Deutschland wird immer wieder vorgeworfen, mit einer zu hohen preislichen Wettbewerbsfähigkeit zu den wirtschaftlichen Ungleichgewichten in Europa beizutragen. Die großen Handelsbilanzüberschüsse haben jedoch andere Ursachen. Der Blick auf die deutschen Lohnstückkosten verdeutlicht: Von dem behaupteten Kostendumping kann weder aktuell noch langfristig die Rede sein.

Fahrt auf der Achterbahn
Das zeigt eine soeben vorgelegte Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Demnach sind die Lohnstückkosten des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland von 1991 bis 2012 insgesamt um gut 4 Prozent gestiegen – und damit stärker als im Schnitt der wichtigsten Konkurrenzländer. Dort legten die Kosten je Produkteinheit auf Euro-Basis nur um 2 Prozent zu, in nationaler Währung stagnierten sie sogar.
Dass Deutschland dennoch anhaltend kritisiert wird, die Löhne zu drücken, liegt offenbar auch an den unterschiedlichen Entwicklungsmustern der Lohnstückkosten. Während sie im Ausland auf Basis der nationalen Währungen seit 1991 im Schnitt fast durchgängig konstant blieben und nur durch die globale Wirtschaftskrise in Bewegung gerieten, glich das Bild in Deutschland eher einer Achterbahnfahrt.
Besonders prägend für die Sicht vieler Kritiker im Ausland waren wohl die Jahre 2003 bis 2007, als die Lohnstückkosten hierzulande um immerhin ein Siebtel sanken. Auslöser dafür waren die Reformen der Agenda 2010. Damals bekam das Ziel, mehr Menschen einen Arbeitsplatz zu verschaffen, Vorrang vor Lohnerhöhungen.
Dieser Reformkurs verbesserte die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik tatsächlich und ließ die hiesige Industrie ohne größere Beschäftigungsverluste durch die anschließende weltweite Wirtschaftskrise kommen. Doch gerade in jüngster Zeit haben die deutschen Lohnstückkosten wieder angezogen, sodass unterm Strich kein Kostenvorteil gegenüber den ausländischen Konkurrenten festzustellen ist.
Christoph Schröder
Produktivität und Lohnstückkosten der Industrie im internationalen Vergleich
IW-Trends 4/2013

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