Seit Jahren wandern immer mehr Menschen nach Deutschland ein. Auch 2012 ist dieser Trend ungebrochen: In den ersten sechs Monaten sind 15 Prozent mehr Personen nach Deutschland gezogen als im vergleichbaren Zeitraum 2011. Das belegen die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts. Dieser Zustrom kommt der hiesigen Wirtschaft zu Gute, die Fachkräfte sucht. Den Krisenstaaten droht indes unter Umständen die Gefahr, dass ihr die jungen und qualifizierten Bewohner den Rücken kehren.
Deutschland immer beliebter
Insgesamt wanderte von Januar bis Juni 2012 genau eine halbe Million Menschen in die Bundesrepublik ein. Das hatte verschiedene Gründe: Einerseits wirken aktuell die sogenannten Push-Faktoren, die die Menschen dazu treiben, ihr Land zu verlassen – einen enormen Zuwachs beobachtet man bei Zuwanderern aus den krisengeschüttelten Regionen der EU. Aus Spanien, Portugal und Griechenland wanderten in den ersten sechs Monaten 2012 zwischen 50 und 80 Prozent mehr Personen nach Deutschland ein als im ersten Halbjahr 2011. Andererseits belegt der weiter zunehmende Zuzug wohl auch die steigende Attraktivität des Standorts Deutschland. Die Sprache, die ja häufig als Zuzugsbarriere gesehen wird, scheint kaum noch eine Rolle zu spielen. Eventuell ist der jüngste Anstieg auch schon ein Ergebnis all der Initiativen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, mit denen Fachkräfte im Ausland gezielt angeworben werden.
Für den hiesigen Arbeitsmarkt ist davon auszugehen, dass die Zuwanderer positive Impulse setzen. Denn in der Regel sind junge, qualifizierte Personen mobiler als andere Gruppen und deshalb eher bereit, ins Ausland zu gehen. Nach Daten des Mikrozensus bringen viele Migranten zudem berufliche Qualifikationen in eben den Bereichen mit, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen: Technik, Medizin und Ingenieurwesen. Dennoch sollten Deutschlands Politiker zusammen mit ihren EU-Kollegen dafür sorgen, dass die Abwanderung der Fachkräfte gen Deutschland den europäischen Nachbarn nicht zu sehr schadet. Der sogenannte Braindrain ließe sich beispielsweise durch gut durchdachte Rückkehrerprogramme und strukturelle, nachhaltige Unterstützung vor Ort abmildern.
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