Im September beginnt die Auszahlung des Kinderbonus. In zwei Schritten werden Familien insgesamt 300 Euro für jedes Kind mit Anspruch auf Kindergeld erhalten. Die Bundesregierung erhofft sich dadurch einen weiteren Konjunkturimpuls. Ergebnisse einer Online-Befragung des IW zeigen, dass 61 Prozent der Empfänger den Bonus ganz oder teilweise ausgeben wollen. Im Durchschnitt über alle Empfänger würden demnach rund 128 Euro pro Kind zurück in den Konsum fließen.
Etwa die Hälfte des Kinderbonus soll ausgegeben werden
IW-Kurzbericht
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Im September beginnt die Auszahlung des Kinderbonus. In zwei Schritten werden Familien insgesamt 300 Euro für jedes Kind mit Anspruch auf Kindergeld erhalten. Die Bundesregierung erhofft sich dadurch einen weiteren Konjunkturimpuls. Ergebnisse einer Online-Befragung des IW zeigen, dass 61 Prozent der Empfänger den Bonus ganz oder teilweise ausgeben wollen. Im Durchschnitt über alle Empfänger würden demnach rund 128 Euro pro Kind zurück in den Konsum fließen.
Ab dem 7. September beginnt die Bundesregierung mit der schrittweisen Auszahlung des Kinderbonus, dessen Hauptziel die Unterstützung der Binnennachfrage ist. 18 Millionen Kinder sollen von dieser einmaligen Sonderzahlung profitieren (BMFSFJ, 2020). Voraussetzung für den Erhalt ist, dass ein Kind mindestens einen Monat im Jahr 2020 Kindergeld bezogen hat. Auch Kinder einkommensstarker Eltern werden den Kinderbonus zunächst erhalten. Dieser wird jedoch im Rahmen der Günstigerprüfung bei der Steuerveranlagung 2020 angerechnet und führt je nach Einkommenshöhe und Familienkonstellation zu einem Abschmelzen oder einer kompletten Verrechnung mit dem Kinderfreibetrag des jeweiligen Kindes. Nach Berechnungen des BMFSFJ (2020) werden rund 80 Prozent der anspruchsberechtigten Familien in vollem Umfang vom Kinderbonus profitieren.
Der Kinderbonus wird dabei in zwei Raten ausgezahlt, zunächst 200 Euro pro Kindergeldkind im September und im Oktober nochmals 100 Euro. Die stufenweise Auszahlung wird unter anderem damit begründet, dass nachteilige Folgen im Zusammenspiel von Kindesunterhalt und Unterhaltsvorschuss vermieden werden sollen. Der Kinderbonus wird darüber hinaus nicht auf ALG-II-Leistungen oder den Unterhaltsvorschuss angerechnet und erhöht somit die Kaufkraft von Haushalten mit Kindern im mittleren und unteren Einkommensbereich. Insgesamt plant die Bundesregierung für den Kinderbonus Mehrausgaben in Höhe von 4,3 Milliarden Euro ein. Da der Kinderbonus allen Haushalten (zunächst) unabhängig von ihrem Einkommen oder finanziellen Verlusten während der Corona-Krise zukommen wird, ist jedoch unklar, ob die Haushalte den Bonus tatsächlich ausgeben oder zum großen Teil sparen, was die gewünschte konjunkturelle Wirkung mindern würde.
Mithilfe einer Befragung im Auftrag des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) über die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie lässt sich noch vor Beginn der Auszahlung des Kinderbonus abschätzen, in welchem Umfang die zusätzlichen Gelder ausgegeben werden und ob das Ziel, einen weiteren Konjunkturimpuls auszulösen, erfüllt werden kann. Die Ergebnisse der Befragung basieren auf den Antworten von 1.202 Teilnehmern eines Online-Access Panels, welche zwischen dem 10. und 18. August 2020 durch das Marktforschungsunternehmen respondi AG befragt wurden (s. Methodik).
Auf die Frage „Was werden Sie mit dem Kinderbonus machen?“ antworteten 24 Prozent der Befragten mit einem kindergeldberechtigten Kind, dass sie den Kinderbonus vollständig ausgeben werden und 37 Prozent wollen dies zumindest teilweise tun. Hingegen gaben 39 Prozent der Befragten an, dass sie den Kinderbonus vollständig sparen wollen (Abbildung). Diejenigen, die den Kinderbonus nur anteilig ausgeben werden, wurden zusätzlich gefragt, welchen Teil sie davon genau verausgaben wollen. Rund 10 Prozent wollen demnach bis zu 25 Prozent davon konsumieren. Weitere 49 Prozent planen, 26 bis 50 Prozent auszugeben. 33 Prozent wollen gar 51 bis 75 Prozent des Kinderbonus für den Konsum aufwenden und 8 Prozent haben vor, 76 bis 99 Prozent davon auszugeben.
Das Ausgabeverhalten unterscheidet sich je nach Einkommenshöhe geringfügig voneinander. Anhand von drei gleich großen Einkommensgruppen (Terzilen), die über die bedarfsgewichteten Nettohaushaltseinkommen aller Befragten gebildet wurden, kann gezeigt werden, dass der Anteil der Sparer mit 45 Prozent in der obersten Einkommensgruppe gegenüber 39 Prozent in der untersten und 34 Prozent in der mittleren Gruppe etwas höher ausfallen wird.
