Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) fordert ein duales Abitur in allen Bundesländern. So sollen mehr Auszubildende die Möglichkeit bekommen, parallel zu ihrem beruflichen Ausbildungsabschluss das Abitur zu erwerben. Das Bildungssystem würde so grundlegend erweitert und das duale System könnte weiter gestärkt werden.
Ausbildung und Abitur im Paket
Schon heute haben Auszubildende die Möglichkeit, während ihrer Ausbildung die Fachhochschulreife zu erwerben. Hierfür absolvieren die Auszubildenden an der Berufsschule abends oder am Wochenende zusätzliche Unterrichtsstunden in allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch, Mathematik oder Englisch. Bisher ist dieser Weg jedoch die Ausnahme und wird in den meisten Bundesländern nur vereinzelt angeboten, obwohl die Kultusministerkonferenz bereits 1998 vereinbart hatte, diese Angebote deutlich auszuweiten. Aktuell gibt es dazu in der Datenbank AusbildungPlus bundesweit nur 211 Angebote, die weniger als 10.000 Azubis zugute kommen. Das Potenzial an gut qualifizierten Auszubildenden mit mittlerer Reife ist jedoch viel höher.
Eine Alternative für Jugendliche ist der Besuch eines beruflichen Gymnasiums. Hier erwerben Jugendliche eine berufliche Grundbildung und können gleichzeitig die allgemeine Hochschulreife erwerben. Dort wird allerdings kein anerkannter Ausbildungsberuf erlernt und es fehlt die betriebliche Praxis. Der ZDH-Vorschlag zur „Ausbildung plus Abitur“ geht hier einen Schritt weiter: Basis ist die duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. Durch den Besuch von Zusatzkursen an einem „dualen beruflichen Gymnasien“ – entweder parallel zur Ausbildung oder im Jahr nach dem Abschluss der Lehre – können Auszubildende dann die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung erwerben.
Durch dieses Angebot sollen vor allem jene leistungsstarken Schüler für eine Berufsausbildung begeistert werden, die heute ausschließlich den Weg über das Gymnasium an die Hochschule anstreben. Schließlich werden künftig viele Fachkräfte mit Berufsausbildung benötigt, um den Fachkräftebedarf zu decken. Schon heute sind hier die größten Engpässe am Arbeitsmarkt zu verzeichnen, wie aktuelle Analysen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung zeigen. Ein weiterer Vorteil des Modells wäre, dass auch allgemeinbildende Schulen sich des Themas Berufsbildung annehmen und so neue Kooperationen entstehen würden.
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