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(© Foto: iStock)
Matthias Diermeier / Judith Niehues Pressemitteilung 20. Mai 2019

Arbeitslosigkeit: Pessimistische Europäer

Die Arbeitslosigkeit wird in Europa länderübergreifend deutlich überschätzt, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Je höher die Bürger Arbeitslosigkeit überschätzen, desto mehr misstrauen sie der Demokratie, ihren Mitmenschen und politischen Institutionen wie der EU – und desto eher sympathisieren sie mit rechtspopulistischen Parteien.

Länderübergreifend überschätzen viele Bürger der EU-Staaten die jeweilige nationale Arbeitslosenquote, zeigt eine neue IW-Studie. Rund 40 Prozent der Deutschen gingen demnach 2016 davon aus, dass jeder fünfte Deutsche im erwerbsfähigen Alter arbeitslos ist. Tatsächlich betrug die Arbeitslosenquote hierzulande nach Definition der Internationalen Arbeitsorganisation zum Zeitpunkt der Befragung gerade einmal 4,2 Prozent. Portugiesen vermuten sogar eine Arbeitslosigkeit von über 31 Prozent, tatsächlich lag sie in Portugal im Befragungsjahr bei rund neun Prozent. Zudem entwickeln sich in den meisten europäischen Ländern Wahrnehmung und Tatsachen gegensätzlich: Positive Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt werden im Durchschnitt zu wenig positiv wahrgenommen, negative Entwicklungen zu negativ. 

Pessimisten sind häufiger für EU-Austritt

Solche pessimistischen Einschätzungen befördern systemisches Misstrauen, zeigt die IW-Studie. Je stärker die Befragten Arbeitslosigkeit überschätzen, desto weniger vertrauen sie dem politischen System, der Demokratie, ihren Mitmenschen und Institutionen wie der EU. Pessimistische Bürger geben bei Wahlen seltener ihre Stimme ab, sprechen sich häufiger für einen EU-Austritt aus und sind, wenn sie überhaupt wählen, eher rechtspopulistischen Parteien zugeneigt.

Nährboden für Populismus 

Eine realistische Einschätzung der Arbeitsmarktentwicklung könnte dementsprechend das Vertrauen in Politik und Demokratie stärken. „Liberale Demokratien können nur funktionieren, wenn auch wirtschaftliche Kompetenzen gefördert werden“, sagt Studienautor Matthias Diermeier. Gerade in Zeiten von Fake News und polarisiertem öffentlichem Diskurs fehlt oft eine ausgeglichene Argumentation. „Gesellschaftliche Missstände müssen selbstverständlich identifiziert und klar benannt werden“, sagt Studienautorin Judith Niehues. „Übermäßig negative Darstellungen bilden jedoch einen Nährboden für Populismus.“
 

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Matthias Diermeier / Judith Niehues: Einschätzungen zur Arbeitslosigkeit – Unwissen befördert systemisches Misstrauen

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