Die Anzahl der in Deutschland gearbeiteten Stunden erreichte im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit 1994. Zu einer Relativierung des Jobwunders besteht deshalb kein Anlass – auch wenn einige das anders sehen.

Vergleich mit 1991 führt in die Irre
Es trifft zwar zu, dass 1991 das Arbeitsvolumen höher war als heute. Doch dieser Vergleich führt in die Irre: Zu Beginn der 1990er Jahre gab es nämlich noch viele unproduktive Beschäftigungsverhältnisse in den neuen Bundesländern, die in den folgenden Jahren abgebaut werden mussten. Diese Transformationskrise hat mit den jüngsten Erfolgen auf dem Arbeitsmarkt nichts zu tun.
Der Erfolg der Agenda-Reformen spiegelt sich nicht allein in der gestiegenen Anzahl der Erwerbstätigen wider, sondern ist auch beim Arbeitsvolumen sichtbar. Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 2,2 Milliarden Stunden mehr gearbeitet als 2005. Selbst die Krise 2009, als infolge der Kurzarbeit das Arbeitsvolumen deutlich sank, konnte den Anstieg nur vorübergehend bremsen.
Der Vorwurf, die zusätzlichen Stunden seien lediglich durch mehr Teilzeit und Minijobs zustande gekommen, trifft ebenfalls nicht zu. Seit 2005 ist das Arbeitsvolumen aus Vollzeit sogar stärker gestiegen als das Teilzeit-Volumen.

Streitgespräch: Arbeitszeit rauf oder runter?
Angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels schlägt IW-Direktor Michael Hüther eine 42-Stunden-Woche vor. Unternehmer und Buchautor Lasse Rheingans widerspricht. Das Handelsblatt hat beide in Berlin zum Streitgespräch gebeten.
IW
Wachstum durch Beschäftigung: Potenziale der deutschen Volkswirtschaft
Germany’s labour market faces substantial challenges caused by demographic change in the next decade. However, a country comparison with Sweden and Switzerland reveals hidden labour market potentials.
IW