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Christian Rusche IW-Kurzbericht Nr. 5 18. Januar 2019 Chinesische Beteiligungen und Übernahmen 2018 in Deutschland

Im vergangenen Jahr verhinderte die Bundesregierung zwei Transaktionen chinesischer Investoren und verschärfte nach 2017 im zweiten Jahr in Folge die Außenwirtschaftsverordnung. Dennoch waren Investoren aus China weiterhin sehr aktiv.

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Chinesische Beteiligungen und Übernahmen 2018 in Deutschland
Christian Rusche IW-Kurzbericht Nr. 5 18. Januar 2019

Chinesische Beteiligungen und Übernahmen 2018 in Deutschland

IW-Kurzbericht

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Im vergangenen Jahr verhinderte die Bundesregierung zwei Transaktionen chinesischer Investoren und verschärfte nach 2017 im zweiten Jahr in Folge die Außenwirtschaftsverordnung. Dennoch waren Investoren aus China weiterhin sehr aktiv.

Übernahmen und Beteiligungen durch ausländische Investoren haben in Deutschland im vergangenen Jahr zugenommen (PwC, 2018). Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) prognostiziert für 2018 insgesamt 838 Transaktionen. Im Jahr davor wurden 818 Projekte verzeichnet. Nur in 2016 wurden mit 883 Transaktionen noch mehr Beteiligungen und Übernahmen ermittelt. Zudem wurde im Jahr 2018 mit 490 Millionen Euro der höchste durchschnittliche Transaktionswert verzeichnet (ebenda).

Neben einer wachsenden Anzahl von Transaktionen war der Markt für Übernahmen und Beteiligungen jedoch auch zunehmend von staatlichen Eingriffen geprägt. Bereits 2017 wurde die Außenwirtschaftsverordnung verschärft, welche die Eingriffsmöglichkeiten der Bundesregierung bei ausländischen Übernahmen und Beteiligungen regelt (Rusche, 2018). Doch schon im Dezember 2018 wurden mittels dieser Verordnung die Eingriffsmöglichkeiten der Bundesregierung nochmals ausgeweitet. In besonders sensiblen Bereichen kann eine Transaktion nun bereits ab einer Beteiligung von 10 Prozent geprüft werden (BMWi, 2018). Zu den Bereichen, für die diese Schwelle anwendbar ist, zählen beispielsweise kritische Infrastrukturen und verteidigungsrelevante Unternehmen sowie Medienunternehmen. Auch auf Ebene der Europäischen Union wird aufgrund einer Initiative von Deutschland, Frankreich und Italien an neuen Regularien gearbeitet.

Doch die Regularien werden nicht nur verschärft, sondern die strengeren Regelungen kommen zunehmend auch zur Anwendung. So wurde die Übernahme der Firma Cotesa aus Sachsen durch einen chinesischen Investor im April 2018 erst nach mehrmonatiger intensiver Prüfung freigegeben. Zwei weitere chinesische Transaktionen wurden sogar verhindert. Die staatliche State Grid Corporation of China scheiterte gleich zweimal beim Einstieg in den deutschen Hochspannungsnetzbetreiber 50Hertz (Elia, 2018a). In diesem Zusammenhang musste die Kreditanstalt für Wiederaufbau sogar einen Anteil von 20 Prozent an 50Hertz übernehmen, um den chinesischen Staatskonzern nicht zum Zuge kommen zu lassen. Des Weiteren wurde die Übernahme des Ahlener Unternehmens Leifeld Metal Spinning unterbunden (Westfälische Nachrichten, 2018). Zwar wurde die Übernahme abgebrochen, nachdem die politischen Bedenken einen erfolgreichen Abschluss gefährdeten, zur Sicherheit wurde die Transaktion jedoch zusätzlich vom Kabinett verboten.

