1. Home
  2. Presse
  3. Pressemitteilungen
  4. Wasserstoffstrategie: Bundesregierung verschätzt sich bei Importen bis 2030
Zeige Bild in Lightbox
(© Foto: iStock)
Malte Küper / Thilo Schaefer Pressemitteilung 18. November 2021

Wasserstoffstrategie: Bundesregierung verschätzt sich bei Importen bis 2030

Um in den nächsten Jahren die Versorgung mit grünem Wasserstoff zu sichern, ist Deutschland auf Importe angewiesen. Allerdings können Lieferungen aus dem Ausland den deutschen Bedarf bis 2030 nicht decken: Das ist das Ergebnis einer neuen Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik und Wuppertal Institut.

Wasserstoff ist für die Energiewende unverzichtbar. Er ersetzt vor allem in der Industrie und in der Stromversorgung Kohle und Gas. Nachhaltig ist er aber nur dann, wenn bei seiner Herstellung erneuerbare Energien eingesetzt werden. Da die nationale Erzeugung in Deutschland dafür allerdings nicht sicher ausreichen wird, setzt die Bundesregierung auf umfangreiche Importe aus wind- und sonnenreichen Regionen wie Nordafrika oder Chile. Eine Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft, Fraunhofer UMSICHT und Wuppertal Institut kommt jedoch zu einem ernüchternden Ergebnis: Selbst wenn die betrachteten Exportländer ihre Wasserstoffproduktionen nur nach Deutschland liefern würden, könnte der Bedarf an Wasserstoff bis 2030 nicht vollständig gedeckt werden.

Herstellung und Transport bis 2030 nicht ausreichend

Das Problem: Der Ausbau von erneuerbaren Energien in Ländern wie Chile, Marokko, Spanien und den Niederlanden kommt nur schleppend voran. Hinzu kommt, dass der Transport großer Mengen Wasserstoffs per Pipeline oder Schiff noch in der Entwicklung beziehungsweise Genehmigung steckt und nicht schnell genug umgesetzt werden kann. Stand heute wäre der Transport nur über LKW denkbar, diese können jedoch nur geringe Mengen transportieren und stoßen dabei selbst CO2 aus, wodurch die Nachhaltigkeit des Wasserstoffs beeinträchtigt wird. 

Deutschland sollte sich nicht allein auf Importe verlassen

Solange der Bedarf über Importe nicht gedeckt werden kann, muss die inländische Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien massiv erhöht werden, befinden die Wissenschaftler. Dafür wiederum bräuchte es in den nächsten Jahren viel grünen Strom, dessen Erzeugung in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde. Zudem müssen Genehmigungsverfahren für die nötige Erzeugungs- und Transportinfrastruktur beschleunigt werden. Die Forscher empfehlen, Vorhaben im Zusammenhang mit Wasserstoff höher zu priorisieren. 
Sich von Importen abzuwenden wäre jedoch angesichts des hohen zukünftigen Wasserstoffverbrauchs auch ein Fehler: „Die bisherigen bilateralen Vereinbarungen sind sinnvoll, um erste Partnerschaften zu etablieren und gewisse Sicherheiten zu schaffen“, sagt IW-Studienautor Malte Küper. „Dabei sollten wir uns aber nicht zu stark von einzelnen Herstellungsländern abhängig machen, sondern unser Importportfolio von Anfang an breit aufstellen.“ Hier wäre zudem eine gemeinsames europäisches Vorgehen wichtig – besonders, um weltweite Standards bei der Nachhaltigkeit zu setzen.
 

PDF herunterladen
Externe Veröffentlichung
Bewertung der Realisierbarkeit von Wasserstoffimporten gemäß den Zielvorgaben der Nationalen Wasserstoffstrategie bis zum Jahr 2030
Bärbel Egenolf-Jonkmanns / Christoph Glasner / Ulrich Seifert / Malte Küper / Thilo Schaefer / Frank Merten / Alexander Scholz / Ansgar Taubitz Externe Veröffentlichung 18. November 2021

Bewertung der Realisierbarkeit von Wasserstoffimporten gemäß den Zielvorgaben der Nationalen Wasserstoffstrategie bis zum Jahr 2030

Ergebnis der Themenfelder 1 (Technologien und Infrastrukturen) und 4 (Rahmenbedingungen und Geschäftsmodelle) des Forschungsprojektes SCI4climate.NRW

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Industrie schränkt Produktion ein
Hubertus Bardt / Edgar Schmitz IW-Kurzbericht Nr. 72 27. September 2023

Industrie schränkt Produktion ein

Drei Viertel der energieintensiven Unternehmen haben ihre Produktion bereits dauerhaft oder zeitweise reduziert, planen dies oder denken darüber nach.

IW

Artikel lesen
Hubertus Bardt bei ntv ntv 27. September 2023

Chemiebranche ruft nach Hilfen: Doppelt so hohe Verluste wie zu Corona

Im Gespräch mit ntv unterstreicht IW-Geschäftsführer und Energieexperte Hubertus Bardt die „massive Krise” energieintensiver Unternehmen. Vor allem in der Chemieindustrie seien staatliche Entlastungen unausweichlich.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880