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Axel Plünnecke im DRadio Wissen Interview 13. Dezember 2013

Früher fertig: früher verdienen

Für die Arbeitgeber ist es gar nicht so entscheidend, wann ein Bewerber sein Studium beendet hat, sagt IW-Bildungsökonom im Interview mit DRadio Wissen. Aber für das Lebenseinkommen des Absolventen macht es durchaus einen Unterschied.

Macht es mich bei Arbeitgebern wirklich begehrter, wenn ich mein Studium zackig zu Ende bringe?

Für die Arbeitgeber ist es gar nicht so entscheidend, ob ich mein Studium schon mit 22, 24 oder 26 beende. Es ist vor allen Dingen für mich selbst, für mein Einkommen, welches ich in meinem Leben erzielen kann, wichtig, dass ich mein Studium schnell beenden kann.

Die Rentenpunkte?

Die Rentenpunkte sind ein Punkt vielleicht. Aber generell, wenn ich mein Studium ein Jahr schneller schaffe, dann habe ich etwa einen Vermögensgewinn in meinem Leben von im Durchschnitt 30.000 Euro. Mein Studium amortisiert sich schneller, d.h. ich habe schneller meinen Nachteil, dass ich auf Einkommen verzichte, in Form von höherem Einkommen wieder zurückgewonnen.

Aber das funktioniert ja nur, wenn ich tatsächlich in diesem jugendlichen Alter sofort einen Job bekomme. Ich vermute, dass das von Fachrichtung zu Fachrichtung sehr unterschiedlich ist. Oder, dass man in manchen Bereichen sagt, sorry, es ist aber schon noch ein Master notwendig.

Da gibt es deutliche Unterschiede, in einzelnen Bereichen ist der Master auch heute schon die Regel – und wenn Sie die Chemieabsolventen nehmen, dort promovieren viele noch, bevor sie in den Arbeitsmarkt einsteigen. Aber selbst in den Ingenieurwissenschaften wissen wir aus Befragungen, dass viele Absolventen auch schon mit einem Bachelorabschluss in den Arbeitsmarkt starten können. Nicht unbedingt im Bereich Forschung, aber im Bereich Einkauf oder Produktion ist das durchaus möglich.

Also sprich, der klassische BWLer ist mit einem Bachelor gut aufgestellt. Aber wer in die Wissenschaft strebt, in Natur- und Geisteswissenschaften, der muss noch ein bisschen länger an die Uni?

Ja, wer vor allem später mit seinem Studium wissenschaftlich arbeiten will, der hat natürlich mit dem Master eine bessere Ausbildung. Aber viele wollen in die Praxis gehen und da macht es auch Sinn, mit dem Bachelor anzufangen, um nach ein paar Jahren Berufserfahrung festzustellen, ich brauche noch eine Vertiefung, eine Weiterbildung. Diese ist über den Master beispielsweise auch berufsbegleitend möglich.

Nun haben sie vorher schon gesagt, wer früher anfängt, Geld zu verdienen, der verdient auch – über das Leben gesehen – mehr. Was bringt mir das aber persönlich, wenn ich früher fertig bin?

Da kann ich natürlich sagen, wenn man das langsamere Studieren als Konsumgut nimmt, dass es Freude macht, zu studieren, neue Dinge zu lernen – dann ist es für den Einzelnen auch ok, wenn er etwas langsamer studiert. Wenn ich mich rein an der Frage meines Einkommens orientiere, dann ist das zügigere Studium von großem Vorteil. Durch Berufserfahrung, durch mein Arbeitsleben kann ich mich persönlich auch noch weiterentwickeln. Es ist also kein Nachteil, wenn ich schneller studiere.

Also ist es nicht schlimm, wenn ich es nicht so früh schaffe, fertig zu werden und einfach dann schon etwas älter bin, wenn ich den Abschluss mache?

Am Arbeitsmarkt, wenn sie zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden, können sie natürlich auch schon von viel Erfahrung berichten. Sie sind als Persönlichkeit sicherlich auch weiter, wenn sie älter sind. Allerdings, wenn sie die Entscheidung rein ökonomisch betrachten, dann ist das zügige Studium deutlich besser.

Nun ist es ja von der Tendenz bei uns schon so, dass das Studium kürzer wird und die Studierenden jünger sind, wenn sie das Studium abschließen. Wie sehen Sie die Entwicklung, wird das bei uns demnächst so sein, wie in den USA oder wie in England?

Wir haben in den letzten Jahren schon eine deutliche Altersreduzierung beim ersten Hochschulabschluss von 28 Jahren auf 26,5 aktuell. Das wird in der Tendenz durch das Abitur nach 12 Jahren und dem Entfallen der Wehrpflicht weiter sinken, d.h. wir kommen deutlich schneller in den Arbeitsmarkt hinein, vielleicht im Durchschnitt mit 25 Jahren. Das hilft, wenn man auch die Demografie bedenkt, Perspektive Rente mit 67, dass es sinnvoll ist, eher in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Also an beiden Seiten der Erwerbsbiografie länger zu arbeiten, das ist auf jeden Fall von Vorteil.

Und wie sieht es mit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit aus, macht das uns besser?

Wir haben damit eine Chance, dem demografischen Wandel entgegenzutreten, da wir ja weniger Personen im erwerbsfähigen Alter haben werden. Wenn die etwas eher anfangen zu arbeiten, etwas länger am Arbeitsmarkt bleiben, können wir diesem demografischen Trend entgegentreten. Wir werden nicht so junge Absolventen haben wie in Amerika oder in Großbritannien, da bei uns viele junge Menschen eine Lehre machen, bevor sie studieren – und dann sowohl mit Berufserfahrung aus der Lehre als auch mit dem akademischen Wissen am Arbeitsmarkt gut einsteigen.

Das Interview zum Anhören

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