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(© Foto: Gettyimages)
Christoph Schröder IW-Nachricht 30. Oktober 2019

Armutsgefährdung: Auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren

Gute Nachrichten von der europäischen Statistikbehörde Eurostat: In Deutschland sind weniger Menschen von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Demnach gibt es so wenig Betroffene wie seit zehn Jahren nicht mehr. Dazu hat maßgeblich der Rückgang bei der Unterbeschäftigung beigetragen.

Nach der Definition der Europäischen Kommission gilt als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wer entweder in relativer Einkommensarmut lebt, sich wichtige Grundbedürfnisse nicht erfüllen kann – beispielsweise eine einwöchige Urlaubsreise – oder in einem Haushalt mit geringer Erwerbsintensität lebt. Nach dieser Definition wäre auch der reiche Privatier, der von seinem Vermögen leben kann, gefährdet. Durch die weite Definition ergeben sich insgesamt hohe Gefährdungszahlen: In Deutschland waren im vergangenen Jahr 18,7 Prozent der Bevölkerung betroffen, EU-weit waren es 21,7 Prozent. 

Prinzipiell ist es sinnvoll, den Arbeitsmarkt bei der Armutsdiskussion mit zu betrachten: Die materiellen Armutsrisiken hängen stark von der Erwerbstätigkeit ab. Die Teilhabe am Erwerbsleben stellt eine wichtige Entfaltungsmöglichkeit dar. Vor allem durch die günstige Beschäftigungsentwicklung in den vergangenen Jahren ist die Gefährdungsquote in Deutschland in den letzten vier Jahren kontinuierlich um insgesamt knapp zwei Prozentpunkt gesunken. 2014 zählten rund 7,2 Prozent der Bevölkerung zu den Haushalten mit sogenannter geringer Erwerbstätigkeit, 2018 waren es nur noch 5,8 Prozent. Verglichen mit dem Stand von vor zehn Jahren ergibt sich sogar ein Rückgang von 2,8 Prozentpunkten.

Dennoch besteht bei der Armutsbekämpfung Handlungsbedarf. Wichtige Ansatzpunkte liegen hier in den Bereichen Bildung und Arbeitsmarkt: „Wir brauchen mehr Chancengerechtigkeit bei der Bildung“, sagt IW-Armutsexperte Christoph Schröder. „Dazu fehlen gut zugängliche und qualifizierte Betreuungsangebote, vor allem für die Kleinsten.“ Mit Nachqualifizierungsangeboten, Sprachförderung und ausbildungsbegleitenden Maßnahmen könnten die Einstiegs- und Aufstiegschancen für Personen mit Migrationshintergrund und aus bildungsfernen Elternhäusern verbessert werden. Gerade Schulen und Bildungseinrichtungen, die besonders viele Kinder mit hohem Unterstützungsbedarf betreuen, sollten mehr Personal und höhere Mittel zugewiesen werden. Mehr Anreize für Vollzeit-Beschäftigungen und eine höhere Betreuungsdichte für Langzeitarbeitslose könnten den Ausstieg aus dem Transferleistungsbezug erleichtern.

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