1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Neue Euro-Anleihen: Hohes Risiko für die EZB
Zeige Bild in Lightbox
(© Foto: Getty Images)
Markus Demary / Jürgen Matthes IW-Nachricht 30. Januar 2018

Neue Euro-Anleihen: Hohes Risiko für die EZB

Eine EU-Arbeitsgruppe hat gestern eine Machbarkeitsstudie für eine auf Staatsanleihen basierende Wertpapierklasse vorgelegt. Diese Wertpapiere sollen die Anfälligkeit des europäischen Bankensektors für Staatsschuldenkrisen verringern. Das Problem: Sollte es im Krisenfall zu Verwerfungen bei diesen Wertpapieren kommen, müsste am Ende doch wieder die Europäische Zentralbank (EZB) einspringen.

Eine der größten Schwachstellen der europäischen Währungsunion ist der Mangel an sicheren Wertpapieren. Dies löste in der letzten Staatsschuldenkrise eine Flucht in die Bundesanleihen aus, die von Investoren als sicherer Hafen angesehen werden. Durch den starken Kapitalabzug in den Krisenländern gerieten deren Banken jedoch unter massiven Druck. Mit den Sovereign Bond-Backed Securities (SBBS) sollen nun künstliche Anleihen mit drei Risikoklassen geschaffen werden: von ausfallsicher bis hoch-riskant. Die SBBS basieren auf Staatsanleihen der Euro-Mitgliedsländer – das heißt, eine Zweckgesellschaft kauft die Staatsanleihen auf und finanziert sie durch Ausgabe der SBBS. Im Falle des Zahlungsausfalls eines Landes werden zuerst die Käufer der ausfallsicheren Tranche bedient, während die Käufer der anderen beiden Tranchen die Verluste tragen.

Gerade die hochriskante Klasse der Junior-Bonds stellt ein Problem dar. Die Junior-Bonds sollen risikofreudige Investoren außerhalb des Bankensektors ansprechen, deren Schieflage im Fall einer Staatsschuldenkrise weniger bedrohlich wäre. Dabei wird allerdings übersehen, dass diese Investoren im Krisenfall ihre Anleihen abstoßen werden, so dass die Risikoprämien für Junior-Bonds in die Höhe schießen. Dadurch könnten auch die Banken, die die ausfallsichere Senior-Tranche halten, nervös werden und das Vertrauen in die Senior-Tranche verlieren. Das könnte das gesamte SBBS-Konzept gefährden: Denn wenn keine Junior-Bonds mehr am Primärmarkt gekauft werden, würde der gesamte Markt für Sovereign Bond-Backed Securities zusammenbrechen.

Da dieser Markt aber systemrelevant ist, müsste im Krisenfall wieder die EZB als Käufer letzter Instanz einspringen. Sie müsste die riskanten Junior-Bonds am Primärmarkt kaufen, um den reibungslosen Ablauf des SBBS-Marktes zu garantieren. Bei möglichen Verlusten käme es dann zur Vergemeinschaftung von Staatsschulden durch die Hintertür.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Banken werden klimaneutral – Welche Konsequenzen ergeben sich für Unternehmen?
Markus Demary / Simone Stangier* Veranstaltung 29. August 2024

Fin.Connect.NRW-Fachveranstaltung: Banken werden klimaneutral – Welche Konsequenzen ergeben sich für Unternehmen?

Die globalen Megatrends Demografie, Dekarbonisierung, Digitalisierung und De-Globalisierung treffen auf die Industrieregion NRW. Um den Strukturwandel erfolgreich zu bewältigen, müssen die Unternehmen in NRW jährlich 98 Mrd. Euro in Dekarbonisierung und ...

IW

Artikel lesen
Markus Demary Gutachten 11. Juli 2024

Wie hoch sind die Investitionsbedarfe in die klimaneutrale und digitale Transformation in NRW?

Für die Finanzierung der klimaneutralen und digitalen Transformation müssen in NRW jährlich mindestens 100 Mrd. Euro investiert werden. Dies ergab diese Meta-Analyse der vorhandenen Studien zum Investitionsbedarf in die Digitalisierung. Dabei fallen allein zur ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880