Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sinkt die Bevölkerungszahl in Deutschland bis zum Jahr 2030 wegen der starken Zuwanderung kaum. Diese Schätzung ist aber zu optimistisch, kritisiert das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) – und kommt in einer Studie mit eigenen Berechnungen zu einem ganz anderen Ergebnis.
Nur nicht zu optimistisch rechnen
Die Zuwanderung bleibt zunächst auf rekordhohen 500.000 Personen pro Jahr, langfristig sinkt die Zahl auf 100.000 bis 200.000. Davon geht das Statistische Bundesamt in seiner 13. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung aus und kommt zu dem Ergebnis, dass die Bevölkerung in Deutschland in den nächsten 15 Jahren fast konstant bleibt.
Das Ergebnis des IW Köln sieht ganz anders aus: Bei der IW-Bevölkerungsprognose sinkt die Bevölkerungszahl stetig und liegt 2030 mindestens knapp eine Million unter der Zahl des Bundesamtes. Das Institut geht nämlich nicht davon aus, dass die Zuwanderung auf Rekordniveau noch lange anhält. Derzeit gebe es eine starke Zuwanderung aus Kriegsländern wie der Ukraine und Syrien sowie aus den Krisenländern Südeuropas, doch das könne sich bald ändern, mahnt IW-Experte Philipp Deschermeier. Die politische Lage in den Krisenländern könnte sich verbessern, zudem zieht es viele Einwanderer, etwa aus der Türkei, wieder zurück in ihre Heimatländer. Vor allem aus einem Grund ist für ihn die Prognose des Statistischen Bundesamts gefährlich: „Eine zu positive Prognose mildert den Druck auf die Politik, wegen des Fachkräftemangels aktiv zu werden.“
Das Statistische Bundesamt verwendet ein deterministisches Modell. Grundlage für die Berechnungen sind Annahmen über die Entwicklung der drei wichtigsten Felder Geburten, Sterblichkeit und Zuwanderung. Das IW Köln hingegen setzt auf ein stochastisches Modell, also eine Wahrscheinlichkeitsrechnung basierend auf den Entwicklungen der Vergangenheit.
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