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Michael Hüther / Simon Gerards in Russland-Analysen Externe Veröffentlichung 7. Dezember 2022 Wirtschaftliche Entwicklung durch Rückschritt – zu den Perspektiven der russischen Volkswirtschaft

Der Krieg gegen die Ukraine wird in der mittel- bis langfristigen Perspektive für Russland tiefgreifende wirtschaftliche Konsequenzen haben. Die Struktur der russischen Ökonomie zeigt, dass eine innovative Erneuerung aufgrund historisch gewachsener institutioneller Barrieren nicht möglich erscheint.

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Der Krieg gegen die Ukraine wird in der mittel- bis langfristigen Perspektive für Russland tiefgreifende wirtschaftliche Konsequenzen haben. Die Struktur der russischen Ökonomie zeigt, dass eine innovative Erneuerung aufgrund historisch gewachsener institutioneller Barrieren nicht möglich erscheint.

Die Abhängigkeit vom Rohstoffsektor könnte zu weiterer Deindustrialisierung oder zu einer importsubstituierenden Industrialisierung auf niedrigem Niveau führen. Gemeinsam mit dem Importschock, den Russland wegen der Sanktionen erleidet, werden diese Entwicklungen den Wohlstandsverlust verstärken.

Strukturelle Schwächen einer Rohstoffökonomie: historische und theoretische Gründe

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Weltlage politisch und ökonomisch verändert. Für die künftige politische Kooperation mit Russland unter dem gegenwärtigen Regime gibt es derzeit keine konstruktive Perspektive. Das gilt ebenso für die ökonomische Entwicklung. Die russische Führung selbst hat ihre politischen und wirtschaftlichen Optionen faktisch auf China, die Türkei, Indien und einige Randstaaten verlagert. Zusätzlich sind die gegenwärtigen und zu erwartenden Probleme der russischen Volkswirtschaft geprägt von historisch gewachsenen Strukturen des Wirtschaftssystems, das rückwärtsgewandt ist. Die Aussichten für die russische Volkswirtschaft sind alles andere als rosig.

Strukturelle Defizite der russischen Volkswirtschaft

Als Wladimir Putin im Jahre 1999 das Millennium Manifest – eine Abhandlung über die Lage der Nation – verfasste, stand das Land am Abgrund. Die makroökonomische Situation war angesichts von Kapitalflucht und De-Investitionen im Zuge der Schuldenkrise des Jahres 1998 angespannt und so attestierte der damalige russische Ministerpräsident seinem Land multiple Schwächen: Ein nicht funktionierendes Rechtssystem, geringe Investitionen, technologische Rückstände sowie ein niedriger Lebensstandard schwächten Russlands weltpolitische Position und gefährdeten die Zukunft. Verstärkt wurde diese negative Wahrnehmung in Russland durch die vom Westen seit den 1980er Jahren gespiegelte historische Rückständigkeit, die einen Anschluss an internationale Standards verhindert hätte. Diese Positionierung ist nicht überwunden; sie hat historisch-institutionelle Gründe, die lange zurückliegen und die wirtschaftlichen Strukturen bis in die Gegenwart prägen.

Putins Vision und Versprechen im Jahre 1999 waren es, Russland in ein neues Zeitalter des Wohlstands zu führen, das auf einer innovationsbildenden Ökonomie basieren sollte. Dafür hätte Russland einen grundlegenden strukturellen und institutionellen Wandel vollziehen müssen, um die Dominanz des Rohstoffsektors, seit Jahrzehnten die Stütze der russischen Wirtschaft, zu durchbrechen und Raum für neue Sektoren in der verarbeitenden Industrie zuzulassen. Eine schnelle Erholung aus der Wirtschaftskrise von 1998 war aber zunächst nur durch eine Stabilisierung der Staatsfinanzen und eine Förderung der wettbewerbsintensivsten Industrien zu erwarten, sodass das Wirtschaftswachstum durch den Export von Rohstoffen angetrieben wurde, deren Preise sich in den frühen 2000er Jahren stabilisierten. Die Opportunitätskosten für die Umstellung auf neue Sektoren waren zu diesem Zeitpunkt gewaltig und schienen politisch nicht tragbar. Denn infolge der hohen Rohstoffpreise stiegen die entsprechenden Exporte Russlands zwischen 1999 und 2007 stark an und brachten dem Land einen enormen Handelsbilanzüberschuss als eine Art Windfall-Profit.

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