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Sonja Beer / Jürgen Matthes / Christian Rusche IW-Report Nr. 44 19. Dezember 2019 Decoupling Chimerica: Consequences for the European Union

Innerhalb der letzten vier Jahrzehnte durchlief die Volksrepublik China eine enorme wirtschaftliche Entwicklung. Mit dem zunehmenden Gewicht in der Weltwirtschaft stiegen jedoch auch die globalen ökonomischen Wirkungen und die politischen Einflussmöglichkeiten der Volksrepublik.

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Consequences for the European Union
Sonja Beer / Jürgen Matthes / Christian Rusche IW-Report Nr. 44 19. Dezember 2019

Decoupling Chimerica: Consequences for the European Union

IW-Report

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Innerhalb der letzten vier Jahrzehnte durchlief die Volksrepublik China eine enorme wirtschaftliche Entwicklung. Mit dem zunehmenden Gewicht in der Weltwirtschaft stiegen jedoch auch die globalen ökonomischen Wirkungen und die politischen Einflussmöglichkeiten der Volksrepublik.

Durch beide Entwicklungen sehen sich die USA und die EU vor zunehmende Herausforderungen gestellt. Dies wird noch verstärkt durch die Strategien, die China für seine wirtschaftliche Entwicklung genutzt hat und noch nutzt, wie zum Beispiel verzerrende Subventionen zugunsten der eigenen Industrie, erzwungenen Technologietransfer oder Investitionsbeschränkungen, welche insbesondere in den USA, aber zunehmend auch innerhalb der EU kritisch gesehen werden. An dieser Machtverschiebung in der Weltwirtschaft und dem dadurch begünstigten Handelsungleichgewicht zwischen den USA und China entbrannte der gegenwärtige Handelskonflikt. Vor diesem Hintergrund wird in den USA über ein mögliches Decoupling diskutiert– also eine ökonomische Entkopplung der Volkswirtschaften Chinas und der Vereinigten Staaten. In diesem Report wird analysiert, ob es bereits Hinweise in den offiziellen Daten für ein Decoupling gibt.

Dabei wird deutlich, dass die USA und China wechselseitig die wichtigsten Handelspartner darstellen. Daten über die Wertschöpfung belegen zudem, dass die beiden Staaten über Wertschöpfungsketten noch wesentlich enger verbunden sind, als reine Handelszahlen nahelegen. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik sowie den Elektronikbereich. Jedoch belegen bereits jüngste, monatliche Handelsdaten, dass der amerikanische Anteil an chinesischen Importen sowie der chinesische Anteil an US-Importen gesunken sind. Somit zeitigt der Handelskonflikt bereits negative Auswirkungen auf den Handel zwischen den beiden Volkswirtschaften. Die Handelsdaten beinhalten zudem erste Anzeichen, dass Handelsströme in Richtung EU umgeleitet werden. Hinweise für ein mögliches Decoupling lassen sich jedoch nicht nur im Bereich des Handels finden. Zwar scheint das Verhalten von US-Investoren in China noch nicht beeinflusst zu sein, aber bei chinesischen Direktinvestitionen in den USA werden erste Auswirkungen deutlich. Denn auch in diesem Bereich scheinen Investitionsströme nach Europa umgeleitet zu werden. Darüber hinaus sinkt der chinesische Anteil an US-Schuldpapieren und chinesische Devisenreserven werden weg vom Dollar in Richtung Gold umgeschichtet. Diese Bewegungen sind jedoch noch vergleichsweise gering.

Bei der Wahl einer politischen Strategie als Reaktion auf ein sich möglicherweise verstärkendes Decoupling muss die EU berücksichtigen, dass die EU und die USA ein gemeinsames Interesse daran haben, dass die durch China ausgelösten Wettbewerbsverzerrungen in der Weltwirtschaft deutlich abgebaut  werden. Zu diesem Zweck sollte die EU mit noch mehr Entschiedenheit und Nachdruck sowohl multilaterale Reformen innerhalb der WTO vorantreiben, aber auch bilateral einen Interessenausgleich mit China anstreben. Falls jedoch auf diesen Wegen die verzerrenden Auswirkungen des chinesischen Staatskapitalismus auf die Weltwirtschaft nicht hinreichend begrenzt werden können, muss sich die EU auf die Eskalation bestehender sowie das Entstehen neuer Handelskonflikte vorbereiten. In solch einem Szenario wären harte Entscheidungen wohl unverzichtbar. Sie müssten unter anderem ein strengeres Handels- und Wettbewerbsrecht beinhalten, aber auch insgesamt eine Verringerung der Abhängigkeiten von der Volksrepublik China ins Auge fassen. Oberstes Ziel muss dabei sein, dass sich die Europäische Union auf eine gemeinsame geopolitische Strategie gegenüber China einigt und diese im politischen Handeln konsequent verfolgt.

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Sonja Beer / Jürgen Matthes / Christian Rusche IW-Report Nr. 44 19. Dezember 2019

Sonja Beer/Jürgen Matthes/Christian Rusche: Decoupling Chimerica – Consequences for the European Union

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