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Hubertus Bardt auf hde-klimaschutzoffenive.de Interview 12. Juli 2018

Einzelhandel: Durch Wissenstransfer energieeffizienter werden

Großes Potenzial für Know-how-Transfer: IW-Energie- und Ressourcenökonom Hubertus Bardt erläutert im Interview mit der Klimaschutzoffensive des Handels, einer Kampagne des Handelsverbands Deutschland, warum kleine Handelsbetriebe von den Erfahrungen großer Filialisten lernen sollten.

Wie schätzen Sie den Weg des Einzelhandels hin zur Klimaneutralität ein?

Der Weg in die Klimaneutralität stellt eine große Herausforderung für den Handel dar, die nicht zu unterschätzen ist. Händler, die sich in Innovations- und Modernisierungsprozessen befinden, sollten Maßnahmen für Klimaschutz und Energieeffizienz gleich mitdenken. Für die, die nicht schon heute handeln, werden die Kosten langfristig nämlich nur noch höher. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen wird es wichtig sein, einen Wissenstransfer zu organisieren – mit Know-how aus der Forschung, aus Modellvorhaben und den Erfahrungen der großen Filialketten. Wenn KMU von diesen Erfahrungen profitieren könnten und Entscheidungshilfen an die Hand bekämen, wäre viel gewonnen.

Welche Potenziale gibt es  für den Einzelhandel im zukünftigen Strommarkt?

Der Handel kann mit Effizienz auf höhere Preise reagieren. Zudem gibt es ein Potenzial auf das fluktuierende Stromangebot der Erneuerbaren mit ihren schwankenden Preisen zu reagieren. Die Flexibilität im Stromsystem muss über regelbare Angebote, Importe, Speicher und flexible Nachfrage bereitgestellt werden. Der Lebensmitteleinzelhandel mit seinen Kühlhäusern sollte in der Lage sein regenerativen Strom dann abzunehmen, wenn er im Überschuss vorhanden ist. Damit könnte Kühlgut vorgekühlt und die Stromnetze entlastet werden. Wenn wenig erneuerbarer Strom im Netz ist, kann das Kühlhaus den Temperaturvorsprung wieder abbauen. Hierfür werden auch entsprechende Tarife und Preissignale Anreize setzen.

Welche Vor- und Nachteile bringt eine Bepreisung von CO2?

Klimaschutzinvestitionen bzw. Effizienzmaßnahmenl lassen sich mit einem CO2-Preis leichter rechnen. Sie amortisieren sich schneller, wenn CO2-Emissionen oder Energie mehr kosten. Das ist die klimapolitisch begründete Logik. Der Nachteil liegt in der Kostenbelastung für die Unternehmen – diese muss ja erst einmal erwirtschaftet werden. Dadurch sinken Gewinne und der Wettbewerb verschärft sich. Der Handel steht ohnehin unter einem Veränderungsdruck, da ist es nicht leicht zusätzliche Kostenpakete für den Klimaschutz zu tragen.

Befürworter prognostizieren, durch den CO2-Preis entstehe ein fairer Entwicklungspfad in die Klimaneutralität? Stimmen Sie zu?

Es entsteht eher ein effizienterer Weg. Wenn man ein Klimaziel setzt und es akzeptiert, stellt sich die Frage, wie man es mit geringstmöglichen Kosten erreichen kann. Das passiert durch entsprechende Preissignale, die entweder über Steuern oder ein Handelssystem wie den Emissionshandel kommen. Das führt zu Mehrkosten, die – wenn man nicht aufpasst – die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen gefährden können. Die Kostenbelastung wird sicher nicht von jedem als fair wahrgenommen. Aber ein Preissignal kann für Effizienz sorgen und somit die Gesamtkosten verringern, die am Ende vor allem auch die Verbraucher zu tragen haben.

Zum Interview auf hde-klimaschutzoffenive.de

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