Wo liegt das durchschnittliche Vermögen in Deutschland, was ist der Median und wie hoch ist die Ungleichheit? Hier finden Sie Studien zu diesen Fragen.
Vermögen

Über das Thema
Die Verteilung des Vermögens in Deutschland wirft viele Fragen auf. Wie ungleich ist sie wirklich, und warum gibt es große Unterschiede zwischen den Haushalten? Ein Blick auf die wichtigsten Fakten hilft, die Situation besser zu verstehen.
Wie ist das Vermögen in Deutschland verteilt?
Das Vermögen in Deutschland ist ungleicher verteilt als in vielen anderen Euro-Ländern. Während das durchschnittliche Vermögen bei rund 95.700 Euro liegt, beträgt das Medianvermögen – also der Wert, bei dem die Hälfte der Haushalte mehr und die andere Hälfte weniger besitzt – nur 25.200 Euro. Diese Differenz zeigt, dass einige Haushalte über sehr hohe Vermögen verfügen, während viele weniger besitzen. Ein wichtiger Grund dafür ist der niedrige Immobilienbesitz in Deutschland. In vielen anderen Ländern besitzen mehr Menschen Wohneigentum, was das Medianvermögen dort anhebt.
Warum gibt es diese Unterschiede?
Ein zentraler Faktor ist die geringere Eigentumsquote. In Deutschland leben viele Menschen zur Miete, während in Ländern wie Spanien oder Italien mehr Haushalte Immobilien besitzen. Da Immobilien oft die wichtigste Form von Vermögen sind, haben deutsche Haushalte insgesamt weniger Vermögen als Haushalte in anderen Euro-Staaten.
Ein weiterer Grund ist das starke Vertrauen in die gesetzliche Rente. Viele Deutsche setzen auf die staatliche Altersvorsorge, anstatt zusätzlich privat zu sparen. In anderen Ländern gibt es mehr private Altersvorsorge und Immobilienbesitz, was das Vermögen dort erhöht.
Auch die Wirtschaftsstruktur spielt eine Rolle. Länder mit einer breiteren Streuung an Vermögenswerten, etwa durch mehr Aktienbesitz oder eine höhere Selbstständigenquote, haben oft eine ausgeglichenere Vermögensverteilung.
Wie steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern da?
Das Medianvermögen in Frankreich liegt fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Das liegt unter anderem daran, dass dort mehr Menschen Immobilien besitzen. In Italien und Spanien ist Wohneigentum weit verbreitet. Da Immobilien einen großen Teil des Vermögens ausmachen, haben Haushalte dort durchschnittlich mehr Vermögen als in Deutschland.
Gleichzeitig hat Deutschland ein stabiles Sozialsystem, das viele Risiken abfedert. Während in anderen Ländern Menschen mehr privat vorsorgen müssen, übernimmt in Deutschland der Staat viele Sicherungsaufgaben. Das bedeutet, dass ein niedrigeres Privatvermögen nicht zwangsläufig eine schlechtere Absicherung bedeutet.
Wie kann Vermögensbildung in Deutschland gefördert werden?
Damit mehr Menschen Vermögen aufbauen können, schlägt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mehrere Maßnahmen vor.
Erstens sollte der Zugang zu Wohneigentum erleichtert werden. Steuerliche Vorteile und bessere Kreditkonditionen für Erstkäufer könnten mehr Menschen den Erwerb einer eigenen Immobilie ermöglichen. Gleichzeitig würde ein Abbau bürokratischer Hürden im Wohnungsbau helfen, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Zweitens sollte die private Altersvorsorge gestärkt werden. Neben der gesetzlichen Rente sollten private und betriebliche Altersvorsorgemodelle attraktiver gestaltet werden. Steuerliche Anreize könnten dazu beitragen, dass mehr Menschen langfristig für das Alter sparen.
Drittens ist eine bessere finanzielle Bildung notwendig. Mehr Wissen über Sparen, Investieren und Altersvorsorge hilft Menschen, klügere finanzielle Entscheidungen zu treffen. Schulen und Arbeitgeber könnten gezielte Programme zur finanziellen Bildung anbieten, um den bewussten Umgang mit Geld zu fördern.
Viertens sollten Steuer- und Abgabenlasten gesenkt werden. Weniger Steuern auf Kapital und Ersparnisse könnten es Haushalten erleichtern, Vermögen langfristig aufzubauen. Auch Unternehmen sollten durch weniger Bürokratie und bessere Investitionsbedingungen gestärkt werden, um wirtschaftliches Wachstum zu fördern.
Fazit: Vermögensaufbau durch Eigenverantwortung und bessere Rahmenbedingungen fördern
Die Vermögensverteilung in Deutschland ist ungleicher als in vielen anderen Ländern, vor allem wegen niedrigerer Eigentumsquoten und starkem Vertrauen in die gesetzliche Rente. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass Deutschland sozial ungerechter ist. Das stabile Sozialsystem federt viele wirtschaftliche Risiken ab, sodass ein niedrigeres Privatvermögen nicht zwangsläufig eine schlechtere Absicherung bedeutet.
Damit mehr Menschen Vermögen aufbauen können, braucht es weniger Bürokratie, steuerliche Anreize für Immobilienkauf und Altersvorsorge sowie mehr finanzielle Bildung. Deutschland hat kein Verteilungsproblem, sondern ein Investitionsproblem. Die richtigen Anreize können dabei helfen, dass mehr Menschen langfristig Vermögen aufbauen.
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

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