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Holger Schäfer auf umwelthauptstadt.de Interview 29. April 2013

Beschäftigungsaufbau geht 2014 weiter

Im Jahr 2013 legt die sehr guten Arbeitsmarktentwicklung der letzten Jahre eine Pause ein, sagt Holger Schäfer im Interview mit dem Internetportal umwelthauptstadt.de. Im nächsten Jahr erwartet der IW-Arbeitsmarktexperte aber eine konjunkturelle Belebung, die auch den Arbeitsmarkt erreicht.

Herr Schäfer, Sie sind Arbeitsmarktexperte im Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Verglichen mit der Situation am Arbeitsmarkt in 2012, wie steht Deutschland aktuell da?

Verglichen mit früheren Jahren ist die Arbeitsmarktlage ausgesprochen gut. Seit 2005 ist die Zahl der Arbeitslosen um 2 Millionen gesunken, die Zahl der Erwerbstätigen hat um 2,6 Millionen zugenommen. Für das Jahr 2013 erwarten wir eine Pause der sehr guten Arbeitsmarktentwicklung der letzten Jahre. Die Erwerbstätigkeit wird noch einmal leicht zunehmen, die Zahl der Arbeitslosen wird bei ca. 2,9 Millionen stagnieren. Im nächsten Jahr erwarten wir eine konjunkturelle Belebung, die dann auch wieder den Arbeitsmarkt erreicht.

Welchen Branchen geht es aktuell besonders gut, sodass auch Personal eingestellt wird?

Traditionell wächst die Beschäftigung am stärksten im Dienstleistungssektor. Als Jobmaschine hat sich vor allem das Segment der unternehmensnahen Dienstleistungen und das Sozialwesen erwiesen. Erfreulich an der gegenwärtigen guten Arbeitsmarktentwicklung ist, dass auch das verarbeitende Gewerbe Beschäftigung hinzugewinnt.

Welche Branchen werden sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren so gut entwickeln, dass ein nachhaltiger Personalbedarf entsteht?

Unternehmensnahe Dienste wie Wirtschafts-, Rechts- und Steuerberatung, Forschung und Entwicklung, Kommunikation usw. werden auch weiterhin an Bedeutung zunehmen. Ob der Sozialsektor weiter so stark zunimmt wie bisher, wird von den politischen Weichenstellungen abhängen. Plausibel erscheint, dass es mehr Beschäftigung im Bereich der Gesundheitsdienstleistungen geben wird.

Wie sehen Sie die Entwicklung am Arbeitsmarkt der erneuerbaren Energien?

Mein Eindruck ist, dass sich die Beschäftigung in Branchen, die Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien herstellen, in der jüngeren Vergangenheit nicht übermäßig günstig entwickelt hat. Eine zunehmende Verbreitung erneuerbarer Energien wird aber sicher weiteren Arbeitskräftebedarf erzeugen, etwa im Bereich der Netzinfrastruktur. Nicht zuletzt wird die Beschäftigungsentwicklung davon abhängen, inwieweit wir weiterhin willens und in der Lage sind, erneuerbare Energien zu subventionieren.

Wieviele Fachkräfte mit naturwissenschaftlich-technischem Hintergrund gibt es in Deutschland circa und wieviele müßte es geben, damit der Bedarf der Unternehmen gedeckt wäre?

In Deutschland gibt es ca. 2,3 Millionen so genannte MINT-Fachkräfte (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Die Fachkräftelücke in diesem Segment beträgt rund 90.000.

Einige Unternehmen machten jüngst Schlagzeilen durch die Schaffung von sogenannten 50Plus-Jobs, also Stellen für Menschen über 50. Was meinen Sie, sollten die Unternehmen mehr Wert auf die Erfahrung und das Wissen der Älteren legen und wie könnte das aussehen?

In den meisten Betrieben hat in dieser Hinsicht bereits ein Umdenken eingesetzt. Der Anteil der Erwerbstätigen an den 60 bis 64-jährigen hat sich in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt. In den kommenden Jahren drängen die geburtenstarken Jahrgänge vermehrt in das Segment der über 50-jährigen. Schon vor diesem demographischen Hintergrund wird die Beschäftigung Älterer zunehmen.

Welche Themen werden Sie in diesem Jahr noch beschäftigen?

Uns beschäftigen in diesem Jahr vor allem Fragen der sozialen Gerechtigkeit sowie die Beschäftigungsentwicklung in so genannten atypischen Erwerbsformen.

Zum Interview auf umwelthauptstadt.de

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