Die Europäische Kommission hat neue Zahlen zur Armut veröffentlicht. Demnach sind in Deutschland 15 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Die Definition ist allerdings weit gefasst – gleichzeitig zeigen die Zahlen eine erfreuliche Tendenz.
Armut: Risiko sinkt wieder
Die Europäische Kommission definiert Gefährdung von Armut oder sozialer Ausgrenzung so: Als gefährdet gilt, wer entweder in relativer Einkommensarmut lebt – also weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat – oder wer sich wichtige Grundbedürfnisse wie eine einwöchige Urlaubsreise nicht erfüllen kann. Als gefährdet gilt aber auch, wer in einem Haushalt mit sogenannter geringer Erwerbsintensität lebt.
Prinzipiell ist es sinnvoll, die Erwerbstätigkeit in die Armuts-Diskussion einzubeziehen. Schließlich steigt das Armutsrisiko vor allem bei denen, die nicht erwerbstätig sind. Allerdings hat sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren gut entwickelt, noch nie waren in Deutschland so viele Menschen beschäftigt. Damit ist die Gefahr der Armut und sozialer Ausgrenzung gesunken, in den vergangenen beiden Jahren um knapp einen Prozentpunkt auf 19 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit Jahren. Die EU-Erhebung berücksichtigt dabei die Einflüsse der Migration, die in den letzten Jahren wegen der noch nicht abgeschlossenen Integration einen Effekt auf die Gefährdungsquote hat, nur eingeschränkt.
Vor elf Jahren hat sich die EU zum Ziel gesetzt, die Zahl der von Armut Betroffenen bis 2020 um 20 Millionen zu senken. Vor allem die aufstrebenden mitteleuropäischen Länder helfen nun, dieses Ziel zu erreichen: In Polen, Rumänien und Bulgarien sind inzwischen rund sieben Millionen Menschen weniger von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Allerdings hat sich die Zahl der Betroffenen im gesamten Euroraum um knapp drei Millionen erhöht, vor allem durch den starken Anstieg in Italien, Spanien und Griechenland. In Deutschland ist sie um mehr als 800.000 gesunken.
Die Politik muss dabei helfen, den positiven Trend beizubehalten. So gibt es immer noch Problemfelder: Dazu gehört Langzeitarbeitslosigkeit, die beispielsweise durch eine intensivere Betreuung, Weiterbildung und vorübergehende Lohnsubventionen abgebaut werden könnte. Auch die Aufstiegschancen haben sich bisher kaum verbessert. Hier ist die Bildungspolitik gefragt: Bund und Länder könnten die frühkindliche Betreuung verbessern, mehr Ganztagsbetreuung anbieten, die Förderung an Schulen ausbauen und dafür sorgen, dass ausländische Abschlüsse schneller anerkannt werden.
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