Bundesweit fehlen immer noch rund 273.000 Kitaplätze für unter Dreijährige – und das, obwohl Bund und Länder seit Jahren in Kitas investieren. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Besonders dramatisch ist die Situation in Bremen, Hessen und Rheinland-Pfalz.
Kinderbetreuung: Wo die Lücke besonders groß ist
Zuerst die gute Nachricht: Bei der Kinderbetreuung tut sich etwas. So sind innerhalb des vergangenen Jahres rund 79.000 zusätzliche Plätze für Kinder unter sechs Jahren entstanden, ein Kraftakt für viele Kommunen. Allerdings wurden 52.000 dieser Plätz für Kindergartenkinder benötigt, sodass nur 27.000 für die unter Dreijährige blieben. Für sie fehlen jetzt bundesweit insgesamt rund 273.000 Plätze. Dabei haben Eltern ganz junger Kinder schon seit fünf Jahren einen Rechtsanspruch auf die Betreuung.
Besonders in Bremen, Hessen und Rheinland-Pfalz wird die Kitabetreuung für Eltern von U3-Jährigen zum Glücksspiel. In Bremen würden fast 19 Prozent der Eltern ihr Kind gerne betreuen lassen, finden aber keinen Platz. Das entspricht rund 3.800 fehlenden Kitaplätzen. In Hessen haben 16 Prozent der Eltern Pech – eine Lücke von rund 29.000 Plätzen. Auch in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen können die Kommunen den Bedarf bei Weitem nicht decken: Etwa 14 Prozent der Eltern sind hier betroffen, das entspricht 15.600 (Rheinland-Pfalz) und 70.600 Plätzen (Nordrhein-Westfalen). Vergleichsweise vorbildlich steht dagegen Thüringen da: Hier finden nur 4,6 Prozent der Eltern keinen Platz für den Nachwuchs.
„Die Kommunen haben trotz der steigenden Geburtenzahlen nicht ausreichend vorgesorgt“, sagt Studienautor und IW-Ökonom Wido Geis-Thöne. So gab es Ende vergangenen Jahres bundesweit rund 2,35 Millionen U3-Jährige, etwa 327.000 mehr als noch vor fünf Jahren. Im gleichen Zeitraum sind aber gerade einmal 193.000 neue Betreuungsplätze entstanden, im vergangenen Jahr sogar nur 26.000. „Damit ist Deutschland noch weit entfernt von einer guten Betreuungsinfrastruktur“, sagt Geis-Thöne.
Hinzu kommt: Selbst wenn Eltern einen der begehrten Plätze ergattert haben, ist das noch lange kein Indiz für eine bedarfsgerechte Betreuung. So können viele Eltern sich häufig nicht aussuchen, ob sie ihr Kind einer Betreuungseinrichtung oder Tageseltern anvertrauen. Hier gibt es bundesweit große Unterschiede: So betreuen in Nordrhein-Westfalen Tagesmütter und -väter schon etwa jedes dritte Kind unter drei Jahren, in Sachsen-Anhalt nur jedes fünfzigste Kind. Zudem gibt es in vielen Kitas nicht genug Personal: Im Schnitt kümmert sich bundesweit jeder Erzieher um mehr als vier Kinder. Ideal wäre ein Verhältnis von 1 zu 3.
Wido Geis-Thöne: Kinderbetreuung – Betreuungslücke sinkt leicht auf 273.000 Plätze
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