Im Dezember 2022 erreichte die Zahl der offenen Stellen für Qualifizierte knapp 1,2 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist dies ein Anstieg um etwa 44.000 (plus 2,9 Prozent). Der Wert im Dezember 2022 verzeichnet somit den höchsten Dezemberwert an offenen Stellen seit 2011.
KOFA Kompakt 01/2023: Fachkräftereport Dezember 2022 – Fachkräftelücke trotz leichtem Rückgang auf hohem Niveau
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Im Dezember 2022 erreichte die Zahl der offenen Stellen für Qualifizierte knapp 1,2 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist dies ein Anstieg um etwa 44.000 (plus 2,9 Prozent). Der Wert im Dezember 2022 verzeichnet somit den höchsten Dezemberwert an offenen Stellen seit 2011.
Zahl der offenen Stellen für Qualifizierte steigt im Jahresvergleich an
Die Zahl der Arbeitslosen insgesamt stieg im Vergleich zum Vorjahreswert im Dezember 2022 saisonbereinigt nur geringfügig um etwa 17.000 (plus 0,7 Prozent). Dabei stieg die Zahl der arbeitslosen Qualifizierten saisonbereinigt um etwa 10.000 Personen (plus 1,0 Prozent) und die der arbeitslosen Helfer und Helferinnen um etwa 39.000 (plus 3,0 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr.
Fachkräftelücke geht auch im vierten Quartal leicht zurück
Im Dezember 2022 betrug die Fachkräftelücke, also die Zahl der Stellen für die es keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt, knapp 533.000. Damit ist die Fachkräftelücke im Vergleich zum dritten Quartal 2022 leicht rückläufig, bleibt aber weiterhin auf einem hohen Niveau. In absoluten Zahlen fehlten im Dezember 2022 insbesondere Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung (Fachkräftelücke: 306.000). Besonders schwierig war die Besetzung offener Stellen auf dem Niveau der Experten und Expertinnen und der Spezialisten und Spezialistinnen. Gemessen an der Stellenüberhangsquote für Experten und Expertinnen konnten etwa sechs von zehn offenen Stellen nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden (Stellenüberhangsquote: 59,6 Prozent). Auf dem Niveau der Spezialisten und Spezialistinnen konnten bei einer Stellenüberhangsquote von 44,3 Prozent für fast fünf von zehn offenen Stellen keine passenden Bewerber und Bewerberinnen gefunden werden. Auf dem Fachkraftniveau konnten vier von zehn offenen Stellen nicht passend besetzt werden (Stellenüberhangsquote: 40,8 Prozent). In absoluten Zahlen war die Fachkräftelücke mit 154.000 nicht besetzbaren offenen Stellen für Experten und Expertinnen und 73.000 nicht besetzbaren offenen Stellen für Spezialisten und Spezialistinnen niedriger als auf dem Fachkraftniveau.
Der deutlichste Anstieg in der Arbeitslosigkeit war bei höher Qualifizierten zu verzeichnen (Spezialisten und Spezialistinnen: etwa 3.000 - plus 2,2 Prozent; Experten und Expertinnen: etwa 3.100 - plus 2,0 Prozent). Bei den Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung fiel der Zuwachs mit etwa 1,1 Prozent (plus etwa 7.500) etwas geringer aus. Die Zahl der arbeitslosen Helfer und Helferinnen stieg im vierten Quartal lediglich geringfügig um 0,6 Prozent (plus knapp 8.000). Während die Zahl der Arbeitslosen ohne Zuordnung zu einem Anforderungsniveau im Vorjahresvergleich deutlich stieg, ist im vierten Quartal ein leichter Rückgang zu beobachten. In dieser Gruppe ging die Zahl der Arbeitslosen zwischen September und Dezember 2022 um 1,8 Prozent zurück (minus etwa 4.300).
Rückgang der offenen Stellen in allen Berufsbereichen
Im vierten Quartal 2022 sank die Zahl der offenen Stellen für qualifizierte Bewerber und Bewerberinnen im direkten Vergleich zum dritten Quartal 2022 in allen Berufsbereichen. Der deutlichste Rückgang mit 8,3 Prozent zeigte sich im Bereich „Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst, Kultur und Gestaltung“, gefolgt von „Land-, Forst-, und Tierwirtschaft und Gartenbau“ mit einem Rückgang in der Zahl an offenen Stellen um 7,1 Prozent. Allerdings ist bei Betrachtung der Veränderung der Zahl an offenen Stellen seit Beginn der Corona-Pandemie (März 2022) ein teilweiser deutlicher Anstieg in der Zahl offener Stellen für alle Berufsbereiche beobachtbar. Im Verhältnis besonders stark ist der Anstieg an offenen Stellen in der „Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung“ und der „Naturwissenschaft, Geografie und Informatik“. Hier ist die Zahl an offenen Stellen um 61,2 bzw. 57,7 Prozent angestiegen.
Deutlicher Engpass bei der Besetzung von Stellen im Eisenbahnverkehr
Auf Ebene einzelner Berufsgattungen ist im vierten Quartal des Jahres 2022 der Stellenzuwachs, im Vergleich zum vorherigen Quartal, im Eisenbahnverkehr auffällig. Auf dem Fachkraftniveau wurden verstärkt Triebfahrzeugführer und Triebfahrzeugführerinnen im Eisenbahnverkehr (plus 42,2 Prozent) und Fachkräfte in der Überwachung und Steuerung des Eisenbahnverkehrsbetriebs (plus 28,3 Prozent) gesucht. Beide Berufe sind zudem von starken Engpässen betroffen und weisen eine Engpassrelation von 11 bzw. 13 vor. Dies bedeutet, dass auf 100 offene Stellen in den beiden Berufen nur 11 bzw. 13 passend qualifizierte Arbeitslose gemeldet waren.
Der Blick auf die Top-5-Berufe in den offenen Stellen je geforderten Anforderungsniveau zeigt außerdem bei Spezialisten und Spezialistinnen im Aus- und Trockenbau im vierten Quartal 2022 einen starken Zuwachs an offenen Stellen (plus 260,8 Prozent). Auch bei Experten und Expertinnen der Physik ist ein deutlicher Anstieg (plus 51,3 Prozent) im Vergleich zum Vorquartal zu beobachten. In diesem Engpassberuf waren im Dezember 2022 1.058 offene Stellen unbesetzt, wobei auf 100 offene Stellen nur 77 passend qualifizierte Arbeitslose kamen (Engpassrelation: 77).
Rückgang der offenen Stellen vor allem in Nicht-Engpassberufen
Die größten Rückgänge an offenen Stellen im vierten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorquartal sind für Fachkräfte im Obst- und Gemüsebau (Rückgang um 33,1 Prozent) sowie in der Polsterei- und Fahrzeuginnenausstattung (Rückgang um 30,6 Prozent) zu verzeichnen. Auf dem Niveau von Spezialisten und Spezialistinnen ging die Zahl der offenen Stellen am stärksten im Vertrieb (außer Informations- und Kommunikationstechnologien) zurück. Hier wurde ein Rückgang um 31,1 Prozent beobachtet, wobei auf 100 offene Stellen nur 96 passend qualifizierte Arbeitslose kommen. Auf dem Niveau der Experten und Expertinnen wurde ein großer Stellenrückgang in der Bio- und Medizininformatik beobachtet. Im Vergleich zum dritten Quartal ist die Zahl an offenen Stellen hier um 25,4 Prozent gesunken.
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