Digitalisierung macht auch vor dem Tourismus nicht halt. Vor allem mithilfe digitaler Plattformen sind Buchungen von Reisen unterschiedlichster Art digital einfach möglich. Die Deutschen sind hier jedoch noch zurückhaltend. Dies gilt vor allen für die Buchung bei privaten Vermietern.
Onlinereisebuchungen in Europa
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Digitalisierung macht auch vor dem Tourismus nicht halt. Vor allem mithilfe digitaler Plattformen sind Buchungen von Reisen unterschiedlichster Art digital einfach möglich. Die Deutschen sind hier jedoch noch zurückhaltend. Dies gilt vor allen für die Buchung bei privaten Vermietern.
Für die Tourismusbranche war die Corona-Pandemie eine sehr herausfordernde Zeit, weil Reisen nicht oder nur eingeschränkt möglich und die Menschen vorsichtig waren. Die Branche hat diese Zeit jedoch genutzt und digitale Angebote geschaffen: So ist der Anteil der Unternehmen aus der Tourismusbranche, die digitale Absatzkanäle – wie etwa digitale Buchungsplattformen – nutzen, von 2020 bis 2022 um 11 Prozentpunkte gestiegen und lag zuletzt bei knapp 43 Prozent (BMWK, 2023). Dies ist der höchste Wert im Vergleich mit anderen Branchen wie Handel, Verarbeitendem Gewerbe oder Unternehmensnahen Dienstleistern. Digitalisierung hat auch für die Tourismusbranche unter anderem die Vorteile, effizientere Abläufe zu ermöglichen und neue Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können.
Onlinereisebuchungen
Damit die Digitalisierung des Tourismus funktioniert, ist es notwendig, dass sich die Reisenden auf die digitalen Möglichkeiten einlassen und deren Vorteile kennen und für sich nutzen. Dazu gehören unter anderem eine schnelle Buchung zu jeder Zeit, ein einfacher Vergleich verschiedener Ziele und Unterkünfte sowie ein unkomplizierter Preisvergleich. Digital gebucht werden kann bei großen Plattformunternehmen wie HRS, Airbnb, Booking, Expedia oder Tripadvisor genauso wie bei kleineren, spezialisierteren Plattformen, in den Onlineportalen der Reisebüros oder auch direkt beim Anbieter oder der Unterkunft.
Im Jahr 2022 buchten bezogen auf die vergangenen drei Monate insgesamt rund 17 Prozent der Deutschen online eine Unterkunft (Eurostat, 2023). Im Vergleich der EU-27-Länder (Abbildung) liegt Deutschland damit im Mittelfeld und knapp über dem Durchschnitt. Spitzenreiter bei den Onlinebuchungen von Unterkünften war Irland mit rund 39 Prozent vor den Niederlanden mit etwa 36 Prozent. Auf den letzten Plätzen fanden sich Bulgarien (7,3 Prozent), Polen (7,1) und Rumänien (4,9).
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Für dieses Ergebnis gibt es verschiedene Erklärungsansätze: So ist es unter anderem davon abhängig, wie oft Menschen in den jeweiligen Ländern überhaupt verreisen. Daten für das Jahr 2022 liegen hier nicht vor. Um einen Pandemieeffekt auszuschließen, lassen sich Daten von 2019 verwenden. In diesem Jahr reisten knapp 77 Prozent der deutschen Bevölkerung für mindestens eine Übernachtung (Eurostat, 2023b). Deutschland lag damit unter den EU-27 auf dem siebten Rang. Werden nur längere Reisen ab vier Übernachtungen betrachtet, hat Deutschland sogar den fünfthöchsten Anteil unter den EU-Staaten. Absolut gesehen kommen aufgrund der Größe der Bevölkerung ohnehin die meisten europäische Reisenden aus Deutschland. Es ist davon auszugehen, dass sich daran grundsätzlich auch nach der Pandemie wenig geändert hat. Eine Zurückhaltung beim Reisen allgemein ist für den mittelmäßigen Wert Deutschlands bei den Onlinebuchungen also wenig erklärungsrelevant.
