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(© Foto: iStock)
Thomas Puls IW-Nachricht 11. März 2022

Ukraine-Krieg: Märkte im Panikmodus

Für viele Verbraucher wird der Krieg in der Ukraine beim Blick auf die Gas- und Stromrechnungen oder die Zapfsäule sichtbar. Putins Angriffskrieg krempelt jedoch nicht nur den Energiemarkt um, sondern treibt auch die Preise für Elektrofahrzeuge und Smartphones in die Höhe. Ein Überblick über ökonomische Kriegsfolgen.

Erst BP, dann ExxonMobil und zuletzt Shell: Nachdem vor allem Staaten Sanktionen gegen Russland verhängt haben, wenden sich nun immer mehr große Ölkonzerne gegen das Land. Die Folge: Westliche Staaten kaufen die russische Ölsorte Urals nicht mehr und schwenken auf andere Sorten um. Ein Blick auf die Preisunterschiede der Sorten Brent, welche in der Nordsee gefördert wird, und des russischen Urals zeigt die Auswirkungen: Lag die Differenz am Tag vor Kriegsbeginn noch bei weniger als zwei Dollar, waren es heute Morgen rund zehn Dollar. Der anfängliche Panikmodus am Ölmarkt scheint jedoch vorübergehend wieder zu verschwinden, am 7. März betrug die Differenz noch 22 Dollar. Besonders stark schwankt der Preis der Nordseesorte Brent. Er stieg in den ersten zwei Wochen des Krieges um 30 Dollar an und hat danach fast 20 Dollar wieder abgegeben, was erstmal für eine Beruhigung des Marktes spricht.

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Dass sich die westlichen Ölfirmen von russischen Importen abwenden, lässt sich seit einigen Tagen auch an den Charterraten für Rohöltanker ablesen – seit Kriegsbeginn sind Öltanker extrem gefragt. Der Grund: Russland liefert sein Öl nach Europa über kurze Schifffahrtsrouten und Pipelines, wie etwa die Druschba-Pipeline. Da diese Mengen nun wegfallen, müssen die Unternehmen ihr Öl aus anderen Quellen beziehen, die häufig nicht über eine Pipeline angebunden sind und längere Transporte erfordern. Auch Tanker, die verarbeitete Produkte wie Benzin oder Diesel transportieren, werden immer teurer. 

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Wie wichtig Russland für deutsche Verbraucher mit einem Diesel-Fahrzeug ist, wird auch an der Zapfsäule deutlich: In den vergangenen Wochen ist der Preis für den Kraftstoff kräftig gestiegen – der Liter hat sich um fast 66 Cent verteuert. Rund 14 Prozent des hierzulande vertankten Diesels stammen aus russischen Raffinerien. Aus Rohöl werden zudem Kraftstoffe gewonnen, neben Diesel beispielsweise auch Heizöl, Kerosin oder Benzin. Bei Letzterem müssen Autofahrer auch tief in die Tasche greifen: Seit Kriegsbeginn ist der Preis um 25 Prozent gestiegen. 

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Neben dem Verkauf von Öl und Kraftstoffen verdient Russland auch mit anderen Rohstoffen Geld. Kobalt, Lithium und Nickel etwa werden weltweit zunehmend nachgefragt – aus den drei Stoffen werden unter anderem Batteriezellen hergestellt. Aus acht Teilen Nickel, einem Teil Lithium und einem Teil Kobalt entstehen Milliarden Akkus, die in Smartphones genauso verbaut sind wie in Elektroautos. Die Preise für die drei Rohstoffe waren bereits vor dem Krieg rekordverdächtig – allein im März ist der Preis für Lithium noch einmal um mehr als zehn Prozent gestiegen. Als eine Tonne Nickel plötzlich 100.000 Dollar gekostet hat, wurde der Handel an der Börse „London Metal Exchange“ sogar kurzzeitig ausgesetzt. Leerverkäufer hatten vor Kriegsbeginn auf fallende Nickelpreise gesetzt. Doch als der Preis stieg, mussten sie ihre Verträge einhalten und mit Verlust Nickel einkaufen, was den Preis zusätzlich in die Höhe trieb. 

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Über viele Jahre gingen Experten davon aus, dass die Preise für Elektrofahrzeuge und deren Batterien sinken werden. Die Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten werden voraussichtlich aber das Gegenteil bewirken: In den kommenden Jahren dürfte Batteriezellen wieder teurer werden. 

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