Der jüngste OECD-Bildungsbericht kritisiert erneut, dass in Deutschland ein Bildungsaufstieg für jüngere Personen schwerer möglich ist als in anderen Ländern. Doch Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) belegen: Es gibt deutlich mehr Bildungsaufsteiger als -absteiger. Und die größer gewordene Einkommenskluft zwischen Akademikern und Facharbeitern spiegelt lediglich die Engpässe bei akademischen Berufen im zurückliegenden Jahrzehnt wider – dieses Bild dürfte sich bald ändern.

Befunde stimmen nur bedingt
Die OECD behauptet, dass es in Deutschland unter den Jüngeren nur relativ wenige Bildungsaufsteiger gibt, also Personen, die einen höheren Bildungsabschluss haben als ihre Eltern. Für ihren Befund betrachtet die OECD allerdings die Personengruppe der 25- bis 34-Jährigen. Gerade in Deutschland befinden sich in dieser Altersgruppe jedoch noch relativ viele Studierende, die ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen haben. Diese Tatsache wird in den OECD-Zahlen jedoch nicht berücksichtigt. Dadurch wird die Gruppe der jungen Erwachsenen mit einem hochqualifizierten Abschluss unterschätzt.
IW-Berechnungen, die auf Daten des Nationalen Bildungspanels beruhen und die 35- bis 44-Jährigen umfassen, zeichnen ein anderes Bild: Rund ein Drittel der befragten Personen besitzt einen höheren Bildungsabschluss als der Vater; nur ein knappes Fünftel hat einen niedrigeren. Wird das Bildungsniveau der Mutter zum Maßstab genommen, sind sogar vier von zehn der 35- bis 44-Jährigen Bildungsaufsteiger und nur jeder Elfte ist ein Absteiger. Es gibt also keineswegs mehr Bildungsabsteiger als Bildungsaufsteiger.
Eine weitere Tatsache kommt in den OECD-Befunden ebenfalls zu kurz: In den 2000er-Jahren gab es Fachkräfteengpässe vor allem bei akademischen Berufen, etwa bei Ingenieuren. Und da Preise ein wichtiger Indikator für Knappheiten sind, stiegen die Löhne der Akademiker bis zum Jahr 2012 stärker als die von Facharbeitern. Erst in den vergangenen Jahren treten nach IW-Untersuchungen Engpässe zunehmend auch bei Facharbeitern – zum Beispiel in technischen und Gesundheitsberufen – auf. Gleichzeitig scheint sich die Fachkräftesituation bei Akademikern dank der zunehmenden Studentenzahlen zu entspannen, wodurch sich die Gehaltskluft zwischen beiden Qualifikationsgruppen nicht weiter vergrößern dürfte.
The ifo Education Survey 2014–2021: A New Dataset on Public Preferences for Education Policy in Germany
Over the past decades, empirical research has produced many insights on how education policies may affect student performance and equality of educational opportunity, in Germany and beyond. Despite an increasingly rich evidence base, there has been limited ...
IW
Typische Männer- und Frauenberufe
Das Berufswahlverhalten von Frauen und Männern hat sich wenig verändert – das zeigt unter anderem der Blick auf die Ausbildungsstellen. Frauen und Männer entscheiden sich nach wie vor für ganz bestimmte Berufe.
iwd