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Hubertus Bardt / Markus Demary / Michael Grömling / Michael Hüther IW-Report Nr. 34 10. September 2021 Gespaltene Industriekonjunktur in Deutschland

Nach den ersten Infektionswellen im Frühjahr 2020 mit der Folge einer globalen Stillstandsökonomie und den Belastungen im folgenden Winterhalbjahr haben sich die Spielregeln in vielen fortgeschrittenen Volkswirtschaften gewaltig verändert.

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Gespaltene Industriekonjunktur in Deutschland
Hubertus Bardt / Markus Demary / Michael Grömling / Michael Hüther IW-Report Nr. 34 10. September 2021

Gespaltene Industriekonjunktur in Deutschland

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Nach den ersten Infektionswellen im Frühjahr 2020 mit der Folge einer globalen Stillstandsökonomie und den Belastungen im folgenden Winterhalbjahr haben sich die Spielregeln in vielen fortgeschrittenen Volkswirtschaften gewaltig verändert.

Der erwachsenen Bevölkerung wurde ein Impfangebot unterbreitet und damit sind wichtige Weichen gestellt, um wieder ein normales Gesellschafts- und Wirtschaftsleben zu realisieren. Das Konsumklima hat sich bereits normalisiert, wenngleich auch im Dienstleistungssektor Personalengpässe die Erholung deckeln. Der Weg zur Normalisierung der Industrie in Deutschland ist jedoch nicht frei von Stolpersteinen. Seit Herbst letzten Jahres stagniert die Industrieproduktion und es zeigt sich eine krasse Spaltung innerhalb der Industrie. Während mit Ausnahme des Maschinenbaus große Teile der Industrie bereits zum Jahresende 2020 die Einbußen infolge der Pandemie weitgehend wettmachen konnten, durchlebte die Automobilindustrie im ersten Halbjahr 2021 einen weiteren enormen Produktionsrückgang. Für die deutsche Industrie insgesamt zeigt sich eine relativ komfortable Nachfragesituation – erkennbar an den stetig wachsenden Auftragsbeständen und am mittlerweile wieder hohen Welthandelsniveau. Die wachsende Divergenz zwischen Nachfrage und Produktion signalisiert ausgeprägte Angebotsrestriktionen.

Vielschichtige Gründe für Vorleistungsengpässe verdeutlichen, welche kumulativen Angebotsbelastungen derzeit vor allem für die Industrie einschließlich der Bauwirtschaft bestehen. Diese Ereignisse und Entwicklungen, die derzeit auf der Angebotsseite der Volkswirtschaft zu außergewöhnlichen Anpassungslasten führen, schlagen sich auch in der Preisentwicklung – vor allem bei Import- und Erzeugerpreisen – nieder und haben zuletzt hierzulande dem Thema Inflation eine hohe Aufmerksamkeit verliehen. Für die mittelfristige Entwicklung in Deutschland wird es – neben der Beherrschung der Pandemie durch Impffortschritte – entscheidend sein, die Angebotsverspannung zu lösen. Dies gilt nicht nur für die nationale Perspektive, sondern auch im internationalen Rahmen.

Der globale Investitionszyklus wird wegen der Produktionsprobleme in den Investitionsgütersektoren ausgebremst. Bei einer allmählichen Auflösung dieser Liefer- und Wertschöpfungskettenproblematik wird die deutsche Wirtschaft im Jahr 2022 um knapp 4 ¾ Prozent expandieren können. Dagegen ist bei anhaltenden Vorleistungsengpässen allenfalls ein Zuwachs beim realen Bruttoinlandsprodukt von deutlich unter 4 Prozent zu erwarten. Die damit einhergehenden Wertschöpfungsverluste liegen in einer Größenordnung von 30 bis 40 Milliarden Euro.

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