Über alle Befragten, die den Kinderbonus für ihre Kinder erhalten werden, sollen dabei im Durchschnitt 128 Euro pro Kind ausgegeben werden. Der Betrag erhöht sich auf 210 Euro pro Kind, wenn nur diejenigen betrachtet werden, die den Bonus ganz oder teilweise ausgeben wollen. Bei Ausgaben von durchschnittlich 128 Euro pro Kind könnten somit bei 18 Millionen anspruchsberechtigten Kindern rund 2,3 Milliarden Euro wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf fließen. Das erwartete Ausgabenverhalten von Familien beim Kinderbonus liegt im vergleichbaren Bereich der Ergebnisse einer Befragung unter Erwerbstätigen aus dem Juni, wo 78 Prozent der Befragten angaben, von einer hypothetischen Einmalzahlung in Höhe von 1.000 Euro im Durchschnitt rund 415 Euro (rund 42 Prozent) in den folgenden zwölf Monaten ausgeben zu wollen. In der Erhebung zeigte sich auch, dass die präferierte Spar- und Ausgabenquote in Bezug auf die Leistung in allen Einkommensgruppen ähnlich ausfällt (Behringer/Dullien, 2020).
Insgesamt schätzen die meisten Befragten der IW-Online-Befragung die Wirkung des Kinderbonus positiv ein. Rund 55 Prozent finden diese Maßnahme sehr sinnvoll oder eher sinnvoll, „um die allgemeinen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzumildern“, gegenüber knapp 19 Prozent, die die Maßnahme als eher nicht oder überhaupt nicht sinnvoll einschätzen (Rest: „neutral“ oder „kann ich nicht beurteilen“). Wenig überraschend fällt die Zustimmung unter den Beziehern des Kinderbonus besonders hoch aus. Während knapp 39 Prozent der Kinderbonusempfänger die Maßnahme als „sehr sinnvoll“ bewerten, sind es unter den Nicht-Beziehern rund 20 Prozent. Allerdings halten noch immer 32 Prozent der Nicht-Bezieher den Kinderbonus für „eher sinnvoll“ und nur 10 Prozent lehnen ihn als „überhaupt nicht sinnvoll“ ab. Bei den Beziehern des Kinderbonus liegt die eindeutige Ablehnung der Maßnahme hingegen bei lediglich 5 Prozent.
Der Kinderbonus hat das Potenzial, sein Ziel zu erreichen und den konjunkturellen Aufschwung in Deutschland zu unterstützen. Rund 61 Prozent der Empfänger wollen ihn ganz oder teilweise ausgeben. In nicht wenigen Fällen soll der Kinderbonus jedoch auch vollständig oder in größerem Umfang gespart werden, wobei sich das geplante Sparverhalten in Bezug auf die Leistung zwischen den Einkommensgruppen nicht stark unterscheidet. In diesen Fällen verfehlt der Kinderbonus sein Ziel, kurzfristig den Konsum zu erhöhen. Allerdings ist nicht zu vergessen, dass die Maßnahme neben der konjunkturellen Wirkung auch eine Anerkennung der besonderen Belastungen vieler Familien in der Corona-Krise darstellen soll.
Methodik
Die zugrundeliegende Stichprobe des Online-Access-Panels der respondi AG bildet die in Deutschland lebende Bevölkerung ab 18 Jahren gemäß der Merkmale Geschlecht, Alter, Erwerbstätigkeit, Bundesland sowie der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Einkommensgruppen ab. Die Quotierungen orientieren sich dabei an den Randverteilungen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) für das Erhebungsjahr 2018. Zur Erhöhung des Analysepotenzials wurden neben der Grundbefragung von 1.002 Personen weiterhin 100 Selbständige zusätzlich befragt, da diese Gruppe besonders von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen ist (Kritikos et al., 2020) sowie weitere 100 Rentner, da diese Gruppe in Online-Befragungen tendenziell unterrepräsentiert ist. Die resultierende Gesamtstichprobe wurde schließlich erneut an die Randverteilungen der Bevölkerung angepasst, um weiterhin die Quotierungen der eingangs beschriebenen Merkmale abzubilden. Um die Robustheit der Ergebnisse der Befragung zu überprüfen, wurden alle Berechnungen jeweils für die gewichtete Gesamtstichprobe, für das ungewichtete Grundsample sowie mit und ohne Berücksichtigung von Zeitunterschreitern (weniger als 60 Prozent des Medians der Befragungsdauer aller Teilnehmer) durchgeführt. Die strukturellen Ergebnisse der Befragung erweisen sich als sehr robust gegenüber diesen Änderungen. Die Veränderungen der betrachteten Antwortkategorien liegen jeweils in der Bandbreite unterhalb eines Prozentpunkts.
Martin Beznoska / Judith Niehues / Maximilian Stockhausen: Etwa die Hälfte des Kinderbonus soll ausgegeben werden
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