Die vielen jungen Flüchtlinge könnten dabei helfen, die Fachkräfteengpässe in Deutschland abzumildern, die wegen des demografischen Wandels drohen. Doch dafür muss sich im Land noch einiges ändern.
Chance für Deutschland
Deutschland wird alt: Im Jahr 2014 waren 66 Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren alt, also im erwerbsfähigen Alter. Nach Prognosen des Statistischen Bundesamts wird sich dieser Anteil bis 2035 auf 58 Prozent reduzieren. Die bereits bestehenden Fachkräfteengpässe, insbesondere im gewerblich technischen und Gesundheitsbereich, werden diese Entwicklung weiter verschärfen. Das ist schlecht für die deutsche Wirtschaft, denn die wird ihr Wachstumspotenzial dann nicht voll ausschöpfen können. Es wird schlicht an Personal fehlen.
Die Flüchtlinge, die heute nach Deutschland kommen, könnten das ändern – denn sie sind sehr jung: Im ersten Halbjahr 2015 waren rund 80 Prozent der Asylbewerber unter 35 Jahre alt. Das heißt, dass sie dem Arbeitsmarkt auch im Jahr 2035 noch zur Verfügung stünden. Dafür muss aber die Integration der Flüchtlinge gelingen und sie müssen die hier dringend benötigten beruflichen Qualifikationen erwerben – sofern sie sie diese nicht bereits mitbringen.
Derzeit ist nämlich kaum abzuschätzen, über welche Bildungsabschlüsse die ankommenden Asylbewerber verfügen. Aufgrund ihres sehr jungen Durchschnittsalters ist aber davon auszugehen, dass viele ihren Bildungsweg im Heimatland noch nicht abgeschlossen hatten. Entsprechend sollten sich Unternehmen verstärkt um Flüchtlinge bemühen und ihnen eine berufliche Ausbildung in Deutschland ermöglichen. Zugleich muss die Politik den Migranten den Weg auf den Arbeitsmarkt deutlich erleichtern. Die Angst, dass junge Inländer dadurch das Nachsehen haben könnten, ist völlig unbegründet: Im Ausbildungsjahr 2013/14 blieben rund 37.000 Ausbildungsplätze unbesetzt.
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