Für das Abschneiden bei den digitalen Buchungen spielt es jedoch auch eine Rolle, wie digitalaffin die Bevölkerung eines Landes ist. Deutschland schneidet sowohl bei dem Anteil der Internetnutzer als auch beim Anteil derer, die überhaupt online Waren und Dienstleistungen erwerben, im EU-Vergleich leicht überdurchschnittlich ab. Im Jahr 2022 nutzten knapp 92 Prozent der Bevölkerung in den letzten drei Monaten das Internet, während es im Durchschnitt der EU-27 90 Prozent waren (Eurostat, 2023c). 76 Prozent der Deutschen hatten 2022 in den letzten 12 Monaten etwas im Internet gekauft; EU-weit waren es 68 Prozent (Eurostat, 2023d). Das nur leicht überdurchschnittliche Abschneiden Deutschlands bei den Onlinebuchungen könnte also durchaus mit einer nicht außergewöhnlichen Nutzungsintensität des Internets zusammenhängen.
Privatunterkünfte
Die Onlinereisebuchungen können grundsätzlich in zwei verschiedene Arten von Unterkünften gehen: Gewerbliche Unterkünfte, wie Hotels und Gaststätten oder Privatunterkünfte. Letzteres ist unter dem Begriff der Sharing Economy oder des Homesharings vor der Pandemie im Zusammenhang mit Wohnraumentzug vor allem in Großstädten diskutiert und vielerorts in Deutschland und weltweit reguliert worden. Die Vermietung des eigenen Wohnraums bei Abwesenheit oder in Form einzelner Räume ist nach wie vor gängig, wie die Abbildung zeigt.
Spitzenreiter im EU-Vergleich ist Irland, wo im Jahr 2022 in den vergangenen 3 Monaten knapp 12 Prozent aller Individuen online eine Privatunterkunft gebucht haben (Eurostat, 2023a). Es folgen Frankreich und Luxemburg mit 11 bzw. 10 Prozent. Deutschland liegt mit einem Wert von rund 4 Prozent deutlich unterhalb des EU-27-Schnitts von knapp 6 Prozent. Hierzulande werden Unterkünfte also zwar etwas überdurchschnittlich oft online gebucht, aber dies geschieht vor allem bei gewerblichen Anbietern.
Dafür können vielfältige Gründe vorliegen, die von entsprechenden Präferenzen über fehlendes Vertrauen bis hin zu fehlenden Angeboten reichen. Im Vergleich zum EU-Schnitt reisten Deutsche vor der Pandemie deutlich öfter ins Ausland als andere Europäer: So gingen 2019 knapp 70 Prozent der Reisen der Deutschen mit mindestens einer Übernachtung ins Ausland (Eurostat, 2023e), im Durchschnitt der EU-27 waren es lediglich etwa 37 Prozent. Sprachbarrieren, eine größere Unsicherheit bezüglich der örtlichen Gepflogenheiten und ähnliche Aspekte erfordern bei Auslandsreisen aber möglicherweise eine besonders vertrauensvolle Unterkunft, die mit traditionellen Hotels gleichgesetzt werden könnte. Dazu passt, dass die Nutzung privater Unterkünfte mit dem Alter abnimmt (Eurostat, 2023a). Auch die Internetnutzung ist bei älteren Altersgruppen etwas geringer (Eurostat, 2023c).
Fazit
Auch wenn Onlinebuchungen von Unterkünften inzwischen leicht möglich sind, werden diese in Deutschland nicht so umfassend durchgeführt wie in anderen europäischen Ländern. Private Unterkünfte werden von deutschen Reisenden bislang selten online gebucht, trotz oftmals vorhandener Preisvorteile. Außerdem weisen Privatunterkünfte oft Ausstattungsmerkmale auf, die in Hotels weniger zu finden sind, wie eine Küche, ein Arbeitsplatz, Raum für Kinder und Ähnliches. Es ist davon auszugehen, dass die Erholung der Tourismusbranche nach der Pandemie und ihre zunehmende Digitalisierung zu einer weiteren Zunahme der Onlinebuchungen deutscher Reisender führen werden – ob nun in traditionellen oder in privaten Unterkünften.
Onlinereisebuchungen in Europa
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