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Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 30 29. Mai 2022 Mögliche Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine im deutschen Bildungssystem

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs suchen immer mehr Familien aus der Ukraine Schutz in Deutschland. Am 5. Mai 2022 waren rund 242.000 geflüchtete Minderjährige aus der Ukraine in Deutschland registriert und die Fluchtzuwanderung setzt sich weiter fort.

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Mögliche Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine im deutschen Bildungssystem
Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 30 29. Mai 2022

Mögliche Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine im deutschen Bildungssystem

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs suchen immer mehr Familien aus der Ukraine Schutz in Deutschland. Am 5. Mai 2022 waren rund 242.000 geflüchtete Minderjährige aus der Ukraine in Deutschland registriert und die Fluchtzuwanderung setzt sich weiter fort.

So dürften sich inzwischen mindestens 3,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine hierzulande aufhalten und bei einem ungünstigen Kriegsverlauf könnten es noch weit mehr werden. Vor diesem Hintergrund wurde ermittelt, welche zusätzlichen Kapazitäten im deutschen Bildungssystem geschaffen werden müssen, um 3,5 Prozent und 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine zu integrieren. Dabei würde die Bevölkerung unter 18 Jahren in Deutschland im ersten Fall um 1,9 Prozent und im zweiten um 2,7 Prozent steigen.

Geht man von den aktuellen Betreuungsrelationen an den Schulen aus, wären bei einem Anteil von 3,5 Prozent 13.500 und bei einem Anteil von 5 Prozent 19.400 zusätzliche Lehrkräfte in Vollzeitäquivalenten notwendig. Legt man eine für Willkommensklassen sinnvolle Klassenstärke von 15 Schülerinnen und Schülern zugrunde, wären es bei 3,5 Prozent 20.200 und bei 5 Prozent 28.900 Lehrkräfte in Vollzeitäquivalenten. Während der Schulbesuch für Kinder und Jugendliche in Deutschland verpflichtend ist, liegt es im Ermessen der geflüchteten Familien, ob sie für ihre kleineren Kinder eine Kitabetreuung in Anspruch nehmen wollen. Nimmt man an, dass sie sich wie die bereits in Deutschland lebenden Familien verhalten, wären bei einer Zuwanderung von 3,5 Prozent 11.400 zusätzliche Betreuungspersonen in Vollzeitäquivalenten notwendig, um die aktuelle Betreuungsrelation zu erhalten. Bei fünf Prozent wären es 16.300.

Auf diesen zusätzlichen Personalbedarf müssen sich die zuständigen Stellen einstellen und entsprechende Maßnahmen entwickeln. Sinnvoll kann es dabei insbesondere sein, Personen aus dem Ruhestand für eine vorübergehende Rückkehr an die Kitas und Schulen zu gewinnen. Auch sollte in den Blick genommen werden, dass ein Teil der aus der Ukraine geflüchteten Erwachsenen über einschlägige Fachqualifikationen verfügt und den betreffenden Personen ein schneller Einstieg in die Beschäftigung bei Schulen und Kitas ermöglicht wird. Hingegen ist bei der Rekrutierung von bisher nicht im Schuldienst tätigen Lehrkräften darauf zu achten, dass durch die Flucht aus der Ukraine auch bei der Erwachsenenbildung, insbesondere im sprachlichen Bereich, zusätzliche Bedarfe entstehen und hier keinesfalls das Personal abgeworben werden sollte. Daher sollten die Strategien zur Vorbereitung des Bildungssystems auf die Aufnahme der Geflüchteten aus der Ukraine auch möglichst ganzheitlich angelegt werden.

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Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 30 29. Mai 2022

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