Das Bruttoinlandsprodukt der meisten europäischen Staaten hängt zu einem großen Teil von deren jeweiliger Hauptstadt ab. Ob Paris, London oder Madrid – ohne die Wirtschaftsleistung in diesen Städten stünden die jeweiligen Staaten erheblich schlechter dar, wie eine Rechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt. Eine Ausnahme bildet Berlin.
Hauptstadtvergleich: Berlin bremst die deutsche Wirtschaft
Was wäre Frankreich ohne Paris? Was wäre Dänemark ohne Kopenhagen? Ohne Frage wären unsere Nachbarn in einer solch fiktiven Welt um zahllose kulturelle, kulinarische und künstlerische Angebote ärmer. Doch auch die Wirtschaft der meisten europäischen Länder wäre deutlich geschwächt, gäbe es die Hauptstädte nicht. Das zeigt eine Rechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf Basis der jüngsten Statistiken von Eurostat für das Jahr 2017.
Griechenland profitiert stark von Athen
Unter den untersuchten Staaten hängt Griechenland am meisten von seiner Hauptstadt ab – die Wirtschaft des Mittelmeer-Landes würde ohne Athen um knapp 19 Prozent schrumpfen, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf. Die griechische Wirtschaft ist neben dem Tourismus in erster Linie durch Dienstleistungen geprägt – und diese Dienstleister sitzen oft in Athen. Zudem ist die Stadt mit dem naheliegenden Hafen in Piräus ein wichtiger Ausgangspunkt für internationalen Handel. Frankreich wäre ohne Paris knapp 16 Prozent ärmer, Dänemarks BIP pro Kopf wäre ohne Kopenhagen 14 Prozent niedriger.
Deutschland wäre ohne Berlin reicher
Eine Ausnahme bildet in dieser Rangliste Deutschland mit seiner „Arm-aber-sexy“-Hauptstadt Berlin. Denn Deutschlands Bruttoinlandsprodukt pro Kopf wäre um knapp 0,2 Prozent höher, gäbe es Berlin nicht. Kein Wunder: Die großen deutschen Konzerne haben ihre Hauptsitze woanders, in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachen etwa. Berlin hatte bis zur Aufnahme der Deutsche Wohnen im Juni 2020 kein einziges Dax-Unternehmen in der Stadt. Berlins junger Altersdurchschnitt hilft der Stadt ebenfalls nicht, da jüngere Generationen im Schnitt schlechter verdienen. Zudem ist in Berlin die Arbeitslosenquote höher als im bundesdeutschen Durchschnitt.
Konjunkturampel: Deshalb kommt die deutsche Industrie nicht aus der Rezession
Weltwirtschaft, Inlandsnachfrage, Bundespolitik: Ein Mix politischer und wirtschaftlicher Faktoren verhindert den Aufschwung in der Industrie, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in einem Beitrag für die VDI-Nachrichten.
IW
Licht und Schatten der deutschen Konjunktur: IW-Konjunkturprognose Herbst 2024
Das reale Bruttoinlandsprodukt wird in Deutschland im Jahr 2024 allenfalls das Vorjahresvolumen erreichen. Dabei gibt es moderate Zuwächse beim Konsum, da sich die Inflationsrate bei gut 2 Prozent normalisiert.
IW