Rund 19 Prozent der Beschäftigten in Deutschland oder etwa 6,1 Millionen Arbeitnehmer wären von der Einführung eines allgemeinen Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde betroffen. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW).
Ein Instrument mit Tücken
Dieser Wert liegt im internationalen Vergleich besonders hoch: In Frankreich beziehen rund 13 Prozent aller Arbeitnehmer einen Mindestlohn, in Großbritannien sind es lediglich 4 bis 5 Prozent. In Deutschland beträfe die Anhebung 63 Prozent der geringfügig Beschäftigten, 50 Prozent der Arbeitnehmer unter 25 Jahren und 24 Prozent der Frauen. Im Vergleich der Wirtschaftsbranchen zeigen sich deutliche Unterschiede: Während bei Banken und Versicherungen nur 7 Prozent der Beschäftigten für einen Stundenlohn unter 8,50 Euro arbeiten, liegt dieser Anteil im Gastgewerbe mit 60 Prozent deutlich höher.
Als ein Anti-Armutsinstrument, wie von der Politik immer wieder gefordert, eignet sich der Mindestlohn der Untersuchung zufolge kaum. Im Jahr 2011 waren nämlich nur 18 Prozent jener Personen einkommensarm, die einen Stundenlohn von unter 8,50 Euro haben. Sie verdienten also weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens. Dass Einkommensarmut unter Geringverdienern weniger verbreitet ist als vermutet, hat vor allem folgenden Grund: Viele von ihnen leben mit Partnern zusammen, die ein höheres Einkommen beziehen. Ein Mindestlohn würde also überwiegend Personen helfen, die gar nicht bedürftig sind. Auf der anderen Seite sind deutliche Jobverluste zu befürchten. Besonders benachteiligt wären junge Menschen, denen der Berufseinstieg spürbar erschwert wird.
Moritz Heumer / Hagen Lesch / Christoph Schröder
Mindestlohn, Einkommensverteilung und Armutsrisiko
IW-Trends 1/2013
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