Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist Deutschland in zunehmendem Maß auf die Zuwanderung von Fachkräften angewiesen, um Wachstum und Wohlstand zu sichern.
Fachkräftesicherung durch Zuwanderung an die Hochschulen
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist Deutschland in zunehmendem Maß auf die Zuwanderung von Fachkräften angewiesen, um Wachstum und Wohlstand zu sichern.
Gleichzeitig ist das Potenzial an Personen, die über Qualifikationen verfügen, die einem beruflichen oder hochschulischen Abschluss in Deutschland entsprechen und potenziell für einen Zuzug nach Deutschland gewonnen werden können, begrenzt. Daher muss auch die Ausbildung von Personen aus dem Ausland gestärkt werden, was zumindest kurzfristig vor allem an den Hochschulen möglich ist. Erwerben die zum Studium ins Land gekommenen Personen einen akademischen Abschluss und bleiben langfristig im Land, sind sie am deutschen Arbeitsmarkt ähnlich erfolgreich wie Hochschulabsolventen aus dem Inland. Allerdings kommt es bei ihnen deutlich häufiger zu Studienabbrüchen. Auch kehren viele nach Abschluss ihres Studiums wieder in die Heimatländer zurück. Dennoch lebten 46 Prozent der in den Jahren 2006 bis 2012 zum Studium nach Deutschland gekommenen Drittstaatenangehörigen zehn Jahre später noch in Deutschland und die Tendenz ist steigend.
Gleichzeitig kommen seit Anfang der 2010er-Jahren immer mehr Personen aus dem Ausland zum Studium nach Deutschland. Lag die Gesamtzahl der internationalen Studierenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit und ausländischer Hochschulzugangsberechtigung im Wintersemester 2012/2013 noch bei rund 204.600, waren es im Wintersemester 2022/2023 mit 367.600 bereits weit mehr als anderthalbmal so viele. Besonders dynamisch war die Entwicklung bei den indischen Staatsangehörigen, die mit 42.600 inzwischen die größte Gruppe unter den internationalen Studierenden bilden. Diese planten im Wintersemester 2020/2021 mit einem Anteil von 72,9 Prozent auch besonders häufig einen langfristigen Verbleib in Deutschland. Dabei bestehen gerade in Indien noch sehr große Potenziale für eine Steigerung, da das Land rund ein Sechstel der Weltbevölkerung auf sich vereint und weiterhin demografiestark ist. Differenziert man nach den Fachrichtungen, lag im Wintersemester 2022/2023 der Anteil des Bereichs der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) bei den Studierenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit mit einem Anteil von 51,4 Prozentwesentlich höher als bei den inländischen Studierenden mit 34,2 Prozent. Besonders stark gestiegen ist zwischen den Wintersemestern 2012/2013 und 2022/2023 die Zahl der ausländischen Studierenden in der Informatik einem Plus von 162,3 Prozent.
Nach aktuellem Stand bietet der MINT-Bereich auch besonders große Potenziale für die Ausbildung zusätzlicher Personen aus dem Ausland, da hier die Zahlen der inländischen Studierenden seit Mitte der 2010er-Jahre rückläufig sind. Insbesondere gilt das für die Bereiche Maschinenbau und Verfahrenstechnik sowie Elektro- und Informationstechnik. In den nächsten Jahren wird die Zahl der unbesetzten Studienplätze allerdings voraussichtlich auch insgesamt deutlich zunehmen, da weniger junge Menschen in Deutschland die Hochschulreife erwerben. Ursächlich hierfür sind eine demografisch bedingt vergleichsweise kleine inländische Bevölkerung im entsprechenden Alter und der Ausfall ganzer Abiturjahrgänge in den größten Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen aufgrund einer Rückkehr vom acht- zum neunjährigen Gymnasium. Bereits ab Mitte der 2030er-Jahre wird sich dies mit größeren Geburtskohorten wieder ändern. Für diesen vergleichsweise kurzen Zeithorizont würde sich ein aufwändiger Rückbau von Studienplatzkapazitäten kaum lohnen. Daher bietet es sich an, gerade in der Zwischenzeit noch mehr Personen aus dem Ausland zum Studium ins Land zu holen.
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