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Traute Runde: Florian von Brunn (SPD), Katharina Schulze (Grüne), Markus Söder (CSU), BR-Moderatorenduo, Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Katrin Ebner-Steiner (AfD). (© Foto: GettyImages)
Knut Bergmann / Matthias Diermeier / Hanno Kempermann IW-Nachricht 11. Oktober 2023

Landtagswahlen: AfD punktet dort, wo Wirtschaft vor Herausforderungen steht

Nach den Landtagswahlen in Hessen und Bayern ist die AfD in Feierlaune. Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Die Partei gewinnt vor allem in Regionen Wähler, in denen die Wirtschaft mit Umbrüchen zu kämpfen hat.

Wieder einmal hat die AfD bei Landtagswahlen auch in Westdeutschland ihren Stimmenanteil deutlich steigern können: In Hessen kam sie auf 18,4 Prozent (plus 5,3 Prozentpunkte), in Bayern legte sie um 4,4 Punkte auf 14,6 Prozent zu. Dabei gibt es zwischen den Regionen große Unterschiede: Besonders stark ist die AfD in Industrieregionen, in denen Strukturwandel ein großes Thema ist. Typischerweise braucht die Wirtschaft in diesen Regionen viel Energie oder viele Anlagen, die große Emissionen erzeugen, entsprechend unsicher ist die Zukunftslage. Das trifft in Hessen auf fünf und in Bayern auf 28 Kreise und Städte zu.

Unwuchten im Westen angekommen

Schon bei der Bundestagswahl 2021 konnte die AfD mit 12,9 Prozent der Zweitstimmen in diesen sogenannten Transformationsregionen besonders gut abschneiden: In Regionen, die weniger mit wirtschaftlichen Umbrüchen zu kämpfen hatten, erhielt sie 2,2 Prozentpunkte weniger Stimmen. Besonders ausgeprägt war die Differenz in Ostdeutschland. 

Die aktuellen Landtagswahlen zeigen nun, dass die regionalen Unwuchten auch im Westen angekommen sind. In den bayerischen Transformationsregionen, in denen die Automobilindustrie stark vertreten ist und sich auf traditionelle Antriebsstränge fokussiert, schneidet die AfD durchschnittlich 3,1 Prozentpunkte besser ab. Gleichzeitig fällt das Ergebnis der Grünen in diesen Regionen um 4,7 Prozentpunkte schlechter aus als in anderen Regionen. Bei den Freien Wählern ist der Unterschied geringer: Das mag auch daran liegen, dass die Partei sich erfolgreich auf dem Land positioniert hat, aber weniger materielle Abstiegsängste mobilisiert. 

Regionen brauchen Unterstützung

Auch in Hessen lässt sich das Ergebnis beobachten: Die AfD schneidet in Transformationsregionen 2,6 Prozentpunkte besser, die Grünen 4,8 Prozentpunkte schlechter ab. Nicht berücksichtigt wurde der boomende Hochschulstandort Darmstadt, der auch viele energieintensive Chemieunternehmen aufweist. Die Stadt zählt zu den Top Ten des WirtschaftsWoche Städterankings 2022. Die Kommune weist ein für Transformationsregionen untypisches Wahlverhalten auf – es gleicht mit dem hohen Anteil an Grünen-Wählern (27,3) bei gleichzeitig wenig AfD-Affinität (10,9) dem von Universitäten geprägten westdeutschen Großstädten.

„Es sollte alles getan werden, damit Regionen die nötige Transformation erfolgreich absolvieren“, sagt IW-Forscher Matthias Diermeier. „Dafür braucht es realistische Ziele, Planung, das richtige Timing, gute Kommunikation und Dialog mit den betroffenen Menschen.“ Hilfreich wäre ein eindeutiges Signal der Politik, dass die Industrie elementarer Bestandteil des Geschäftsmodells Deutschland ist, die Kompetenzen, die hier über Jahrzehnte aufgebaut wurden, sind für den klimaneutralen Umbau zentral. In Deutschland gibt es etliche erfolgreiche Beispiele – beispielsweise das Ruhrgebiet, das trotz jahrzehntelangem Strukturwandel bisher kaum Tendenzen zu Radikalismus gezeigt hat. 
 

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