fachkräfte insbesondere im MINT-Bereich zur Verfügung stehen. Gerade in diesem Bereich müssen die Potenziale der Frauen noch stärker als bislang genutzt werden (Anger et al., 2021). Wenn Frauen durch entsprechende Unterstützung weniger Zeit mit Hausarbeit verbringen und mehr Zeit für ihren erlernten Beruf zur Verfügung haben, lässt sich dadurch auch ein Beitrag zur Reduktion von Fachkräfteengpässen erzielen.

Ausbau legaler Arbeitsplätze im Privathaushalt

Pandemiebedingt ist die Zahl der Minijobber in Privathaushalten auf rund 284.000 gesunken (Minijobzentrale, 2022); zugleich wurde die Bedeutung von Unterstützung im Haushalt durch Lockdown und Homeschooling spürbarer. 90 Prozent der angemeldeten Minijobber in Privathaushalten sind weiblich. 75 Prozent sind Deutsche und fast zwei Drittel der Haushaltshilfen sind über 50 Jahre alt (Minijobzentrale, 2022). Allerdings machen diese Minijobber nur einen kleinen Teil der Haushaltshilfen aus; denn die große Mehrheit der Haushaltshilfen ist weiterhin nicht angemeldet und arbeitet ohne Absicherung und Unfallversicherungsschutz illegal. Laut einer Studie der OECD liegt der Anteil der nichtangemeldeten Hilfen im Haushalt in Deutschland bei rund 75 Prozent – und damit im internationalen Vergleich der Industriestaaten an der Spitze (OECD, 2021). Schaut man hingegen in die offiziellen Statistiken zu den angemeldeten Beschäftigten in Privathaushalten und vergleicht dies mit den Angaben aus dem SOEP – einer regelmäßigen Befragung von über 22.000 Haushalten in Deutschland, liegt der Anteil der Haushalte, die ihre Reinigungskraft nicht anmelden sogar bei rund 90 Prozent. Nach Berechnungen mit dem SOEP beschäftigen 7,8 Prozent der Haushalte nach eigenen Angaben regelmäßig und weitere 2,3 Prozent gelegentlich eine Haushaltshilfe (Abbildung). Da es in Deutschland gegenwärtig gut 40,5 Millionen Haushalte gibt, aber nur rund 330.000 Minijobs angemeldet sind, resultiert unter Berücksichtigung der etwa 50.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und schätzungsweise rund 20.000 Selbständigen, die auf Rechnung im Privathaushalt arbeiten, eine große Lücke: Rund 3,6 Millionen Haushalte in Deutschland beschäftigen jemanden, ohne die Tätigkeit offiziell anzumelden – und Anbieter und Nachfrager sparen so Steuern und ggf. Sozialabgaben. Aber zugleich entstehen Risiken durch fehlenden Versicherungsschutz, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und die Gefahr der Entdeckung der Schwarzarbeit.

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Einfache finanzielle Unterstützung von Familien

Haushaltsnahe Dienstleistungen werden bisher vor allem von älteren Menschen in Anspruch genommen. In Haushalten mit Pflegebedarf arbeiten 7-mal häufiger Haushaltshilfen regelmäßig mit. Außerdem spielt das Haushaltseinkommen eine wichtige Rolle: Haushalte, die keine Putz- oder Haushaltshilfe beschäftigen, weisen ein Durchschnittshaushaltseinkommen in der SOEP-Umfrage von rund 2.800 Euro netto pro Monat auf. Dagegen beträgt in Haushalten, die sich regelmäßig eine Haushaltshilfe leisten können, das Haushaltsnettoeinkommen im Durchschnitt gut 4.800 Euro (3.600 Euro bei gelegentlicher Beschäftigung einer Haushaltshilfe). Die durchschnittlichen Kosten für eine Haushaltshilfe betragen rund 170 Euro pro Monat bei regelmäßiger bzw. rund 100 Euro bei gelegentlicher Inanspruchnahme der Hilfen.

Keinen Unterschied macht es hingegen für die Anmeldung oder Beschäftigung einer Hilfe, ob Kinder unter 16 Jahren im Haushalt wohnen (Abbildung). Dabei wäre Familien besonders geholfen, wenn mehr Familienzeit in der sogenannten „Rush Hour of Life“ möglich wäre, wenn die Eltern mitten im Berufsleben stehen und die Kinder viel Unterstützung bedürfen. Hier setzen die Gutscheine an, welche die Bundesregierung im Koalitionsvertrag versprochen haben, um Familien zu unterstützen. Eine grundsätzliche eigene Zahlungsbereitschaft ist dabei laut Umfragen in Höhe von mindestens 12 Euro pro Stunde durchaus vorhanden (Enste, 2020). Durch eine entsprechende Aufstockung mit Gutscheinen könnte somit ein attraktiver, legaler Arbeitsplatz in Privathaushalten geschaffen werden.

Fazit: Viele Vorteile durch Gutscheine

Die Voraussetzungen sind somit günstig, um mit einem Gutscheinmodell für familienunterstützende Dienstleistungen folgende Ziele gleichzeitig erreichen zu können:

  1. Familien fördern und mehr Qualitätszeit miteinander ermöglichen, wenn Haushaltsarbeit delegiert werden kann,
  2. bessere, legale Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen,
  3. Fachkräfteengpässe in anderen Berufen vermindern, da die Fachkräfte ihre reguläre Berufstätigkeit ausweiten können, weil sie von Haushaltstätigkeiten entlastet werden,
  4. vor allem auch die Frauenerwerbstätigkeit erhöhen, da Frauen (immer noch) den Großteil der Hausarbeiten erledigen;
  5. und Arbeiten im Privathaushalt mit Gutscheinmodellen aus der Schwarzarbeit holen, die in anderen Ländern erprobt wurden
  6. und dies womöglich ohne nennenswerte fiskalische Einbußen, da der Nettoeffekt aus Verminderung der Schwarzarbeit, Erhöhung der Erwerbsarbeit und Kosten für die Gutscheine positiv sein könnte.
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