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Adriana Neligan / Carmen Schleicher / Barbara Engels / Thorsten Kroke IW-Report Nr. 47 27. September 2023 Digitaler Produktpass — Enabler der Circular Economy

In einer Circular Economy ist ein neues Verständnis des Wirtschaftens sowie ein alternativer Umgang mit Rohstoffen erforderlich. Ressourcen sollen so lange wie möglich genutzt werden, um sowohl den Material- und Energieverbrauch als auch die Abfälle und Emissionen eines Wirtschaftssystems auf ein Minimum zu reduzieren.

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Digitaler Produktpass — Enabler der Circular Economy
Adriana Neligan / Carmen Schleicher / Barbara Engels / Thorsten Kroke IW-Report Nr. 47 27. September 2023

Digitaler Produktpass — Enabler der Circular Economy

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

In einer Circular Economy ist ein neues Verständnis des Wirtschaftens sowie ein alternativer Umgang mit Rohstoffen erforderlich. Ressourcen sollen so lange wie möglich genutzt werden, um sowohl den Material- und Energieverbrauch als auch die Abfälle und Emissionen eines Wirtschaftssystems auf ein Minimum zu reduzieren.

Politische Relevanz des Digitalen Produktpasses

Die Politik diskutiert aktuell einen Digitalen Produktpass (DPP) als zentrales Instrument zum Aufbau einer Circular Economy, die über eine möglichst lange Nutzung von Ressourcen ein wichtiger Enabler der Klimaneutralität ist. Obwohl es bislang noch kein einheitliches, branchen- und unternehmensübergreifendes Produktpass-System gibt, existieren bereits Insellösungen für Informationssammlungen für bestimmte Produktgruppen. Über den DPP sollen wie in einem „Produktgedächtnis“ Informationen über das Produkt wie Hersteller, Material, Eigenschaften, Reparatur- und Entsorgungsmöglichkeiten digital für alle Akteure bereitgestellt werden, um so die Transparenz über den gesamten Produktlebenszyklus zu erhöhen. Dabei muss der DPP sowohl inhaltliche als auch technische Anforderungen erfüllen.

Readiness für die Circular Economy

In den Unternehmen ist das Thema Kreislaufwirtschaft noch nicht in der Breite angekommen. Nur wenige Unternehmen richten ihr Geschäftsmodell umfassend zirkulär aus, indem sie zum Beispiel den gesamten Produktlebenszyklus betrachten, das Design von Produkten optimieren und/oder neue Geschäftsmodelle in Zusammenhang mit der Circular Economy entwickeln. Gleichzeitig sind einige relevante Produkteigenschaften für eine Circular Economy – wie die Langlebigkeit als Teil des Qualitätsversprechens „Made in Germany“ – bereits stark ausgeprägt. Andere Eigenschaften wie Reparierbarkeit, einfache Wartung und Aufarbeitung stehen bei Unternehmen noch nicht im Fokus, sind aber erforderlich für die Transformation zu einer umfassenden Circular Economy.

Digitale und Data Readiness

Viele Unternehmen in Deutschland erfüllen noch nicht die Voraussetzungen für eine Implementierung des DPP. Insbesondere sind zahlreiche Unternehmen noch nicht ausreichend digitalisiert und es gibt große Branchenunterschiede im Digitalisierungsniveau. Des Weiteren erfüllen viele Unternehmen nicht die Voraussetzungen, um Daten effizient zu bewirtschaften, weil Produktdaten oft noch analog gespeichert werden und viele Unternehmen über keine Data Governance verfügen, die die Grundlage für die Gewährleistung von Datenqualität, Datenintegrität und Datensicherheit ist. Die Mehrheit der Unternehmen teilt keine Daten mit anderen Unternehmen – vor allem aufgrund von rechtlichen, aber auch technischen Hemmnissen.

Aufbau eines DPP

Im Idealfall enthält der DPP eine transparente Bereitstellung einer eindeutigen Identifikation, eine genaue Beschreibung des Produkts und seiner Eigenschaften sowie sämtlicher umweltrelevanter Informationen für Produzenten, Lieferanten und Konsumenten. Dabei müssen die gesetzlichen inhaltlichen und technischen Anforderungen eingehalten werden und gleichzeitig branchenspezifische Bedürfnisse berücksichtigt werden. Der DPP sollte als Transportcontainer dienen, klaren Strukturen folgen, modular und erweiterbar aufgebaut sein. Erforderlich ist eine strukturierte und vor allem standardisierte Informationserfassung und -weitergabe, damit alle beteiligten Akteure die nötigen Informationen zum Produkt einsehen und ergänzen können. Relevant werden vor allem Standards für die Identifikation, Klassifikation und die Erfassung von umweltrelevanten Informationen. Für den Aufbau eines DPP bietet der Datenstandard ECLASS mit seiner Interoperabilität, dem Baukastensystem sowie der Konformität mit Standards und globalen Normen viele Vorteile.

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