Holger Schäfer hat als Arbeitsmarktökonom im Institut der deutschen Wirtschaft die Entwicklung des Stellenmarktes im Blick. Dem Kölner Stadt-Anzeiger beantwortete er drei Fragen.
"Jobcenter sind nicht so effektiv"
Herr Schäfer, was halten Sie von Personaldienstleistern, die für Unternehmen geeignete Leute suchen?
Das ist sehr sinnvoll. Die Jobcenter sind nicht so effektiv, wenn es um die Suche nach Leuten mit bestimmtem Potenzial geht. Je höher die Anforderungen für eine Stelle sind, desto mehr suchen Firmen selbst über Anzeigen, Headhunter und eben Personaldienstleister.
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung bieten Unternehmen wieder mehr Stellen an. In welchen Bereichen sind Fachkräfte knapp?
Wir haben in Deutschland derzeit schätzungsweise rund eine Million offene Stellen. Sowohl bei Zeitarbeitsfirmen als auch im Gesundheitswesen und in sozialen Bereichen. Eine hohe Nachfrage besteht bei Ingenieuren und in den MINT-Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Der Markt in den Bereichen Maschinenbau, Fahrzeugbau, Energietechnik ist im Moment wie leer gefegt. Da gehen Firmen auch schon selbst an Fachhochschulen und Hochschulen, um geeigneten Nachwuchs zu finden.
Wer so begehrt ist, kann sicher Ansprüche an seinen Arbeitsplatz stellen?
Ja, da funktioniert der Markt, wie er funktionieren soll. Wir haben in diesen Bereichen derzeit die stärksten Lohnanstiege. Wir rechnen in diesem Jahr mit einem wirtschaftlichen Zuwachs zwischen 0,8 und einem Prozent - ein kräftiger Zuwachs. Die Aussichten sind wirklich gut.
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