Aufgrund der Wirtschaftskrise ist die Zahl an Gründungen in Deutschland stark zurückgegangen. Dabei sind gerade junge Unternehmen und Start-ups wichtig, um schnell und kraftvoll aus der Krise zu kommen. Hier muss nun die Politik ansetzen und unterstützen.

Corona: Pandemie lässt Unternehmensgründungen einbrechen
Im Vergleich zum Vorjahr wurden im ersten Halbjahr 2020 rund 16 Prozent weniger Unternehmen gegründet, wie das Statistische Bundesamt am Montagmorgen mitteilte. Dabei sank die Zahl der größeren Gründungen um knapp neun Prozent, die der Kleingründungen ging um mehr als 20 Prozent zurück – insgesamt ist das mit Abstand der geringste Wert seit der Jahrtausendwende.
Virus sorgt für Stillstand
Doch es wird nicht nur weniger gegründet: Es müssen auch weniger Unternehmen schließen, trotz der schwerwiegenden Wirtschaftskrise. Das liegt zum Teil an der ausgesetzten Antragspflicht für Insolvenzen: Erst ab dem 30. September müssen sich insolvente Unternehmen wieder beim Amtsgericht melden. Zudem dürften Verzögerungen in der Arbeit der Gewerbeämter die Gründungs- und Schließungszahlen etwas gedrückt haben.
Insgesamt befindet sich die deutsche Unternehmenslandschaft momentan im Stillstand. Die Politik muss aufpassen, dass diese Starre nicht zum Dauerzustand wird. Denn gerade junge Unternehmen sind es, die mit neuen Ideen und Technologien auf den Markt kommen und so alteingesessenen Unternehmen Konkurrenz machen.
Deutschland muss gründungsfreundlicher werden
Im Mai hat die Bundesregierung bereits einen „Schutzschild“ für Start-ups in Höhe von zwei Milliarden Euro bereitgestellt. Junge innovative Unternehmen, die aufgrund der Corona-Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, können diese Hilfe beantragen – bislang wurden 614 Millionen Euro ausgezahlt. Doch Geld allein wird die geringen Gründungszahlen nicht ankurbeln. „Nach wie vor braucht es schnellere Genehmigungsverfahren, weniger Bürokratie, eine starke digitale Infrastruktur und mehr wirtschaftliche Bildung an Schulen“, sagt IW-Unternehmensexperte Klaus-Heiner Röhl. Innovation und technischer Fortschritt seien wichtige Bausteine, um schwungvoll aus der Krise zu kommen, so Röhl.

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