In der Corona-Krise hat das häusliche Lebensumfeld für die Aktivitätsmöglichkeiten und Entwicklungschancen der Kinder in Deutschland stark an Bedeutung gewonnen. Dabei stellt sich die Lage hier in den meisten Fällen gut dar, wie eine eigene Auswertung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigt.
Häusliches Umfeld während der Krise: Ein Teil der Kinder braucht mehr Unterstützung
IW-Report
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
In der Corona-Krise hat das häusliche Lebensumfeld für die Aktivitätsmöglichkeiten und Entwicklungschancen der Kinder in Deutschland stark an Bedeutung gewonnen. Dabei stellt sich die Lage hier in den meisten Fällen gut dar, wie eine eigene Auswertung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigt.
So verfügte im Jahr 2018 mit 80,9 Prozent die weit überwiegende Mehrheit der Familien mit Kindern im Alter unter 16 Jahren über mindestens ein und mit 51,0 Prozent über die Hälfte sogar über mehr als ein Zimmer (ohne Bad, Küche usw.) je Haushaltsmitglied. Einen eigenen Garten oder Zugang dazu hatten mit 66,3 Prozent rund zwei Drittel. Auch das häusliche Lernumfeld, das im Kontext des Homeschoolings deutlich an Bedeutung gewonnen hat, ist in den meisten Fällen gut. 90,0 Prozent der Zwölfjährigen hatten im Jahr 2018 einen eigenen Schreibtisch und 89,6 Prozent Zugang zu einem Laptop oder PC. Allerdings stellt sich die Lage bei den Kindern aus bildungsfernen Familien, Familien im ALGII-Bezug und Familien mit Migrationshintergrund in beiden Fällen ungünstiger dar.
Problematischer ist das soziale Umfeld der Kinder zu Hause. Mit 62,2 Prozent hatten im Jahr 2018 fast zwei Drittel der Zwölfjährigen oft oder sehr oft Streit mit einem anderen Angehörigen der Kernfamilie. Dabei handelt es sich zwar meist um Geschwister, jedoch streitet mit 24,1 Prozent auch ein substanzieller Teil der Kinder regelmäßig mit den Eltern. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Beziehungen in den Kernfamilien per se schlecht wären. So geben mit 95,5 Prozent fast alle Zwölfjährigen an, hier oft oder sehr oft Unterstützung und Hilfe bei den Dingen zu erhalten, die ihnen wichtig sind. Dennoch sollten die Schulen und Kitas insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass die Doppelbelastung aus Homeoffice und Betreuung schnell zu einer Überforderung der Eltern führen kann, möglich schnell wieder geöffnet werden (Bardt / Hüther, 2020). Müssen dabei aus epidemiologischer Sicht Beschränkungen des Alltags der Familien bestehen bleiben, sollte die kleine Gruppe der Kinder mit sehr ungünstigen häuslichen Lebensverhältnissen bei der Gestaltung von Exitstrategien eine Sonderbehandlung erhalten. Auch sollten die Kinder, bei denen die häuslichen Gegebenheiten das Homeschooling behindern, nach der Wiederöffnung der Schulen eine intensive Zusatzförderung erhalten, um die entstandenen Lücken schließen (Anger / Plünnecke, 2020).
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