Der aktuelle KOFA Kompakt zeigt: der Fachkräftemangel im Handwerk nimmt weiter zu. Fehlten im Jahr 2020 etwa 65.000 Handwerkerinnen und Handwerker bundesweit, waren es im Jahr 2021 durchschnittlich gut 87.000. Somit war der Handwerkermangel im Jahr 2021 wieder deutlich größer als im Corona-Jahr 2020 und auch deutlich höher als noch vor zehn Jahren.
KOFA Kompakt 5/2022: Fachkräftemangel und Ausbildung im Handwerk
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Der aktuelle KOFA Kompakt zeigt: der Fachkräftemangel im Handwerk nimmt weiter zu. Fehlten im Jahr 2020 etwa 65.000 Handwerkerinnen und Handwerker bundesweit, waren es im Jahr 2021 durchschnittlich gut 87.000. Somit war der Handwerkermangel im Jahr 2021 wieder deutlich größer als im Corona-Jahr 2020 und auch deutlich höher als noch vor zehn Jahren.
Seit 2015 mehr offene Stellen im Handwerk als arbeitslose Handwerker:innen
Die Nachfrage nach Handwerksfachkräften ist bundesweit hoch. Von 2012 bis 2018 ist die Zahl der offenen Stellen im Handwerk durchgängig gestiegen. Seit 2015 gibt es damit mehr offene Stellen in handwerklichen Berufen als arbeitslose Handwerker:innen. Demnach konnten ab 2015 rein rechnerisch nicht alle offenen Stellen im Handwerk besetzt werden. Im Zuge des konjunkturellen Abschwungs im Jahr 2019 und der Corona-Pandemie im Jahr 2020 ging die Nachfrage nach Handwerksfachkräften zurück. Die Zahl der offenen Stellen blieb dennoch weiterhin höher als die der arbeitslosen Handwerker:innen. Nachdem sich die Nachfrage im Jahr 2021 bereits wieder erhöht hat, gab es zu diesem Zeitpunkt bundesweit gut 200.000 offene Stellen im Handwerk.
In absoluten Zahlen fehlen insbesondere Gesell:innen, aber Meister:innen sind noch schwerer zu finden
Im Jahr 2021 konnten rechnerisch insgesamt 87.485 offene Stellen in Handwerksberufen nicht besetzt werden, weil es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen in den jeweiligen Berufen gab (Fachkräftelücke). Davon fehlten bei Betrachtung der nötigen Qualifikation etwa 75.000 Gesell:innen mit Berufsausbildung, 7.200 Meister:innen und fast 5.000 Fortbildungsabsolvent:innen.
Obwohl Gesell:innen zahlenmäßig am meisten fehlten, waren Fachkräfte mit Meisterabschluss am schwersten zu finden. Betrachtet man den Anteil der offenen Stellen im Handwerk für die es bundesweit keinen passend qualifizierten Arbeitslosen gibt (Stellenüberhangsquote), dann konnte gut jede zweite Meisterstelle rechnerisch nicht besetzt werden. Bei offenen Stellen für Gesell:innen oder Fortbildungsabsolvent:innen traf dies auf etwa vier von zehn Stellen zu. Die Intensität des Fachkräftemangels war damit bei Handwerksmeister:innen am höchsten.
Besonders betroffen sind die Bauelektrik und die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Bei Betrachtung der Einzelberufe im Handwerk fehlten, gemessen an der Fachkräftelücke, am meisten Gesell:innen der Bauelektrik. Dazu waren Berufe der Sanitär-, Heizungs-, und Klimatechnik sowohl für Gesell:innen als auch für Meister:innen in besonders hohem Maße von Engpässen betroffen. In diesen drei Berufen gab es für 100 offene Stellen bundesweit nur etwas über 20 passend qualifizierte Arbeitslose. Damit konnten in diesen Berufen unter Berücksichtigung der beruflichen Qualifikation nur zwei von zehn offenen Stellen im Jahr 2021 rechnerisch besetzt werden.
Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stieg seit 2011 nahezu kontinuierlich an
Die duale Ausbildung bleibt im Handwerk der wichtigste Weg der Fachkräftesicherung. Das Ausbildungsangebot in handwerklichen Berufen nahm eine ähnliche Entwicklung wie in allen dualen Ausbildungsberufen insgesamt: Das Angebot sank zwischen 2011 und 2013 und stieg anschließend bis 2018 an. Nach einem leichten konjunkturbedingten Rückgang 2019 sank das Ausbildungsplatzangebot durch die Corona-Pandemie 2020 deutlicher. Im Jahr 2021 war das Angebot bereits wieder größer als im Vorjahr, das Vorkrisenniveau ist allerdings noch nicht erreicht. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge war in den vergangenen zehn Jahren leicht rückläufig. Im Jahr 2021 gab es damit gut 20.000 unbesetzte Ausbildungsplätze. Im Vergleich dazu blieben etwa 22.000 Bewerber:innen unversorgt.
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