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Axel Plünnecke in der Fuldaer Zeitung Gastbeitrag 24. November 2014

Bildungsverlierer: es bleibt viel zu tun

Die Bildungsreformen der letzten Jahre zeigen Wirkung, schreibt IW-Bildungsökonom Axel Plünnecke in der Fuldaer Zeitung. Dennoch bleiben immer noch rund 1,3 Millionen junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 29 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung.

Um die Bildungsarmut weiter zu reduzieren, gilt es zielgruppengenau zu fördern. Dies zahlt sich letztendlich auch für die öffentliche Hand aus. Erreichen junge Erwachsene keine abgeschlossene Berufsausbildung, so ist dies aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen für die Betroffenen selbst. Fehlende Bildung ist ein großes Einstellungshemmnis und Arbeitslosigkeit der Hauptgrund für eine Armutsgefährdung. Verstärkt werden die Folgen der Bildungsarmut durch die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitsprozesse, die den Bedarf an einfachen Helfertätigkeiten verringern. Daneben weist ein Teil der jungen Erwachsenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung Gesundheitseinschränkungen auf, die ihren Zugang zum Arbeitsmarkt erschweren. Zum anderen ist die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands eng damit verbunden, ob es Unternehmen auch in Zukunft noch gelingen wird, genügend Fachkräfte zu finden. Der demografische Wandel reduziert das Fachkräftepotenzial in Deutschland deutlich. Es droht ein gespaltener Arbeitsmarkt mit Fachkräfteengpässen bei gleichzeitigen Problemen für die Geringqualifizierten. Daher ist es zunächst einmal ein gutes Ergebnis, dass die Bildungsarmut unter jungen Erwachsenen seit dem Jahr 2005 reduziert werden konnte. Im Jahr 2005 hatten noch 1,6 Millionen Personen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren keine abgeschlossene Berufsausbildung und waren nicht mehr im Bildungssystem aktiv, im Jahr 2012 hingegen nur noch 1,3 Millionen. Der Anteil an allen Personen in dieser Altersgruppe sank entsprechend von 16,5 Prozent auf 13,2 Prozent. Zu den Verbesserungen trugen auch Maßnahmen wie Einstiegsqualifizierungen und Nachqualifizierungsangebote bei. Teilqualifizierungen können helfen, schrittweise eine qualifizierte Ausbildung zu erwerben.

Unter den jungen Erwachsenen ohne Berufsausbildung sind Alleinerziehende, Zuwanderer mit Bildungsabschlüssen aus dem Ausland und Personen ohne Schulabschluss überrepräsentiert. Um zielgruppengenau zu fördern, sollten Ganztagsbetreuungsplätze ausgebaut werden, damit für Alleinerziehende die Vereinbarkeit von Ausbildung und Familie verbessert wird. Für Zuwanderer sind neben den besseren Anerkennungsmöglichkeiten Nachqualifizierungs- und Sprachförderangebote auszubauen.

Um die Ausbildungsreife der Schulabsolventen zu stärken, sind Maßnahmen zur Förderung der Kompetenzen der Schüler umzusetzen. Empirische Untersuchungen zeigen, dass der Bildungshintergrund der Eltern und das Bildungskapital sowie die Bildungsaspiration im Elternhaus wichtige Rollen für den Schulerfolg der Kinder spielen. Arbeitslosigkeit im Elternhaus und die Familienform (Patchwork, alleinerziehend) haben isoliert betrachtet hingegen keinen Effekt auf die Bildungsergebnisse. Der Bildungshintergrund der Eltern dominiert. Daher sind im Bildungssystem selbst Rahmenbedingungen zu schaffen, damit auch Kinder aus bildungsfernen Haushalten sich optimal entwickeln können. Positiv auf die Erlangung der Ausbildungsreife wirkt es sich aus, wenn die Kinder schon früh einen Kindergarten besucht haben. Wichtig ist es auch, den Schulen Handlungsfreiräume zu schaffen. Autonomie und Vergleichsarbeiten ermöglichen zwischen den Schulen einen Wettbewerb um Ideen, wie Schüler am besten individuell gefördert werden können. Ganztagsschulen bieten einen Rahmen, gerade Schülern aus Elternhäusern mit weniger Bildungskapital auch am Nachmittag gute Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Sport und Ernährungskurse können helfen, die Gesundheit der Kinder zu fördern. Investitionen in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen sind zwar mit zusätzlichen finanziellen Anstrengungen verbunden, bieten aber nach Berechnungen des IW langfristig für die öffentliche Hand durch eine größere Zahl an Steuer- und Beitragszahlern und weniger Sozialaufwendungen eine attraktive Rendite.

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