Digitalisierungsberufe umfassen Kompetenzprofile, die benötigt werden, um neue digitale Schlüsseltechnologien herzustellen oder durch vertiefte technische Kenntnisse und Fertigkeiten, deren Nutzung und Verbreitung zu ermöglichen. Die vorliegende Studie untersucht die Fachkräftesituation in den Digitalisierungsberufen auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit.
Fachkräftesituation in Digitalisierungsberufen: Beschäftigungsaufbau und Fachkräftemangel
Studie im Projekt (Nr. 3/19) „Entwicklung und Messung der Digitalisierung der Wirtschaft am Standort Deutschland“ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Digitalisierungsberufe umfassen Kompetenzprofile, die benötigt werden, um neue digitale Schlüsseltechnologien herzustellen oder durch vertiefte technische Kenntnisse und Fertigkeiten, deren Nutzung und Verbreitung zu ermöglichen. Die vorliegende Studie untersucht die Fachkräftesituation in den Digitalisierungsberufen auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit.
Der Beschäftigungsaufbau in den Digitalisierungsberufen lag von 2013 bis 2020 bei +16,5 Prozent. Das Beschäftigungswachstum in Digitalisierungsberufen folgte lange dem Durchschnitt aller Berufe – erst 2018 setzte es sich ab. Dieser beschleunigte Beschäftigungsaufbau geht auf Großunternehmen zurück. Während größere Unternehmen den Beschäftigtenanteil der Digitalisierungsberufe erhöhen konnten, ist er in Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern gesunken. Dies könnte darauf zurückgehen, dass es kleineren Unternehmen deutlich schwerer fällt, Personen mit Digitalisierungskompetenzen zu rekrutieren.
Digitalisierungsberufe haben inzwischen eine große Bedeutung am Arbeitsmarkt. Auf sie entfallen 8,1 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2020. Dieser An teil schwankt regional zwischen 11,9 Prozent in Baden-Württemberg und 5,6 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Dabei haben sich die regionalen Unterschiede in den letzten Jahren eher verstärkt. Lediglich Berlin konnte sich im Ranking der Bundesländer steigern (von Platz 12 auf 8). In Berlin scheint die Digitalisierung deutlich rasanter voranzuschreiten als im Rest der Republik.
Im Januar 2021 begann die dritte Einstellungswelle in Digitalisierungsberufen seit 2013. In der Folge lag der Fachkräftemangel in Digitalisierungsberufen im September 2021 bei rund 77.000 fehlenden Personen. Für etwa jede zweite offene Stelle in Digitalisierungsberufen gab es zu diesem Zeitpunkt deutschlandweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen (Stellenüberhangsquote von 52 Prozent). Die Unternehmen brauchen also deutlich mehr Digitalisierungskompetenzen, als der deutsche Arbeitsmarkt derzeit bereitstellt.
Analog zur Beschäftigung sind auch die Engpässe regional sehr ungleich verteilt. In den Stadtstaaten fällt die Rekrutierung in Digitalisierungsberufen deutlich leichter als in den Flächenländern. Insbesondere in den ostdeutschen Flächenländern ist das Arbeitsangebot in Digitalisierungsberufen deutlich zu niedrig – dort lag die Stellenüberhangsquote 2020/2021 etwa doppelt so hoch wie in den Stadtstaaten (23 bis 28 Prozent gegenüber 49 bis 55 Prozent).
IT-Berufe zeigen den mit Abstand größten Beschäftigungsaufbau von 2013 bis 2020 (+41,0 Prozent). Dies geht insbesondere auf das Wachstum bei Experten mit Master, Diplom und ähnlicher Qualifikation zurück (+84,2 Prozent). Aber auch die Nachfrage nach IT-Fachkräften mit Berufsausbildung ist sehr hoch – deren Beschäftigung stieg um 48,0 Prozent. Dies darf als Erfolgsgeschichte des Ausbildungsberufs Fachinformatiker gewertet werden, der mit seinen inzwischen vier Fachrichtungen den Bedarf der Unternehmen gut zu treffen scheint.
In den digitalen Elektro-Berufen, wie beispielsweise Mechatroniker oder IT-System-Elektroniker, war der Fachkräftemangel mit Abstand am größten. Für 70 Prozent der offenen Stellen gab es im September 2021 deutschlandweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen. Der Beschäftigungsaufbau in den digitalen Elektro-Berufen ist durch den anhaltenden Fachkräftemangel stark gehemmt und fällt mit 7,2 Prozent von 2013 bis 2020 deutlich unter durchschnittlich aus.
Auf Ebene der Einzelberufe gab es die größten Beschäftigungszuwächse bei Spezialisten für Technische Informatik (+232,9 Prozent), Experten für IT-Anwendungsberatung (+159,6 Prozent) und Experten für Softwareentwicklung (+99,1 Prozent).
Handlungsempfehlungen: Junge Menschen sollten häufiger für Berufe mit Fachkräftemangel begeistert werden: durch genderneutrale Aufklärung, mehr Praktika und eine Verlagerung des Angebots öffentlich finanzierter Ausbildungs- und Studienplätze hin zu Mangelberufen. Der digitale Wandel erfordert eine Weiterentwicklung der beruflichen Bildung. Arbeitslose sollten regional und beruflich mobiler werden und dabei unterstützt werden. Arbeitskräfte müssen sich auf eine funktionierende Kinderbetreuung und Pflege verlassen können. Das Arbeitsvolumen kann erhöht werden durch flexible Arbeitsmodelle und eine Erhöhung der Jahresarbeitszeit. Für Zuwanderer sollten die berufliche Anerkennung vereinfacht und Sprachhürden abgebaut werden. Die Gewinnung internationaler Fachkräfte sollte aktiver und serviceorientierter erfolgen.
Fachkräftesituation in Digitalisierungsberufen: Beschäftigungsaufbau und Fachkräftemangel
Studie im Projekt (Nr. 3/19) „Entwicklung und Messung der Digitalisierung der Wirtschaft am Standort Deutschland“ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)
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