1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Rechnung ohne Inflation gemacht
Zeige Bild in Lightbox Rechnung ohne Inflation gemacht
(© Foto: Adam Parent - Fotolia)
Zinsentscheid der Fed IW-Nachricht 17. September 2015

Rechnung ohne Inflation gemacht

Die Finanzmärkte warten gespannt auf die Zinsentscheidung der US-amerikanischen Federal Reserve Bank (Fed). Sie erwarten schon seit Monaten eine Zinswende. In der Vergangenheit haben die Marktzinsen sehr unterschiedlich auf Leitzinserhöhungen reagiert. Und auch dieses Mal könnte die niedrige US-Inflationsrate zu einem vermeintlichen „Zinsrätsel“ führen.

Seit den 1960er-Jahren erhöhte die Fed zehnmal die Federal Funds Rate, den US-Leitzins, die wohl wichtigste Stellschraube der internationalen Finanzmärkte. Die Federal Funds Rate hat einen großen Einfluss auf die Marktzinsen, z.B. auf jene der US-Staatsanleihen. Bei 8 der 10 Zinserhöhungen der Fed stiegen anschließend die Zinsen auf 10-jährige US-Staatsanleihen. Doch zweimal – 1967 und 2005 – fielen sie auch und waren selbst ein Jahr später noch niedriger als vor der Zinswende. Im Jahr 2005 musste sich der damalige Fed-Chef Alan Greenspan daraufhin sogar vor dem US-Kongress für die niedrigen Marktzinsen rechtfertigen: Er sprach von einem „Zinsrätsel“.

Dass die Marktzinsen sehr unterschiedlich auf die Geldpolitik reagieren können, ist aber kein Rätsel. Dies liegt vielmehr daran, dass Marktzinsen die Erwartung für die zukünftigen Leitzinsen widerspiegeln: Geht der Markt von einer höheren Federal Funds Rate für die kommenden 10 Jahren aus, so steigen die Zinsen auf 10-jähige Anleihen. Geht der Markt indes von einem kurzfristig höheren, längerfristig aber niedrigeren Leitzins aus, so steigen nur die kurzfristigen Zinsen, während die längerfristigen fallen. Im Jahr 2005 sind die Märkte also schlichtweg davon ausgegangen, dass die Fed ihren Leitzins in Zukunft wieder senken wird – und sie behielten Recht: Seit 7 Jahren liegt der Leitzins bei knapp 0 Prozent.

Mit höheren längerfristigen Zinsen wäre also auch in Zukunft nur zu rechnen, wenn die Märkte eine dauerhaft höhere Federal Funds Rate erwarten. Doch dafür gibt es keinen Anlass. Denn die US-Inflationsrate ist mit einem Wert von 0,2 Prozent zurzeit sehr weit von ihrem letzten Höchststand von 3 Prozent im September 2011 entfernt. Im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank (EZB), die eine Obergrenze von knapp 2 Prozent als Inflationsziel hat, muss die Fed eine Inflationsrate von durchschnittlich 2 Prozent halten. Sie benötigt also mehr Inflation als die EZB. Doch die wird es, gerade bei einem höheren Leitzins, nicht geben. Entsprechend dürften sich die längerfristigen Marktzinsen nicht erhöhen – selbst für den Fall, dass die Fed den Leitzins heute Nacht nach oben schraubt. Denn aufgrund der schwachen Inflationsrate in den USA dürften die Märkte nicht mit einem mittelfristig höheren Leitzins rechnen. Ein Rätsel wäre also auch diese Zinsentwicklung nicht.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Computerprogrammierer arbeitet an neuem Softwareprogramm.
Stefanie Seele IW-Kurzbericht Nr. 39 24. Juni 2024

Trotz schwacher Konjunktur: Betriebe möchten teils mehr Personal einstellen

Jeder achte Betrieb plant, die Beschäftigung auszubauen, obwohl ein gleichbleibendes oder sogar sinkendes Produktionsniveau erwartet wird. Das offenbart die IW-Konjunkturumfrage im Frühjahr 2024.

IW

Artikel lesen
Michael Grömling / Stefanie Seele IW-Report Nr. 27 21. Mai 2024

Determinanten der Personalplanung in Deutschland

Der deutsche Arbeitsmarkt ist seit dem Jahr 2005 auf Wachstumskurs. Eine Ausnahme bildet die Corona-Delle zwischen 2020 und 2022. Schon im Jahr 2023 erreichte der deutsche Arbeitsmarkt die neue Rekordmarke von fast 46 Millionen Erwerbstätigen.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880