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Adriana Neligan / Sarah Lichtenthäler / Edgar Schmitz IW-Report Nr. 16 17. März 2023 Produkte und Dienste für eine zirkuläre Wirtschaft

Auf dem Weg zur Klimaneutralität sehen sowohl der europäische Green Deal als auch der aktuelle Koalitionsvertrag mit der geplanten „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“ eine Kreislaufwirtschaft als eine zentrale Maßnahme, bei der die gesamte Industrie mobilisiert wird.

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Produkte und Dienste für eine zirkuläre Wirtschaft
Adriana Neligan / Sarah Lichtenthäler / Edgar Schmitz IW-Report Nr. 16 17. März 2023

Produkte und Dienste für eine zirkuläre Wirtschaft

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Auf dem Weg zur Klimaneutralität sehen sowohl der europäische Green Deal als auch der aktuelle Koalitionsvertrag mit der geplanten „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“ eine Kreislaufwirtschaft als eine zentrale Maßnahme, bei der die gesamte Industrie mobilisiert wird.

Über eine umweltgerechte Produktgestaltung (Ökodesign) sollen Unternehmen künftig stärker eine Kreislaufführung bei der Produktplanung/-entwicklung berücksichtigen. Die geplante EU-Ökodesign-Verordnung ist ein ehrgeiziges und richtungsweisendes Regelwerk, das die wesentlichen Weichen für eine Kreislaufwirtschaft stellt. Relevant werden zirkuläre Geschäftsmodelle, die strategisch auf die Ermöglichung, Schließung, Schaffung oder Verlängerung von Kreisläufen ausgerichtet sind. Eine aktuelle Unternehmensbefragung im IW-Zukunftspanel zeigt, welche Rolle kreislauforientierte Produkte und Dienstleistungen in der Industrie und unternehmensnahen Dienstleistungen spielen und welche Motivationen und Ansätze zugrunde liegen.

Bislang finden die Entscheidungen in den Unternehmen für ein zirkuläres Angebotsportfolio eher marktgetrieben statt, sei es zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und neuer Absatzwege oder auch durch Veränderungen beim Rohstoffangebot oder der Kundennachfrage. Obwohl ein beträchtlicher Anteil an Unternehmen schon lange kreislauforientierte Produkte und/oder Dienste anbietet, ist das Thema Kreislaufwirtschaft nicht in der Breite bei den Unternehmen angekommen. Es fehlt noch an Wissen und Motivation in Bezug auf kreislauforientierte Produkte und/oder Dienste. Die Voraussetzungen sind jedoch gut: In deutschen Unternehmen sind einige für eine Kreislaufführung relevante Produkteigenschaften wie die Langlebigkeit bereits stark ausgeprägt, da sie traditionell Teil des Werteversprechens „Made in Germany“ sind. Danach folgen je nach Angebotsportfolio geringe Umweltauswirkungen, Ressourceneffizienz oder Reparierbarkeit. Die Erweiterung der Kundenbetreuung auf den gesamten Produktlebenszyklus realisiert sich vor allem über produktorientierte Dienstleistungen zur Erhöhung der Nutzungsdauer, wie Wartungs- und Reparatur-Service-Dienstleistungen, und kaum über nutzungs- oder ergebnisorientierte Dienste, die ein Teilen und Weitergeben ermöglichen. Eine Minderheit der Unternehmen richtet bislang ihr Geschäftsmodell für eine Kreislaufführung neu aus oder plant dies. Eher werden bisherige Produkte/Dienste oder ihre Prozesse in Vorbereitung auf eine Kreislaufführung angepasst. Jeweils etwa ein Viertel der reinen Dienstleister sowie der Produkt-Dienstleistungsanbieter nehmen nicht nur kleinere Anpassungen am Angebotsportfolio oder den Prozessen für eine bessere Kreislaufführung vor, sondern arbeiten gleichzeitig an einem neuen zirkulären Geschäftsmodell.

Gleichzeitig stellt die geplante Regulierung über Anforderungen an die Produktgestaltung hinsichtlich der Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Wiederverwertbarkeit einen Eingriff in die Produktgestaltung, Produktionsprozesse und Wertschöpfungsketten von Unternehmen dar. Deswegen muss eine solche Regulierung maßvoll sein: Die Ökodesign-Anforderungen müssen für die Unternehmen umsetzbar, nachvollziehbar und nicht zu komplex sein. Bei der Ausgestaltung dieser Regulierung ist der ausführliche Dialog mit der Unternehmenspraxis zwingend notwendig. Mehrfachregulierungen oder Rechtsunsicherheiten sind zu vermeiden. Begrüßenswert ist der für das Jahr 2023 geplante Stakeholder-Prozess im Rahmen der "Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“, denn er ermöglicht es politische Entscheidungen nicht fernab der unternehmerischen Realität zu fällen, sondern gemeinsam realistische Lösungswege zu formulieren. Auch auf europäischer Ebene wird weiterer Förder-, Beratungs- und Informationsbedarf in den Unternehmen gesehen. Zur Sicherstellung des Wissenstransfers in die Unternehmen braucht es flankierende Maßnahmen, damit Unternehmen die Anforderungen an die Kreislauffähigkeit, beispielsweise beim Produktdesign, besser verstehen. Ziel einer Kreislaufwirtschaft ist nicht nur Werte so lange wie möglich, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland zu erhalten und dabei Ressourcen zu schonen.

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Adriana Neligan / Sarah Lichtenthäler / Edgar Schmitz IW-Report Nr. 16 17. März 2023

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