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Die verschärften Regeln und die getätigten Staatseingriffe haben wohl auch dazu beigetragen, dass die Anzahl an chinesischen Transaktionen im Jahr 2018 trotz wachsendem Gesamtmarkt gesunken ist (siehe Abbildung). Für das vergangene Jahr konnte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) 33 Übernahmen und Beteiligungen ermitteln. Im Jahr 2017 waren es 40 und im Rekordjahr 2016 sogar 44 Projekte. Im Vergleich zum Zeitraum vor 2016 sind chinesische Investoren somit weiterhin sehr aktiv. Von 2010 bis 2015 wurden im Durchschnitt lediglich rund 22 Akquisitionen pro Jahr getätigt.

Der Gesamtwert der veröffentlichten Summen ist 2018 ebenfalls zurückgegangen. Die 15 Transaktionen mit veröffentlichter Summe hatten einen Wert von nahezu neun Milliarden Euro. 2016 waren es bei 25 öffentlichen Summen rund 11,1 und 2017 bei 15 öffentlichen Werten rund 12,1 Milliarden Euro. Bei diesem Vergleich müssen jedoch drei Faktoren beachtet werden. Zunächst muss darauf hingewiesen werden, dass sich der Anteil an Transaktionen mit öffentlichen Summen stark unterscheidet: 2018 wurde von rund 45 Prozent der Transaktionen die Summe veröffentlicht, während es 2017 rund 38 Prozent und 2016 annähernd 57 Prozent waren. Der zweite Faktor ist, dass die größte Transaktion 2018 der Einstieg des Unternehmers Li Shufu (Geely Group) bei Daimler war (Daimler, 2018). Der Wert dieser Transaktion allein betrug über sieben Milliarden Euro. Eine hohe Einzelinvestition hat die Höhe des Gesamtwerts zwar auch 2016 (Kuka AG) und 2017 (Ista) bestimmt. Allerdings erreichte der Einstieg bei Daimler nur rund 9,7 Prozent der Stimmenanteile und blieb damit knapp unter der 10 Prozent Grenze, die ansonsten für ausländische Direktinvestitionen und damit bei den vom IW ermittelten Transaktionen angewendet wird. Aufgrund des angeblich langfristigen Charakters der Investition (Daimler, 2018) sowie dem hohen Streubesitz bei der Daimler AG wurde diese Beteiligung dennoch aufgenommen.

Der letzte Faktor ist, dass auch die verhinderten Transaktionen beachtet werden müssen. So hatte der Einstieg bei 50Hertz ein Volumen von annähernd zwei Milliarden Euro (eigene Schätzung auf Basis Elia, 2018b). Bei einem erfolgreichen Zustandekommen hätten die veröffentlichten Transaktionswerte somit auf dem Niveau von 2016 gelegen.

Trotz des Rückgangs und der verhinderten Transaktionen verantworteten chinesische Investoren 2018 weiterhin einen nennenswerten Anteil an den ausländischen Akquisitionen in der Bundesrepublik. Legt man die Zahlen von PwC (2018) zugrunde, die alle Übernahmen und Beteiligungen bis zum 15. November enthalten, liegen chinesische Investoren zusammen mit niederländischen auf dem 5. Platz mit einem Anteil von jeweils rund 5,5 Prozent. Im Vorjahr betrug der chinesische Anteil noch rund 6,6 Prozent (Rusche, 2018). Die meisten Investoren kamen wie im Jahr 2017 aus den USA. Der Anteil betrug rund 17,6 Prozent (Vorjahr: 22,3 Prozent). Rund 12,8 Prozent aller ausländischen Investoren kamen aus Großbritannien. Damit kamen sie 2018 auf Platz 2. Im Vorjahr waren Investitionen aus Großbritannien auf Platz 3 und hatten einen Anteil von 10,2 Prozent. Die Schweiz kam 2018 mit 11,7 Prozent (Vorjahr 11,3) auf den dritten Platz.

Folglich sind chinesische Investoren trotz verschärfter Regulierung und Staatseingriffen in Deutschland weiterhin sehr aktiv und werden es voraussichtlich auch in Zukunft sein. Dies wurde auch an der Übernahme des Berliner Unternehmens Data Artisans durch Alibaba für rund 90 Millionen Euro Anfang Januar 2019 deutlich (n-tv, 2019). Die neuen verschärften Regeln werden somit wohl bereits zeitnah beweisen können, ob ausländische Investitionen mit ihnen adäquat reguliert werden können.

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